Tengelmann-Chef Haub zur Supermarkt-Fusion „Ende Juli ist eine Deadline“

Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub verliert die Geduld. Er drängt auf eine schnelle Einigung, was die Fusion seiner Supermarktkette mit dem Markführer Edeka betrifft. Droht dem Konzern sonst doch die Zerschlagung?

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Fußballfan und Supermarktchef: Karl-Erivan Haub sorgt sich um die Fusion seiner Kette mit dem Marktführer Edeka. Quelle: dpa

Mülheim an der Ruhr Die Platzierung der Banner mit den Namen der Tochterunternehmen hat Symbolcharakter. Die Marken Obi und Kik sind rechts und links vom Podium platziert. Das Banner mit der Marke Kaiser's Tengelmann hängt verschämt im Vorraum, direkt neben der Tür wo es nach draußen geht.

Viel lieber als über Kaiser's will Karl-Erivan Haub über das Halbfinale der Fußball-EM am Abend reden. Schon beim Einmarsch trägt er neben dem Tengelmann-Fähnchen einen Deutschland-Wimpel in der Hand: „Wir befinden uns zwischen Brexit-Schock und EM-Hoffnung.“

So sehr sich Haub über den Brexit ärgert, eine Belastung für Tengelmann sieht er dadurch nicht. „Der Brexit belastet die Börsen, aber ich denke nicht, dass er Einfluss auf unser Geschäft haben wird. Der Konsum wird dadurch nicht sinken und wir haben zum Glück kein Geschäft in Großbritannien.“ Aber eine Lehre sollten die Menschen nach Ansicht von Haub aus der Sache ziehen: „Es ist ein Warnschuss, nicht auf Populisten zu hören.“

Haub drängt auf ein rasches Ende im Ringen um die Fusion seiner Supermarktkette Kaiser's Tengelmann mit dem Marktführer Edeka. „Es muss zu einer Klärung kommen“, fordert er. „Ende Juli ist eine Deadline, an der ich wissen will, ob es vorangeht“, betont er. Indirekt droht er erneut mit einem Aus für die Supermarktkette, sollte die Fusion nicht zustande kommen. Ohne eine Einigung gebe es für Kaiser's Tengelmann „verschiedene Möglichkeiten, aber keine sympathischen“. Haub zeigt sich aber optimistisch, dass „die notwendigen Tarifverträge bis Ende des Monats vorliegen können“.

Edeka und Haub hatten die Fusionspläne vor 21 Monaten besiegelt. Doch die Umsetzung zieht sich hin. Das Kartellamt legte sein Veto ein, im März hebelte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel dieses nach langer Prüfung aus. Seine Ministererlaubnis verknüpfte er aber mit Auflagen – Gabriel pocht unter anderem darauf, dass Edeka mit allen Arbeitnehmern rechtssichere Tarifverträge vereinbart, die über fünf Jahre betriebsbedingte Kündigungen ausschließen.

Edeka verhandelt nun seit gut vier Monaten mit den Arbeitnehmern über die Umsetzung der Auflagen. In Nordrhein-Westfalen waren für Anfang Juli vereinbarte Verhandlungstermine zuletzt geplatzt. Die Gewerkschaft Verdi hatte Edeka dort vorgeworfen, zentrale Auflagen der Ministererlaubnis zu missachten. Nun soll es aber neue Gespräche geben, hatte Verdi angekündigt. Haub selbst sitzt als Verkäufer bei den Verhandlungen nicht mit am Tisch.

„Die Menschen wollen endlich Taten sehen, es kann keine unendliche Geschichte geben“, fordert er mit Blick auf die rund 8.000 Beschäftigten bei Kaiser's Tengelmann. Er werde sich in einer außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrats am 13. Juli über den Stand berichten lassen.

„Irgendwann ist Schluss“, fügt er hinzu. Die Umsätze bei Kaiser's Tengelmann schrumpften, auch schreibe die Kette rote Zahlen: „Die Verluste sind bitter.“ Die anderen Unternehmensteile bei Tengelmann müssten die Kette subventionieren. Haub will dem Lebensmittelgeschäft mit dem Verkauf der Supermärkte den Rücken kehren, er setzt auf Ketten wie die Obi-Baumärkte oder den Textilhändler Kik. Im kommenden Jahr, dem 150. der Unternehmensgeschichte, soll das Kapitel Kaiser's Tengelmann für ihn beendet sein.

Zudem investiert Tengelmann auch in Internet-Unternehmen – unter anderem halten die Mülheimer einen Anteil von knapp unter fünf Prozent am Online-Händler Zalando oder sind mit einer kleinen Beteiligung bei Uber eingestiegen. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Gruppe einen Umsatz von 8,24 Milliarden Euro, der operative Ertrag (Ebitda) sei um zehn Prozent gestiegen.

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