Ich beschließe, den Test zu machen. Ein bisschen skeptisch bin ich schon. Wird meine Ware pünktlich kommen? Werden Bananen und Erdbeeren frisch sein? Ich entscheide mich für einen Versuch bei Rewe Online. Das Angebot habe ich in etwa im Kopf, denn ich kaufe meistens in einem Düsseldorfer Markt ein. Das Online- Angebot hält dann auch alles parat, was ich gerne hätte. Ich packe, Äpfel, Erdbeeren, Heidelbeeren, Bananen, Fisch, Salat, Wasserflaschen, Klopapier, Müsli, Milch, Eis in meinen virtuellen Warenkorb, mindestens 40 Euro müssen es sein. Ich kann mir überlegen, ob ich die fertig gepackten Tüten direkt im Markt abholen möchte, oder sie zu mir nach Hause liefern lassen möchte. Wenn schon Service, dann bitte den Rundumservice. Die erste Lieferung erhalte ich kostenlos, für jede weitere zahle ich je nach Uhrzeit. Zwischen 14:45 und 21:15 Uhr kostet der Service drei Euro, zwischen 17 und 19 Uhr vier Euro, und zwischen 19 und 21 sechs Euro. Am nächsten Tag sollen meine Einkäufe vor der Tür stehen. Ich entscheide mich für die Zeit zwischen 17 und 19 Uhr.
In Köln und den Ruhrgebietsstädten übernimmt die Deutsche Post den Versand der Rewe-Bestellungen in den Abendstunden. Ab Herbst soll auch Berlin dazukommen. Wer bei den Online-Lebensmittelhändlern Mytime, der zur Bünting-Gruppe gehört, der Post-Tochter Allyouneed, Biodirekt oder Gourmetfleisch bestellt, erhält seine Lieferung ebenfalls von der Deutschen Post. Der Logistiker nutzt zum Transport seine normalen Wagen und kühlt Tiefkühlprodukte mit Trockeneins in Styroporboxen. Die Kühlung reicht für mehr als 48 Stunden, das reicht, da die Lieferzeit genau begrenzt ist. Mehrere Dutzend Lebensmittelsendungen fährt die Post nach eigenen Angaben täglich in Köln aus, wie viele es im Ruhrgebiet sind, ist noch nicht bekannt.
Warum die Deutschen Online-Shopper sind
„Aus heutiger Sicht wäre das der Weg zurück in die Steinzeit“, lautete eine Antwort auf diese Frage. E-Commerce hat sich fest in den Alltag der meisten Menschen integriert. Die Deutschen sind insgesamt besonders positiv eingestellt. 61 Prozent der Deutschen Online-Shopper möchten auf diese bequeme Art des Einkaufs nicht mehr verzichten.
„Zu den Zeiten einkaufen, die in mein Leben passen“ nennen in Deutschland vier von fünf Konsumenten als wichtigsten Vorteil. Eine echte Zeitersparnis haben 57 Prozent festgestellt. Mehr Zeit zu haben, empfinden dabei die meisten Deutschen als eine Entlastung im Alltag: 63 Prozent geben an, „viel weniger Stress beim Einkaufen als früher in der Stadt“ zu haben. 55 Prozent geben an, sich entspannter zu fühlen.
„Genau das Produkt, das ich suche“ finden in der Regel zwei Drittel der Online-Shopper. Und zwar sehr schnell und zum günstigsten Preis. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) gibt an, im Internet oft besonders individuelle Produkte zu finden, 62 Prozent schätzen es, dass sie Produkte finden, „die man im Geschäft beziehungsweise via Katalog nicht bekommen würde“.
Die Mehrheit der Käufer erlebt sich im Internet als „empowered consumer“. Zwei Drittel der Online-Shopper halten sich für besser informiert über Angebote und Preise als früher, nutzen gerne Bewertungen anderer Kunden und meinen, dass Konsumenten heute durch Kommentarfunktion und Empfehlungen beim Online- Kauf viel mehr Einflussmöglichkeiten haben.
Quelle: Studie im Auftrag der Deutschen Post: Einkaufen 4.0 - der Einfluss von E-Commerce auf Lebensqualität und Einkaufsverhalten
Um halb sieben klingelt es an meiner Tür. Ein Rewe-Bote steht mit einer riesigen Kiste und Papiertüten vor der Tür. Wie im Tante Emma Laden hat eine Rewe-Mitarbeiterin zuvor in einem Düsseldorfer Markt meinen Einkaufszettel abgearbeitet und das Ganze für mich zusammengesammelt und eingepackt. In Düsseldorf liefert Rewe mit vier eigenen Kühlwagen aus – so hat mein Fisch den Transport unbeschadet überstanden. Auch die Milch ist schön kalt.
Nur die Wasserflaschen sind eine Nummer kleiner geraten, als bestellt, aber das ist zu verkraften. Bei den Erdbeeren muss ich schmunzeln. Ich habe offensichtlich vergessen, bei der Bestellung die richtige Menge anzugeben. In der Packung liegen lediglich fünf Erdbeeren – die kosteten dafür nur 40 Cent, wie mein Lieferschein belegt. Nach der Lieferung bucht Rewe den Betrag von meiner Kreditkarte ab.
Wie viele Kunden den Rewe-Service nutzen, verrät das Handelsunternehmen zwar nicht. In der Anfangsphase vor rund zwei Jahren sei das Geschäft schleppend gelaufen, berichtet ein Branchenkenner, inzwischen laufe es aber recht gut. In zehn deutschen Städten können Käufer ihre online bestellten Waren in einem Markt abholen. In Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Köln, Homberg/Hessen, München und im Rhein-Main-Gebiet liefert Rewe direkt ins Haus.