Die hat Schulenberg zu einer Gewinnmaschine ausgebaut, die mittlerweile gut die Hälfte des Geschäfts rund um ein Musik- und sonstiges Ereignis abgreift. Motor des Profits ist dabei das Internet, das CTS Eventim virtuos einsetzt. „Die Wertschöpfung ist im Internet-Vertrieb sechsmal höher als beim klassischen stationären Verkauf“, sagt Schulenberg. „Dafür haben wir in den vergangenen Jahren mehr als 100 Millionen Euro in unsere IT-Systeme gesteckt.“ 240 der insgesamt 1800 Mitarbeiter tun nichts anderes, als ein Buchungssystem zu optimieren, auf das drei Millionen Kunden gleichzeitig zugreifen können. Noch läuft der Vorverkauf meist über den Schalter. Doch das ändert sich: 2013 verkaufte CTS jede fünfte Karte online – 16 Prozent mehr als 2012.
Da CTS online nicht mit anderen teilen muss, kann das Unternehmen bis zu 40 Prozent des eigentlichen Kartenpreises als Zusatzumsatz von den Kunden kassieren. Das sei „leicht verdientes Geld, ohne irgendein wirtschaftliches Risiko zu tragen“, sagt der Berliner Veranstalter und Buchautor Berthold Seliger („Das Geschäft mit der Musik“). „To scalp the fans“, würden das die Amerikaner nennen, so Seliger: „Den Kunden wird das Fell über die Ohren gezogen.“
In der Praxis funktioniert das so: In der Regel kassiert CTS Eventim wie die meisten Vorverkaufsstellen 10 bis 15 Prozent des Ticketpreises als Vorverkaufsgebühr. Als Nächstes verlangt Schulenberg von den stationären Vorverkaufsstellen, die Tickets über CTS Eventim beziehen, eine sogenannte Systemgebühr bis zu zwei Euro pro Karte. Für die Buchung selbst kassiert CTS Eventim bis zu zwei weitere Euro.
Wer das Ticket am heimischen PC ausdrucken will, zahlt für diesen einzigen Knopfdruck weitere 2,50 Euro. Wer es per Post möchte, zahlt CTS für das Eintüten des Tickets und Freistempeln des Couverts 4,90 Euro. Eine Ticketversicherung, die beim Bestellvorgang praktischerweise mit Häkchen aktiviert ist, bringt CTS weitere 3,50 Euro.
„Eventim hat ein Gebührenmodell gesellschaftsfähig gemacht, das alle Mitbewerber mehr oder weniger kopieren“, sagt Branchenkenner Hans-Wolfgang Trippe aus Bad Münstereifel bei Bonn. Dabei bringt das Veranstalten von Konzerten und sonstigen Ereignissen vor allem Umsatz, der Verkauf der Tickets dagegen den großen Gewinn
Junge mit Mundharmonika
So entfielen 2013 fast 60 Prozent des Umsatzes von 628,3 Millionen Euro auf das Veranstaltungsgeschäft. Hier geht CTS Eventim das Wagnis ein, für viel Geld etwa Rockgruppen zu engagieren, Hallen zu mieten und Werbung zu schalten, in der Hoffnung, die Ausgaben durch den Ticketverkauf einzuspielen. Risikolos ist dagegen der Verkauf von Tickets, bei dem der Händler weder in Vorkasse treten noch Ware auf eigene Rechnung erwerben und losschlagen muss.
Folge: Während das Veranstaltungsgeschäft 60 Prozent des Umsatzes bringt, stammten drei Viertel des Gewinns aus dem Ticketverkauf. Der Profit vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen im Gesamtkonzern machte 2013 einen Sprung um fast 14 Prozent auf 136,3 Millionen Euro. Kein Wunder, dass „mittelfristig die Hälfte des gesamten Ticketvolumens über das Internet verkauft werden soll“, wie Schulenberg ankündigt.