
Die Geflügelwirtschaft schafft es hierzulande für gewöhnlich höchstens in die Schlagzeilen, wenn mangelhafte Hygiene, der Einsatz von Antibiotika in der Mast oder Massentierhaltung und -Schlachtung angeprangert werden.
Um den Fokus einmal auf andere Gesprächsthemen zu lenken, hat der Zentralverband der Geflügelwirtschaft das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid beauftragt, herauszufinden wie die Deutschen zum Geflügel stehen und welche Essgewohnheiten sie pflegen. Die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage, bei der knapp 3000 Personen befragt wurden, sind im ersten deutschen Geflügel-Atlas zusammengefasst.
Wie mag der Deutsche sein Geflügelfleisch am liebsten? Welche Kaufkriterien sind für ihn entscheidend? Welche regionalen Unterschiede gibt es in Deutschland? All das beantwortet der Geflügel-Atlas. Fragen zur Haltung der Tiere werden dabei nur angeschnitten und ähnlich heikle Aspekte wie die Meinung zu verschiedenen Verarbeitungsmethoden der Produzenten gar nicht beleuchtet.
Was den Deutschen beim Geflügel wichtig ist
93 Prozent der Einwohner NRWs kaufen Geflügelfleisch, weil es gesund ist. Acht von zehn legen Wert darauf, dass das Fleisch aus Deutschland stammt und nicht importiert wird. Bei fast drei Vierteln kommt mindestens einmal pro Woche Geflügelfleisch auf den Tisch.
Quelle: Zentralverband der Geflügelwirtschaft
In Niedersachen ist für 84 Prozent der Bürger der Geschmack das wichtigste Einkaufskriterium. 88 Prozent der Bürger kaufen Geflügelfleisch, weil es gesund ist. Dass das Fleisch aus der heimischen Produktion stammt, ist neun von zehn Niedersachsen wichtig.
Der Bremer brät sein Geflügel am liebsten in der Bratpfanne – das gaben 64 Prozent der Befragten dort an. 95 Prozent der Bremer kaufen Geflügelfleisch, weil es gesund ist.
Weil es gesund ist, greifen 93 Prozent der Schleswig-Holsteiner zum Geflügel. Für 86 Prozent ist der Geschmack das wichtigste Kriterium beim Kauf. Gut die Hälfte der Befragten bereitet das Fleisch am liebsten in der Bratpfanne zu.
Die Hamburger sind Feinschmecker – 92 Prozent geben an, das wichtigste Kriterium beim Einkauf sei der Geschmack des Geflügels. Jeder zweite brät es in der Pfanne.
Den Bürgern aus Mecklenburg-Vorpommern ist es wichtig, dass das Geflügelfleisch aus ihrer Region kommt – 87 Prozent gaben das an, das ist der Topwert in Deutschland. In keinem anderen Bundesland wird zudem so viel Wert darauf gelegt, dass Geflügel auf dem Speiseplan steht – deswegen essen auch 83 Prozent der Bürger dort einmal die Woche Geflügel.
77 Prozent der Berliner essen mindestens einmal die Woche Geflügel – 86 Prozent wollen künftig sogar noch öfter Geflügel essen oder zumindest nicht weniger. Jeder Dritte gab an, Hühnchen, Gans und Ente am liebsten im Backofen zuzubereiten.
Brandenburg
In Brandenburg sind die Bürger vom guten Preis-Leistungs-Verhältnis beim Geflügelfleisch überzeugt – das gaben acht von zehn Befragten an. Ebenso viele essen mindestens einmal die Woche Geflügel.
Sachsen
Neun von zehn Sachsen halten den Geschmack für das entscheidende Kriterium beim Kauf von Geflügel. Zudem kaufen 93 Prozent Geflügelfleisch, weil es gesund ist.
In Sachsen-Anhalt kommt das Geflügel bei jedem Dritten auf den Grill. 88 Prozent gaben zudem an, dass es ihnen wichtig ist, dass das Geflügel aus der heimischen Produktion stammt und nicht importiert wird. Davon überzeugt, dass sich der Kauf vor allem wegen des Preis-Leistungs-Verhältnisses lohnt, sind 83 Prozent.
