Textilhandel Wie C&A die Kunden zurückerobern will

Der Umbruch im Textilhandel stellt besonders C&A vor große Herausforderungen. Zuletzt schrumpften im Wettbewerb mit Primark, H&M und Co. die Umsätze des Familienimperiums. Doch jetzt will C&A den Trend umkehren.

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„C&A hat sich schon mehrfach neu erfunden und selbst aus dem Sumpf gezogen.“ Quelle: dpa

Düsseldorf Der Textilhandel in Deutschland ist im Umbruch. Ketten wie Primark, H&M und Zara überfluten den Markt mit modischen Kollektionen zu Billigpreisen. Der Online-Handel wächst und wächst. Und selbst Lebensmitteldiscounter wie Aldi oder Lidl gehen mit Designerkollektionen und Kaschmir-Pullovern auf Kundenfang.

Das ist auch an C&A, einem der bekanntesten Namen im deutschen Textilhandel, nicht spurlos vorübergegangen. „Nach einer langen Zeit des Wachstums sind unsere Umsätze in den vergangenen Jahren zurückgegangen“, berichtete C&A-Europa-Chef Philippe Brenninkmeijer dem Branchenfachblatt „Textilwirtschaft“. Ein ungewöhnliches Eingeständnis für das eigentlich äußerst verschwiegene Familienunternehmen.

Doch wollte der Unternehmer wohl ein Zeichen setzen. „Bisher konnten wir mit den Rückgängen umgehen, aber auf Dauer ist so etwas nicht nachhaltig“, sagte Brenninkmeijer. „Deshalb sind wir entschlossen, den Trend umzukehren.“

Die Probleme bei dem Traditionsunternehmen sind zum Teil die Folge der radikalen Veränderungen im deutschen Textilhandel. Galt C&A früher ganz selbstverständlich als erste Adresse für den preiswerten Einkauf von Bekleidung für die ganze Familie, so tummeln sich im Billigsegment inzwischen immer mehr Wettbewerber - aus Sicht vieler Jugendlicher mit deutlich mehr modischem Anspruch, etwa Primark oder H&M. Und auch Mode-Outlets machen Jagd auf preisbewusste Kunden. Der Markt ist einfach härter geworden.

Teils sind die Probleme aber auch hausgemacht. Wie viele andere Händler habe C&A „die Geschwindigkeit unterschätzt, mit der sich der Modehandel in Richtung Online-Umsätze verändert“, räumt Brenninkmeijer ein. „Kein Zweifel, darauf hätten wir eher reagieren müssen.“


C&A muss sein Sortiment aufmöbeln

Um aus dem Abwärtstrend herauszukommen, will C&A in den nächsten Jahren eine Milliarde Euro investieren. Im Online-Handel plant das Unternehmen, seine Umsätze innerhalb von vier Jahren zu verdreifachen. Und auch die Filialen sollen attraktiver werden. Bis Ende 2017 werde bereits ein Drittel der Geschäfte modernisiert sein, bis 2021 rund 80 Prozent, heißt es. Außerdem will C&A wieder verstärkt in Werbung investieren. Ziel sei es, „bis 2021 ein robustes Wachstum zu erzielen“.

Doch ob das Ganze so funktioniert wie erhofft, ist eine andere Frage. Der Marketingexperte Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU sieht jedenfalls große Hürden vor dem Familienunternehmen. „C&A hat kein klares Image. Die Kunden wissen nicht, wofür C&A steht“, bemängelt er. Die Konkurrenz sei dem Unternehmen enteilt. Primark oder H&M seien als Marken stärker und böten modischere Kollektionen. Online gelte für Zalando das Gleiche.

Für den Marketing-Experten steht fest: C&A muss als Marke begehrenswerter werden und sein Sortiment aufmöbeln, um wieder Tritt zu fassen. Doch das ist kein einfaches Unterfangen. „Eine Marke zu erneuern, ist ein langwieriger Prozess. Das dauert mindestens fünf Jahre. C&A hat wirklich eine große Herausforderung vor sich“, meint der Fachmann.

Dennoch spricht einiges für ein Comeback des Traditionsunternehmens, ist der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein überzeugt. Schließlich sei die Kapitalkraft der Familie Brenninkmeijer, die noch immer zu den reichsten Clans Europas zähle, ungebrochen.

Und das Unternehmen sei bekannt dafür, einmal getroffene Entscheidungen konsequent umzusetzen. Heinemann betont: „C&A hat sich schon mehrfach neu erfunden und selbst aus dem Sumpf gezogen.“

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