Thalia bekommt neue Eigentümer Vom Sorgenkind zum trendigen Geschäft

Der Finanzinvestor Advent gibt seine Beteiligung an Thalia ab. Ein Eigentümerkonsortium unter Führung einer Verlegerfamilie übernimmt. Doch auch die Douglas-Gründerfamilie Kreke bleibt als Aktionär an Bord.

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Die Eigentümerstruktur der Buchhandelskette ändert sich. Quelle: dpa

Düsseldorf Es war am 16. Oktober 2012, einem Montag. Da saß Henning Kreke, Chef der Douglas-Gruppe, im Düsseldorfer Industrieclub und verkündete Großes. Der Finanzinvestor Advent hatte ein Übernahmeangebot für das Hagener Handelsimperium vorgelegt – und sicherte sich in den Wochen danach die Mehrheit. Seitdem treibt Advent gemeinsam mit der Gründerfamilie Kreke, die nach dem Einstieg des Finanzinvestors mit 20 Prozent an der Douglas-Gruppe beteiligt blieb, den Verkauf der einzelnen Geschäftsbereiche voran.

Nach den Parfümerien, Juwelieren, Modehäusern und Konfiserien bekommt nun zu guter Letzt auch das einst größte Sorgenkind, die Buchhandelskette Thalia, einen neuen Eigentümer.

Wie die Beteiligten in einer Pressemitteilung bekanntgaben, übernimmt ein Eigentümerkonsortium um die Verlegerfamilie Herder aus Freiburg im Breisgau die Mehrheitsbeteiligung an Thalia von Advent. Zum Konsortium gehören auch Thalia-Chef Michael Busch und Unternehmer Leif Göritz. Letzterer sitzt im Beirat des Verlagshauses Herder und werde seine Digitalexpertise künftig als Vorsitzender des Aufsichtsrats bei Thalia einbringen, heißt es. Die Familie Kreke bleibt auch künftig als Minderheitsaktionär beteiligt.

Die genaue Verteilung der Anteile wurde nicht genannt, auch nicht der Kaufpreis. Es handele sich um einen Betrag im niedrigen dreistelligen Millionenbereich, hieß es in Kreisen des Unternehmens. Die Kartellbehörden müssen dem Verkauf noch zustimmen.

„Wir haben unsere Pläne mit den einzelnen Teilen der Douglas-Gruppe deutlich schneller umgesetzt als zu Beginn geplant und alles erreicht, was wir uns vorgenommen haben“, sagte Ranjan Sen im Interview mit dem Handelsblatt. Er ist Managing Partner von Advent in Frankfurt und hat sich intensiv um das Douglas-Investment gekümmert, das nun mit dem Verkauf der zuletzt verbliebenen Buchhandlungen endet. „Wir hatten anfangs insgesamt fünf bis sieben Jahre als Halteperiode veranschlagt, nun sind es nicht einmal vier Jahre. Und mit der Herder-Familie haben wir auch für Thalia einen sehr guten Käufer gefunden.“

Der Familie Herder ist eine der ältesten Verlegerfamilien in Deutschland. Ihr gehört das gleichnamige christlich geprägte Verlagshaus, das 1801 von Bartholomä Herder gegründet wurde. Seit 1999 steht Manuel Herder in sechster Generation an der Spitze. Neben Büchern und Lexika werden mehrere religiöse und pädagogische Zeitschriften verlegt.

„Thalia hat als führender Buchhändler im deutschsprachigen Raum immer wieder unter Beweis gestellt, dass es Trends und Veränderungen im Buchhandel früh erkennen und erfolgreich gestalten kann“, ließ Manuel Herder mitteilen. „Die intensiven Gespräche der vergangenen Wochen haben gezeigt, dass wir mit der Familie Kreke und dem Managementteam um Michael Busch die gleichen Werte und langfristige Vision für Thalia teilen.“


Thalia hat eine Alternative zu Amazons Kindle

Advent-Manager Sen sieht das Unternehmen, das der Konkurrenz aus dem Internet lange Zeit kaum etwas entgegenzusetzen hatte und in der Vergangenheit tiefrote Zahlen schrieb, wieder auf Kurs. Filialen wurden mit einem neuen Ladenbaukonzept modernisiert und Flächen verkleinert. Zudem wurde das Thema Cross-Channel – also die Verknüpfung aller Verkaufskanäle, von Filiale bis zum Internet – vorangetrieben.

Mit dem E-Book-Reader Tolino, der zusammen mit Hugendubel, Weltbild, Der Club und der Deutschen Telekom aufgelegt wurde, bietet Thalia eine Alternative zu Amazons Kindle. Das Unternehmen mit 280 Buchhandlungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz meldete zuletzt für das Geschäftsjahr 2014/15 auf vergleichbarer Fläche ein Umsatzplus um zwei Prozent. Absolute Zahlen nennt Thalia nicht mehr. Zuletzt wies das Unternehmen 2013 einen Umsatz von 915 Millionen Euro aus.

Die Umsätze im deutschen Buchmarkt sind seit Jahren relativ stabil, sie haben seit 2005 ganz leicht um 0,3 Prozent zugelegt. Im vergangenen Jahr jedoch ging der Umsatz nach Angaben des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels um 1,4 Prozent auf 9,2 Milliarden Euro zurück. Wichtigster Vertriebsweg ist immer noch der stationäre Buchhandel, doch sein Anteil ist rückläufig. So setzte er 2015 nur noch 4,43 Milliarden Euro um. Damit sank sein Anteil am Gesamtmarkt von 49,2 auf 48,2 Prozent.

Deutliche Zuwachsraten hat dagegen der Internet-Buchhandel. Er legte im vergangenen Jahr um sechs Prozent zu. Darin ist aber auch das Onlinegeschäft der stationären Buchhandlungen enthalten. Sie machen im Schnitt bereits mehr als 17 Prozent ihres Geschäfts im Netz.

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