Trump-Proteste Kein Frühstück bei Tiffany

Donald Trump legt die 5th Avenue in New York lahm: Durch die vielen Demonstrationen verlieren die ansässigen Nobelgeschäfte ihre Kunden. Der Juwelier Tiffany's büßt pro Woche bis zu sechs Millionen Dollar an Umsatz ein.

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Die Trump-Proteste sind ein Desaster für Tiffany`s. Der Eingang an der 5th Avenue ist geschlossen, Kunden können nur noch über den in der 57. Straße in die Filiale. Quelle: Reuters

New York Wer kennt die Szene nicht: Audrey Hepburn steht vor dem Schaufenster von Tiffany`s, Sonnenbrille, Perlenkette. In der Hand hält sie einen Becher Kaffee und ein angebissenes Plunderstück und starrt wie gebannt auf juwelenbesetzte Leuchter und Halsketten.

Der Film „Frühstück bei Tiffany“ war die beste Werbung für einen Einzelhändler aller Zeiten. Seit 55 Jahren strömen die Touristen zu der Hauptfiliale von Tiffany`s an der 5th Avenue in New York. Der Laden mit dem berühmten Atlas, der eine Uhr trägt, macht ganze zehn Prozent des Gesamtumsatzes von der Juwelierkette aus. Dort kaufen die Kunden jedes Jahr Ringe oder Uhren im Wert von geschätzten 400 Millionen Dollar kaufen.

Allerdings ist die Prachtstraße nicht mehr so menschenleer wie in dem Film, als Hepburn alias Holly Golightly aus einem Taxi mit der Papiertüte in der Hand ausstieg. Denn damals stand noch kein goldglänzender Trump Tower neben dem Geschäft im Art Deco-Stil.

Seit dem Wahlsieg von Trump vor wenigen Wochen steht die 5th Avenue Kopf: Demonstranten verharren vor dem Hochhaus, skandieren sich ihren Frust über die Wahlniederlage von Hillary Clinton und die politische Ausrichtung von Trump vom Herzen. Die Polizei verwandelte den Edelblock in eine kleine Sicherheitsfestung, samt Ausweiskontrolle, Sicherheitsschleusen. „Wir haben Null Kundschaft“, klagt Leslie Garrett, Direktorin der Nohra Haime Gallery.

Ein Desaster auch für Tiffany`s. Der Eingang an der 5th Avenue ist geschlossen, Kunden können nur noch über den in der 57. Straße in die Filiale. Analysten wie Oliver Chen von Cowen and Company rechnen mit einer Halbierung der Besucherzahl – und das zu Beginn der wichtigsten Umsatzsaison für den Juwelier. Am kommenden Freitag beginnt mit dem sogenannten „Black Friday“ die erlösstärkste Zeit für Einzelhändler.


Diese Geschäfte sind ebenfalls betroffen

Auch andere Geschäfte wie von Gucci, Hollister oder Abercombie & Fitch sind betroffen. Aber keine der Filialen sind so wichtig für das Gesamtunternehmen wie die von Tiffany: Nach Analystenschätzung erzielt sie in dem Weihnachtsquartal rund ein Viertel des US-Umsatzes. Laut Analyst Chen kostet jede Woche, in der Proteste stattfinden, dem Unternehmen drei bis fünf Cents Gewinn je Aktie: Umgerechnet sind das vier bis knapp sechs Millionen Dollar.

Die Proteste sind laut Brian Tunick, Analyst von RBC Capital Markets, „fieberhaft“ und könnten ein langfristiges „Verkehrsproblem“ für Tiffany darstellen. Die First Lady Melanie Trump will bis zum Sommer im Trump Tower wohnen bleiben, damit der Sohn seit Schuljahr in der Stadt zu Ende machen kann. Der neue Präsident wird am Wochenende öfters vom Weißen Haus nach New York kommen.

Trump stellt für Tiffany und andere Einzelhändler noch aus anderen Gründen ein Problem dar. Seit seinem Wahlsieg steigen die Zinsen und der Dollar, was die USA für Touristen weniger attraktiv macht. Laut Citi-Analyst Paul Lejuez fällt der Umsatz in der Hauptfiliale im laufenden Geschäftsjahr aufgrund von weniger Touristen um zwölf Prozent.

Eingehandelt hat Tiffany sich das Problem übrigens zum Teil selbst. Ende der Siebziger Jahre verkaufte die Firma die Luftbaurechte an Trump. Die sogenannten „Air Rights“ sind ein kostbares Gut in der New Yorker Immobilienbranche, erlauben sie es den Bauherren in die Höhe zu bauen. Tiffany erhielt damals fünf Millionen Dollar, Trump nannte die Tochter aus seiner zweiten Ehe 1993 dem Juwelier zu Ehren „Tiffany“.

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