Ticketpreise sinken Fliegen wird wieder billiger

Kaum ist die insolvente Air Berlin zerlegt, da zeigt sich: Der Wettbewerb im deutschen Luftverkehr funktioniert offenbar wieder. Die Ticketpreise normalisieren sich – das liegt vor allem an einem Anbieter.

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Der Billigflieger lässt die Preise im deutschen Luftverkehr sinken. Quelle: dpa

Frankfurt Verspätetes Weihnachtsgeschenk für Flugreisende: Der Wettbewerb im deutschen Luftverkehr funktioniert offenbar wieder. Waren die Flugpreise unmittelbar nach Einstellung des Betriebs von Air Berlin Ende Oktober teilweise explodiert, pendeln sie sich im Januar wieder weitgehend auf Normalniveau ein. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Stichprobe des Verbraucherportals Mydealz, die dem Handelsblatt vorliegt.

Danach kosten Hin- und Rückflug innerhalb Deutschlands an einem der vier Januar-Wochenenden im Durchschnitt 117,29 Euro. Das sind 1,44 Prozent weniger als im Oktober vergangenen Jahres, als die Air-Berlin-Flugzeuge noch in der Luft waren. Gegenüber dem Durchschnittspreis im vergangenen November – also unmittelbar nachdem Air Berlin seine Flugzeuge endgültig geparkt hatte – beträgt das Minus sogar 29 Prozent.

Einzig Geschäftsreisende müssen auch im Januar noch tiefer in die Tasche greifen, allerdings in einem überschaubaren Ausmaß. Laut Mydealz kosten innerdeutsche Tickets mit mehr Privilegien im Januar durchschnittlich 2,8 Prozent mehr als vor dem Aus von Air Berlin. Auch hier ist allerdings eine Normalisierung zu beobachten. Gegenüber November sind die Ticketpreise um 18,5 Prozent gefallen.

Unmittelbar nach der Einstellung der Flugbetriebs von Air Berlin Ende Oktober waren die Ticketpreise auf einigen Strecken massiv gestiegen. Grund war eine Kombination aus erhöhter Nachfrage bei gleichzeitig deutlich reduziertem Angebot. Weil Flugpreise automatisch je nach Buchungslage berechnet werden, führte das dazu, dass die Passagiere gerade bei kurzfristigen Reisen deutlich tiefer in die Tasche greifen mussten, weil schon fast alle Plätze vergeben waren. Zwar wies die Lufthansa darauf hin, dass man am eigenen Preissystem nichts geändert habe. Dennoch sah sich Europas größte Airline massiver Kritik ausgesetzt. Zurzeit untersucht das Bundeskartellamt einen möglichen Marktmissbrauch.

Die Stichprobe von Mydealz zeigt nun, dass für eine endgültige Bewertung der Marktsituation erst die komplette Neusortierung auf Airline-Seite abgewartet werden sollte. So machen die Experten des Portals vor allem Easyjet für die Entspannung an der Preisfront verantwortlich. Der britische Billiganbieter hat sich große Teile der Air-Berlin-Basis in Berlin gesichert, konkret Start- und Landerechte sowie 24 Flugzeuge. Seit Jahresbeginn werden diese Maschinen sukzessive in die eigene Flotte integriert, entsprechend wird der Flugplan in Deutschland ausgeweitet. „Der mit Easyjet wieder erstarkende Wettbewerb erweist sich als Glücksfall für Reisende“, heißt es in der Studie.

Allerdings geben die Durchschnittspreise nur einen Trend wieder. Je nach Strecke sind die Preisentwicklungen sehr unterschiedlich. Beispiel Ferienflüge: Wer im Januar an einem Werktag nach Mallorca fliegen will, zahlt ab Düsseldorf 80 statt 240 Euro wie im Oktober und ab Hamburg sogar nur 30 statt 231 Euro. Hier macht sich der Wettbewerb zwischen Easyjet und der Lufthansa-Tochter Eurowings bemerkbar. Auch auf der „Rennstrecke“ zwischen Frankfurt und Berlin macht sich das bezahlt. Easyjet ruft hier zum Beispiel 87,67 Euro auf, weniger als jene 92 Euro, die Air Berlin in aktiven Zeiten verlangte. Lufthansa fordert 143 Euro.

Dagegen werden für die Verbindung zwischen Hamburg und München 147 Euro fällig, im Oktober waren es noch 82 Euro. Und wer im Januar statt nach Mallorca lieber nach Teneriffa möchte, muss ab Berlin 360 statt der 204 Euro bezahlen, die noch im November fällig gewesen waren. Der Preis für einen Ferienflug von Köln nach Gran Canaria hat sich gegenüber November sogar mehr als verdoppelt – von 130 auf 280 Euro. Das liegt zum einen an der normalen saisonalen Nachfrage, aber eben auch der Wettbewerbssituation. Easyjet steuert nämlich Ziele wie Gran Canaria nicht direkt von einem deutschen Flughafen aus an.

Dennoch sprechen die Experten von Mydealz von einem durchaus vielversprechenden Trend für Reisende gerade am Wochenende: Sie müssten im Januar meistens weniger für Flüge bezahlen als noch im November oder Oktober vergangenen Jahres. Und diese Entwicklung dürfte sich fortsetzen. Denn nach einer erfolgreichen Übernahme der Air-Berlin-Tochter Niki durch den Billig-Anbieter Vueling, einen Ableger der Airline-Holding IAG, wird sich der Wettbewerb an deutschen Flughäfen auf weiteren Strecken verschärfen.

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