Dem Thüringer ist es nicht nur wichtig, dass das Geflügel aus Deutschland stammt (85 Prozent), sondern auch, dass es aus der Region stammt – das gaben 83 Prozent der Befragten dort an. 86 Prozent wollen künftig mehr Geflügel essen oder zumindest das aktuelle Niveau halten.
92 Prozent der Hessen kauft Geflügelfleisch, weil es gesund ist. Neun von zehn geben zudem an, dass ihnen Geschmack als Kriterium beim Kauf sehr wichtig ist.
Die deutsche Herkunft des Geflügels ist 94 Prozent der Bayern wichtig. Zudem kaufen neun von zehn Menschen dort Geflügel, weil sie es für gesund halten.
Für sechs von zehn Baden-Württemberger Bürger ist der gute Geschmack des Geflügels wichtig. 94 Prozent halten es zudem für gesund. Das Preis-Leistungs-Verhältnis des Geflügels überzeugt drei Viertel der Befragten dort.
Acht von zehn Saarländern legt besonderen Wert auf eine umweltfreundliche Erzeugung des Geflügels. 96 Prozent geben außerdem an, dass der gute Geschmack besonders wichtig ist – das ist deutschlandweit der höchste Wert.
Auf die umweltfreundliche Erzeugung legen 86 Prozent der Befragten in Rheinland-Pfalz wert. 88 Prozent legen zudem wert auf den guten Geschmack.
Laut Angaben des Zentralverbands der Geflügelwirtschaft essen sieben von zehn Deutschen mindestens einmal die Woche Brathähnchen, Gans, Ente & Co. In Ostdeutschland entspricht das sogar den Essgewohnheiten von drei von vier Bürgern.
Die Deutschen halten Geflügel für gesund
78 Prozent der 14- bis 29-Jährigen verzehren mindestens einmal die Woche Geflügel. Zum Vergleich: Bei den Konsumenten oberhalb der 60 ist das nur bei etwas mehr als der Hälfte der Fall. In welcher Form die Jüngeren ihr Geflügel am liebsten essen, geht aus dem Atlas nicht hervor.
Der Verband gibt an, dass 92 Prozent der Deutschen Geflügelfleisch für gesund halten. Wie hoch die Quote wäre, wenn das Fleisch nach den verschiedenen Herstellungsformen aufgeschlüsselt würde, also etwa nach Hähnchenkeule, Filets, Chicken-Nuggets, würde diesen hohen Wert verändern.
Was den Deutschen beim Einkauf wirklich wichtig ist
Fragestellung: “Welche der folgenden Aspekte sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Leistungen des Lebensmitteleinzelhandels?”
Quelle: Institut für Handelsforschung // repräsentative Umfrage unter 1.542 Deutschen
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Wo die Deutschen ihr Geflügel kaufen, ob beim Bauern, beim Discounter oder in der Metzgerei, bleibt unklar. Ebenso, wie viele Deutsche das Geflügel daheim zubereiten und wie viele es bei der Fast-Food-Kette oder beim Imbiss essen.
Dafür geht aus dem Atlas hervor, dass unter den Deutschen, die das Geflügel daheim zubereiten, rund die Hälfte das Fleisch in der Pfanne brät. Jeder fünfte Mann grillt es – bei den Frauen ist es nicht einmal jede Zehnte. Der Backofen ist in Berlin sehr beliebt – jeder Dritte dort backt das Geflügel.
In Westdeutschland sind die deutsche Herkunft und dass es sich um Bio-Fleisch handelt entscheidende Kaufkriterien. Insgesamt ist es 84 Prozent der Deutschen wichtig, dass das Fleisch nicht importiert wurde. 87 Prozent der Mecklenburger legen sogar Wert darauf, dass das Fleisch aus der Region kommt. Zudem gaben 92 Prozent der Befragten an, dass ihnen eine artgerechte Haltung wichtig ist.
Der Verband hält die Ergebnisse jedenfalls für aussagekräftig. „Wir finden es spannend, welche regionalen Unterschiede es gibt, was die Einkaufskriterien und die Menge betrifft“, sagt eine Sprecherin des Verbands.