Tönnies, Fischer Dübel,.. Streit in Familienunternehmen
Sie sind Vater und Tochter, Onkel und Neffe oder Bruder und Schwester - doch außer ihrer familiären Bande haben sie nichts mit einander gemein. Dafür streiten sie um Macht und Geld. Die prominentesten Familienzwistigkeiten.

Tönnies
Im Schlachtimperium tobt ein verbissener Streit um Gesellschaftsanteile. Onkel Clemens und Neffe Robert halten jeweils 50Prozent. Doch Robert fordert einen fünfprozentigen Firmenanteil zurück, den er Clemens Ende 2008geschenkt hatte. Der Neffe wirft dem Onkel groben Undank vor, weil dieser sich privat an Schweinemastbetrieben in Russland sowie an Deutschlands größtem Wursthersteller Zur Mühlen beteiligte, der Marken wie Böklunder und Redlefsen produziert.
Aus Sicht von Robert und seinem Anwalt Mark Binz hat Clemens Tönnies auf diese Weise konkurrierende Unternehmen aufgebaut und somit die Schenkung verwirkt. Sollte Robert Tönnies damit vor Gericht durchkommen und die Schenkung widerrufen können, hielte er 55 Prozent an der Tönnies Holding und wäre der neue Herrscher über das Fleischreich.
Bild: Nils Hendrik Müller für WirtschaftsWoche, Presse

Fischer Dübel
Zwischen Jörg Fischer (36) und seinem Vater Klaus Fischer (61) krachte es so sehr, dass der Sohnemann im April 2012 hinschmiss und das Unternehmen verließ. Man habe festgestellt, dass die Vorstellung im Hinblick auf Ausrichtung und Führung des Unternehmens "gravierend unterschiedlich" seien, teilte Klaus Fischer mit. Jörg Fischer hatte die Leitung der Geschäfte erst Anfang 2011 übernommen. Jetzt führt Vater Klaus wieder das Unternehmen. Es ist nicht der erste Schlagabtausch im Hause Fischer. 2007 prozessierte Firmenpatriarch Artur Fischer erfolgreich gegen Tochter Margot Fischer-Weber. Ihr wurde gerichtlich untersagt, Vater und Bruder auf ihrer Website als „Haie, Wölfe, Schweine“ oder „Idioten" zu bezeichnen. Dem Urteil ging ein jahrelanger Rechtsstreit um das Erbe der Dübel-Dynastie voraus.
Bild: Presse

Berentzen
Der Spirituosenhersteller im Emsland wurde vom Dauerclinch der Gesellschafter regelrecht zerfressen. Die Widersacher: Die Nachfahren des namensgebenden Gründers und die Pabst-Richarz-Nachfahren. Letztere kamen in das Unternehmen, als die Kornbrennerei Pabst & Richarz 1988 mit Berentzen fusionierte. 2008 endete der Streit mit dem plötzlichen Verkauf der Apfelkornlegende an den Münchener Finanzinvestor Aurelius. Und damit auch die 250-jährige Familienära.
Bild: dpa/dpaweb

Joop
Jette Joop hatte fest damit gerechnet, nach dem Studium das Modeunternehmen ihres Vaters zu übernehmen. Doch Wolfgang Joop und sein damaliger Geschäftspartner Herbert Frommen sind sich über die Zukunft der Firma uneins: Verkaufen oder an die Tochter übergeben? Jette verlangte Klarheit – und zerstritt sich mit dem Geschäftspartner des Vaters so heftig, dass sie in der Firma Hausverbot bekam. Inzwischen hat sie unter eigenem Namen Designer-Karriere gemacht. Jüngst sorgten Vater und Tochter mit Rangeleien um ihren alten Familiensitz für Schlagzeilen. Nach dem Tod der Großmutter beanspruche Jette das Anwesen in Potsdam-Bornstedt für sich allein. Die Tochter weist den Vorwurf zurück.
Bild: dpa

