
Düsseldorf Ein schwarzer Raum, ein Mann mit Lederjacke steht im Lichtkegel mit dem Rücken zum Publikum. Wie Darth Vader dreht er sich um und geht einen Schritt auf die Kamera zu. Aufgepasst, der Schrecken aller Lohndrücker und Ausbeuter kommt. Günter Wallraff ist zurück.
Gewohnt martialisch inszeniert RTL den Enthüllungsjournalisten und seine „Undercover Reporter“ - drei schemenhafte Figuren, die hinter dem Altmeister der verdeckten Recherche im Hintergrund bleiben. Vor zwei Wochen zeigte RTL bereits die Recherchen beim Versandhändler Zalando und löste damit einen Sturm des Protests aus. Jetzt beginnt die eigentliche dreiteilige Undercover-Reihe beim Privatsender als einstündiges Format. Als erstes nimmt Wallraff gemeinsam mit dem Reporter Alexander Römer Burger King unter die Lupe.
Römer verwandelt sich am Anfang vom Hornbrille tragenden Journalisten mit grauem Pullunder in einen bärtigen Mitarbeiter von Burger King mit goldumrandeter Brille. In insgesamt fünf Filialen arbeiten er und ein Aussteiger des Fastfood-Riesen mit versteckter Kamera. Im Mittelpunkt des Films stehen massive hygienische Verstöße in den Küchen von Burger King.
Dabei lässt die versteckte Kamera manches dramatischer erscheinen, als es vielleicht ist. Der Blick ins volle Waschbecken etwa, in dem Salatreste schwimmen, ist wenig appetitlich, aber Alltag in einer Großküche. Dazu kommt die Empörung des Reporters, dass es keine Spülmaschine gibt. In einer anderen Szene findet eine Burger King-Mitarbeiterin ein Haar auf dem Fleischstück, zupft es weg und packt es, als wäre nichts gewesen, zwischen das Burgerbrot. Das ist nicht schön und auch nicht in Ordnung, aber wenig überraschend.
Viel erschreckender ist das System, das hinter den kleinen Ekel-Sequenzen steckt. Immer wieder kehrt die Einstellung auf die Theke mit geschnittenem Gemüse zurück, an der die Burger zusammengelegt werden. Maximal vier Stunden dürfen Salat und Tomaten bei Raumtemperatur lagern, dann müssen sie verbraucht sein oder gehören in den Müll. Kurz bevor die Zeit abgelaufen ist, die Schalen sind noch halb gefüllt, kommt ein Mitarbeiter mit der Etikettiermaschine und verlängert die Haltbarkeit um weitere vier Stunden.





Alles muss seine Ordnung haben, falls die Lebensmittelaufsicht kommt. Liegt das Fleisch länger als vorgeschrieben in den Warmhalteboxen oberhalb des Gemüses, blinkt ein rotes Licht auf. Jetzt muss es eigentlich weggeworfen werden. Eine Mitarbeiterin schüttet kurz die Flüssigkeit weg, die aus den Hühnchenteilen geflossen ist und sagt dabei langgezogen „ekelig“. Anschließend drückt sie einen Knopf, das rote Blinken verschwindet und die Burgerpattys können weiterverwendet werden.
Der Film findet für diese Praxis schnell einen Schuldigen. Es ist der Franchise-Unternehmer Erol Yildiz, dem insgesamt 91 Burger King-Filialen deutschlandweit gehören. Seine Vorgabe: Nichts kommt in den Müll. Damit die Zahlen stimmen, dürfen pro Filiale maximal Lebensmittel im Wert von zehn Euro pro Tag entsorgt werden. Alles andere muss in den Verkauf. Die Vorgaben der Geschäftsführung zwingen die Mitarbeiter dazu, Abgelaufenes umzuetikettieren, wird argumentiert.