Tarifkonflikt Verdi lässt bis 8. März über Streiks bei Deutscher Post abstimmen

Im Tarifkonflikt bei der Post hat die Gewerkschaft nun zur Urabstimmung aufgerufen. Verdi schließt bis dahin aber auch weitere Streiks nicht aus.

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Für einen unbefristeten Arbeitskampf müssen mindestens 75 Prozent der Teilnehmenden der Abstimmung das Tarifangebot der Post ablehnen. Quelle: dpa

Nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen bei der Deutschen Post soll in drei Wochen Klarheit herrschen, ob es zu einem Arbeitskampf kommt. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ruft ab dem kommenden Montag bis zum 8. März ihre Mitglieder bei dem Unternehmen zur Urabstimmung über Streiks auf, wie Verdi am Mittwoch ankündigte. Das Ergebnis soll laut Verhandlungsführerin Andrea Kocsis am 9. März bekanntgegeben werden.

Verdi sei auch während der Abstimmung arbeitskampffähig. Es gebe Debatten, dass während einer Urabstimmung nicht gestreikt werden dürfe, sagte Kocsis am Dienstagabend: „Das ist unzutreffend.“

Die stellvertretende Verdi-Vorsitzende ließ offen, wie schnell es im Fall des erwarteten Votums der Mitglieder für einen Arbeitskampf zu Streiks kommen könnte. Dies werde nur kurzfristig bekanntgegeben. „Allerdings kann ich auch sagen, dass der Ton jetzt natürlich viel rauer geworden ist als während der Warnstreiks“, sagte Kocsis. Die Post nehme für sich in Anspruch, ein historisch hohes Angebot gemacht zu haben: „Ja, das ist auch zutreffend. Aber es gibt auch eine historisch hohe Inflation, und deswegen muss man jetzt mal abwarten.“

Für einen unbefristeten Arbeitskampf müssen mindestens 75 Prozent der Teilnehmenden der Abstimmung das Tarifangebot der Post ablehnen. Von den rund 160.000 Tarifbeschäftigten bei dem Unternehmen sind laut Kocsis weit über 100.000 gewerkschaftlich organisiert. Die Tarifkommission der Gewerkschaft hatte am vergangenen Freitag die Verhandlungen für gescheitert erklärt.

Die angebotenen Lohnerhöhungen über eine Laufzeit von zwei Jahren bis Ende 2024 reichen aus Sicht von Verdi nicht aus, um die Reallohneinbußen durch die hohe Inflation auszugleichen. Das Post-Angebot belaufe sich über alle Lohngruppen hinweg auf etwa 9,9 Prozent mehr Geld über 24 Monate, sagte Kocsis: „Das ist weit von dem entfernt, was wir gefordert haben.“

Verdi verlangt eine Entgelterhöhung von 15 Prozent bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von zwölf Monaten. Dies sei erforderlich, um Reallohneinbußen der Jahre 2022 und 2023 auszugleichen. Verdi legt dabei laut Kocsis für 2023 eine Inflationserwartung von 8,7 Prozent zugrunde. Für 2022 beziffert sie den realen Kaufkraftverlust auf 5,9 Prozent, da es bei einer Inflation von 7,9 Prozent aus der vorherigen Tarifrunde eine Lohnerhöhung um zwei Prozent gegeben habe.

Die Bundesregierung erwartet für das laufende Jahr eine geringere Inflation. Im Jahreswirtschaftsbericht Ende Januar etwa ging Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) von einer Teuerung in Höhe von 6,0 Prozent aus.

Verdi argumentiert aber, dass untere und mittlere Einkommen von Preissteigerungen stärker betroffen seien und geringere Reserven hätten. Fast 90 Prozent der Tarifbeschäftigten bei der Post seien in den Lohngruppen eins bis drei. Das monatliche Grundentgelt betrage für sie zwischen 2108 Euro und 3090 Euro brutto.

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