Textilhandel Brutaler Umbruch im Modemarkt – So wollen C&A und Co. überleben

Etablierte Modekonzerne wie C&A, Gerry Weber und Esprit sind in Schwierigkeiten. Vor allem Discounter rollen den Textilmarkt auf.

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H&M, Esprit, C&A: Mit diesen Problemen kämpfen die Modekonzerne Quelle: dpa

Düsseldorf Alain Caparros will C&A mit einer Doppelstrategie wieder auf Erfolgskurs bringen: Der seit Sommer amtierende neue Chef plant, Discounter wie Primark mit preiswerten Produkten anzugreifen. „Ich denke an etwa 50 Textilien im Niedrigpreissegment“, sagte er dem Handelsblatt im ersten Interview nach seinem Amtsantritt.

Außerdem will Caparros, der seit August das Europageschäft des Düsseldorfer Unternehmens führt, erstmals auch Marken anderer Hersteller anbieten. „Wir müssen ganz gezielt bekannte Labels integrieren, die unsere Attraktivität nach oben abrunden“, kündigte er an. Er will deshalb zahlreiche Fremdmarken gezielt in seinen 1.473 Shops verteilen.

Es ist der Versuch von Caparros, C&A in einem Modemarkt, in dem gerade ein brutaler Umbruch stattfindet, wieder auf Erfolgskurs zu bringen. „Auch alte, bislang erfolgreiche vertikale Konzepte müssen sich erneuern, wie das Beispiel H&M zeigt“, sagt Michael Hauf, geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung Hachmeister + Partner.

Der schwedische H&M-Konzern hat das Onlinegeschäft vernachlässigt und zu spät auf Konkurrenten reagiert. Vor kurzem musste sich deshalb Vorstandschef Karl-Johan Persson von Aktionären heftige Kritik an dem Absturz einer der Ikonen der schwedischen Wirtschaft gefallen lassen.

Zu den Gewinnern des Umbruchs gehören hingegen Discounter. Vor allem die irische Billigkette Primark eröffnet einen Laden nach dem anderen und zieht die Massen an. Der Kette mit den Tiefpreisen gelingt es, den Konkurrenten viele junge Leute abzujagen.

Und das Unternehmen treibt seine Expansion voran. Heute verkaufen die Iren bereits T-Shirts, Mäntel und Jeans in 25 Filialen in Deutschland und erzielte zuletzt einen Umsatz 750 Millionen Euro. Vor kurzem kündigte Deutschland-Chef Wolfgang Krogmann an, dass demnächst noch Läden in Ingolstadt und München eröffnen. „Außerdem sind Eröffnungen in Bonn, Wuppertal, Berlin und Kiel in der Pipeline“, sagte er dem Branchenblatt „Textilwirtschaft“.

Doch nicht nur auf der Billigschiene wächst die Konkurrenz. Unternehmen aus der sogenannten kommerziellen Mitte des Marktes wie S.Oliver aus Würzburg oder Tom Tailor aus Hamburg werden von neuen Spielern von oben angegriffen. So dehnen Ketten, die auf reduzierte hochwertigere Marken setzen, ihr Netz aus. Der US-Konzern TJX Companies hat bereits 121 Läden seiner Kette TK Maxx in Deutschland eröffnet.

Und auch die kanadische Kaufhof-Mutter HBC versucht, ihre Rabatt-Kette Saks Off 5th in Deutschland durchzusetzen. Sie kündigte im vergangenen Jahr an, in Deutschland sei Potenzial für 40 Filialen. Fünf hat sie bereits in Städten wie Düsseldorf und Frankfurt eröffnet, an diesem Donnerstag folgt Bonn.

Diese neuen Spieler machen etablierten wie Gerry Weber das Leben schwer. Der westfälische Konzern hat sich wie manche Modemarke mit einer übertriebenen Expansionsstrategie übernommen. Jetzt müht sich Vorstandschef Ralf Weber, der Sohn des Firmengründers, das Filialnetz auszudünnen.

Das ist nicht leicht. Vor kurzem musste er schon das zweite Sanierungsprogramm auflegen, um das Unternehmen wieder dauerhaft profitabel zu machen. Er versprach zwar erneut, „alle dafür erforderlichen Maßnahmen konsequent umzusetzen“.

Doch ein Turnaround ist schwierig, wie das Beispiel Esprit zeigt. Das Unternehmen aus Ratingen bei Düsseldorf versucht, seit fünf Jahren sich zu sanieren. Es leidet aber noch immer unter den Fehlern der Vergangenheit, als es Esprit-Mode quasi an jeder Häuserecke zu kaufen gab und so das Markenprofil beschädigte. Am Mittwoch musste Esprit-Chef José Manuel Martínez seinen Chefposten abgeben.

Aber Esprit gibt es immerhin noch. Denn manches andere Unternehmen wie die Steilmann-Gruppe sind vom Markt verschwunden oder mussten Insolvenz anmelden. „Die Konzentration im deutschen Modemarkt ist noch nicht abgeschlossen“, sagt Dirk Damegger, Managing Director für den Bereich Consumer und Retail des M&A-Investmentbanking des US-Unternehmens Raymond James. Er erwartet, dass „manches Modeunternehmen, das zu stark auf nur eine Marke setzt, wird noch in Schwierigkeiten geraten.“

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