Textillieferant Multiline "... sonst gibt's eins auf die Mütze"

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Fortwährender Exodus der Mitarbeiter

Ghassan Arab mit Bill Clinton Quelle: Multiline

Arab, gebürtiger Syrer mit deutschem Pass, ist mit Multiline schnell gewachsen. Er hatte die deutsche Dependance 1988 gegründet, sie zu einem kleinen Imperium mit Ablegern in Bangladesch ausgebaut und war zum Zeugwart der großen deutschen Handelsketten aufgestiegen. Doch inzwischen wachsen in der Branche die Zweifel an der Erfolgsstory. Arab riskiert lieber Ordnungsstrafen, als dass er seine Jahresabschlüsse veröffentlicht. Was dran ist an seinen Umsätzen von angeblich mehr als einer Milliarde Euro, die in Branchenblättern kursieren, weiß niemand.

Wilde Zeiten

Unübersehbar ist, dass bei Multiline das Arbeitsklima auf einem Tiefpunkt angelangt ist. Personalvermittler ziehen sich von dem Unternehmen zurück. „Das ließ sich mit unseren ganzheitlichen Werten nicht mehr in Einklang bringen“, sagt ein Rekrutierer. Arab räumt auf Anfrage ein, dass es bei Multiline eine „wilde Phase zwischen Ende 2011 und Anfang 2012 gegeben“ habe, in der „viele Leute rein- und rausgegangen seien“. Diese sei „Gott sei Dank schon lange vorbei“. Heute sei er „sehr stolz“, eine „sehr gute Arbeitsatmosphäre zu haben“.

Fakt ist: Der Exodus will nicht enden. Seit Januar haben erneut mindestens sechs Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. Mehr als ein Dutzend Ex-Multiliner berichten übereinstimmend von Degradierungen, schlechtem Arbeitsklima, mangelhafter Einarbeitung und vom ruppigen Umgangston des Inhabers. So stellte Arab der Belegschaft in Düsseldorf eine neue Abteilungsleiterin per E-Mail mit folgenden Worten vor: „Frau P. ist eure neue Chefin.

Sie hat jedoch keine Zeit für euch, deshalb organisiert euch bitte selber. Sonst gibt sie euch ggf. einen auf die Mütze.“ Arab findet daran nichts Anrüchiges. Die berufliche Zusammenarbeit sei manchmal vergleichbar mit einer Ehe. „Viele Ehen sind glücklich und zufrieden, dennoch gehen manche Ehen auseinander.“ Auch habe er leider mehr per Bauchgefühl und persönlichem Eindruck eingestellt, statt auf die Qualifikation zu achten.

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