Porsche und Piech
Zwei Cousins wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Gemeinsam ist ihnen der Großvater Ferdinand Porsche, Erfinder des VW-Käfers. Ferdinand Piech (links) lenkt als Aufsichtsratsvorsitzender von Volkswagen die Geschicke des Piech-Zweigs der Familie. Er gilt als stiller, aber harter Manager - ein nüchterner Zahlenmensch. Daneben Wolfgang Porsche, Aufsichtsratsvorsitzender von Porsche. Er gilt als Familienmensch, schöngeistig, weich. Der Kampf der Familien gipfelt 2009 als Porsche versucht, VW zu übernehmen.
Bild: dpa
ElectronicPartner EP
Zwei Jahre lang stritten die Gesellschafter des Elektronikfachhändlers aus Düsseldorf. Grund: Unternehmensnestor Harmut Haubrich hatte die Firmenleitung an seinen Neffen Oliver Haubrich (rechts im Bild - neben ihm Unternehmens-Sprecher Jörg Ehmer) abgetreten. Der hatte sie jedoch nach kurzer Zeit einem familienfremden Manager übertragen. Hartmut Haubrich hielt mit der Kritik an seinem Neffen nicht hinterm Berg. "Erbfolge ist keine Tüchtigkeitsfolge", sagte er auf einer Tagung. Ende 2012 einigte sich die Familie. Oliver Haubrich und seine Schwester Marion Wenske schieden aus der Dachgesellschaft der EP-Unternehmensgruppe aus.
Bild: dpa
Haribo
Die Brüder Hans und Paul Riegel (links) bauten das von ihrem Vater Hans 1920 in Bonn gegründete Unternehmen zu einem der größten Süßwarenhersteller Europas aus. Friedlich ging es dabei nie zu: Hans Riegel gilt als machtversessen. So wie er dem Bruder keinen unternehmerischen Raum gewährte, führe er sich heute mit 87 Jahren gegenüber den im Unternehmen tätigen Neffen wie ein Alleinherrscher auf, heißt es. Der kinderlose Hans sowie die vier Kinder seines 2009 verstorbenen Bruders Paul halten zu je 50 Prozent Firmenanteile.
Bild: PR
Aldi
Karl und Theo Albrecht, die aus dem Lebensmittelladen der Mutter das Aldi-Imperium machten, konnten sich nicht darüber einigen, ob Tabakwaren und Tiefkühlkost ins Sortiment passen. Ohne viel Federlesens teilten sie ihr Reich 1960 auf: Theo bekam die Nordhälfte, Karl den Süden. Der Schachzug hat funktioniert: Karl zählt in diesem Jahr mit 17,3 Milliarden Euro zu den reichsten Menschen der Welt. Theo, der im Juli 2010 starb, belegte hinter seinem Bruder lange Platz zwei der deutschen Rangliste.
Bild: dpa
Puma und Adidas
Adolf ("Adi") und Rudolf Dassler betrieben vor dem Zweiten Weltkrieg gemeinsam eine Schuhfabrik. Ende der Vierzigerjahre zerstritten sich aber die Brüder so sehr, dass jeder seine eigene Firma gründete: Puma und Adidas. Es folgten Jahrzehnte der Rivalität im fränkischen Herzogenaurach. Jeder Konzern hatte seinen eigenen Fußballverein. In den Fünfziger– und Sechzigerjahren soll es sogar Schlägereien zwischen den Beschäftigten beider Unternehmen gegeben haben. Am Weltfriedenstag 2009 beendeten der damalige Puma-Chef Jochen Zeitz und Adidas-Chef Herbert Hainer die Eiszeit öffentlichkeitswirksam mit einem gemeinsamen Fußballturnier.
Bild: REUTERS
Bahlsen
Der Beste wird sich durchsetzen! Die Losung des Vaters erwies sich als Sprengstoff für die Beziehung der ehrgeizigen Söhne Werner Michael und Lorenz Bahlsen. Jahrelang stritten sie über die Führung des Unternehmens, das ihr Großvater 1891 gegründet hatte. Am Ende trennten sie entnervt die Geschäfte: Seit 1999 ist Werner (Foto) für das Süßgebäck zuständig (Bahlsen), Lorenz für das salzige (Lorenz Bahlsen Snack World). Der eine sitzt in Hannover, der andere in Neu-Isenburg. Zwischen beiden herrscht Funkstille.
Bild: dpa/dpaweb
Tchibo
Über Jahrzehnte trugen die fünf Herz-Geschwister ihre Fehde öffentlich aus. Der Grund für den grotesken Streit reicht bis ins Jahr 1965 zurück: Nach seinem Tod hinterließ Tchibo-Gründer Max Herz die unklare Erbregelung, nach der zwei seiner "fähigsten Jungen" die Mehrheit halten sollten. Der älteste Sohn Günter gewann die Oberhand und übernahm die Führung. Sein geschäftlicher Erfolg weckte den Neid der Brüder. Vor allem Michael entwickelte eigene Ambitionen. Ende 2000 verdrängte er mit Hilfe seiner Brüder Joachim und Wolfgang den Ältesten vom Chefposten. Drei Jahre später verkauften Günter und Daniela Herz ihre Tchibo-Beteiligung für mehr als vier Milliarden Euro an die Geschwister. Es folgten erbitterte Kämpfe über den Kurs des Konzerns zwischen Joachim und seinen Brüdern Michael und Wolfgang. Sie endeten erst 2008 nach dem tragischen Unfalltod von Joachim Herz.
Bild: dpa/dpaweb
Finck
Helmut Baron von Finck, Nachfahre der einstigen Münchner Bankiersfamilie, fühlt sich von seinen älteren Halbbrüdern August und Wilhelm um sein Milliardenerbe gebracht. Die beiden hätten ihn "über den Tisch gezogen", als sie ihm fünf Jahre nach dem Tod des Vaters 65 Millionen Mark auszahlten – obwohl er wohl etliche hundert Millionen hätte haben können. Doch Finck will nicht nur den Vertrag aus dem Jahr 1985 für nichtig erklären lassen. Die Halbbrüder sollen enterbt werden. Der heute 79 Jahre alte August und der 2003 verstorbene Wilhelm hätten gegen den letzten Willen des Vaters verstoßen, als sie die Münchner Privatbank 1990 an die britische Barclays Bank verkauften.
Bild: dpa
Peek und Cloppenburg
Die Cousins James und Harro Uwe Cloppenburg sind sich nicht grün. Deshalb gibt es zwei verschiedene P&C – ein sehr erfolgreiches im Westen der Republik, ein weniger erfolgreiches im Norden. Die Grenze verläuft durch Westfalen bis hinüber nach Berlin. Nördlich davon herrscht James über seine Filialen, südlich davon gebietet der Clan von Harro Uwe. Ein bizarrer Streit, der beiden Handelsketten schadet: Sie leisten sich unnötige Doppelarbeit, reiben sich in Querelen auf
Bild: dpa
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