
Wenige Stunden, bevor am kommenden Montag vor dem Bielefelder Landgericht der nächste Gerichtstermin im Kampf um die Macht bei Deutschlands größtem Fleischkonzern beginnt, hat Robert Tönnies, 37, seinem Onkel Clemens, 59, angeboten, den Streit der Gesellschafter endgültig und außergerichtlich zu beenden. In einem persönlichen Schreiben, das auf den 15. Oktober datiert ist und das der WirtschaftsWoche vorliegt, bietet der Neffe dem bundesweit bekannten Schalke 04-Boss nun an, alle juristischen Aktivitäten ruhen zu lassen. Stattdessen sollten die beiden Streitparteien außergerichtlich „in den nächsten drei Monaten mit voller Energie versuchen, die Einigungslösung fertigzustellen“.
Für den Fall, dass in dem zuvor festgelegten Zeitraum keine Einigung erreicht wird, bringt Robert Tönnies die Trennung der zerstrittenen Gesellschafter ins Spiel: „Nur wenn das misslingt, legen wir schon heute gemeinsam den Modus für eine faire Trennung im Wege einer Auktion im Laufe des nächsten Jahres (...) fest.“ Ziel dieses Bieterwettstreits sei, dass „nur einer der Gesellschafter übrig bleibt“.
Dem Vernehmen nach würden die beiden Gesellschafter dabei jeweils ein Angebot für den Anteil des anderen abgeben und das höhere Angebot am Ende den Ausschlag geben. Mit diesem Modell, so Robert Tönnies in dem Schreiben, seien beide Seiten in der Lage, „sämtliche Prozesse noch diese Woche einzustellen und den Gesellschafterstreit zu beenden.“
Allerdings scheint der jüngere Tönnies daran zu zweifeln, ob sein Onkel auf das Angebot eingeht. In dem Schreiben fragt Robert den Verwandten, ob es „wirklich dein voller Ernst“ sei, dass „Du lieber weiter prozessierst, als eine sofortige Beendigung des Gesellschafterstreits mit beiden Optionen, Einigung oder faire Trennung, herbeizuführen“? Die Auktion der Gesellschafteranteile habe Clemens Tönnies schließlich „mehrmals selber vorgeschlagen“.
Seit Jahren kämpfen Tönnies-Chef Clemens Tönnies und Neffe Robert um die Macht im größten deutschen Fleischkonzern. In dem Bielefelder Prozess geht es um den zentralen Vorwurf in der Familienfehde: Er soll klären, ob Robert Tönnies einen geschenkten Unternehmensanteil von fünf Prozent von seinem Onkel zurückfordern kann.
Diesen sogenannten Schenkungswiderruf begründen die Anwälte von Robert Tönnies mit grobem Undank. Demnach habe Clemens seinen Neffen Robert öffentlich verunglimpft, wirtschaftlich übervorteilt und ihm Rechte als Gesellschafter vorenthalten. Beide sind mit je 50 Prozent an Deutschlands größtem Fleischkonzern mit 5,6 Milliarden Euro Umsatz beteiligt.