Übernahme von Kaiser’s Tengelmann Verdi wirft Edeka „Erpressung“ vor

Die Übernahme der Tengelmann-Supermärkte durch Edeka wackelt. Verhandlungen mit der Gewerkschaft Verdi wurden abgesagt, der Konflikt um den möglichen Abbau von Jobs in Nordrhein-Westfalen eskaliert.

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Die Leuchtreklamen von zwei Supermärkten der Ketten Kaiser's Tengelmann und Edeka Quelle: dpa

Bei der Übernahme der angeschlagenen Supermarktkette Kaiser's Tengelmann durch den Hamburger Handelsriesen Edeka gibt es erhebliche Probleme. Laut einer Mitteilung von Verdi an die Beschäftigten von Kaiser’s Tengelmann hat Edeka die Verhandlungen mit der Gewerkschaft in Nordrhein-Westfalen ausgesetzt.

„Vereinbarte Verhandlungstermine am 5. und 6. Juli hat die Edeka nun abgesagt“, heißt es dazu bei Verdi in Nordrhein-Westfalen. Damit ist auch 21 Monate nach der Ankündigung des Kaufs von Kaiser’s Tengelmann durch Edeka-Chef Markus Mosa weiter offen, ob der Deal tatsächlich gelingt.

Denn Marktführer Edeka darf die Supermärkte von Kaiser's Tengelmann nur übernehmen, wenn mehrere Auflagen von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) erfüllt sind. Dazu gehören unter anderem Tarifverträge mit Verdi und der Gewerkschaft NGG, mit denen so gut wie alle 16.000 Jobs vorerst gesichert werden sollen.

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Doch genau daran hegen Gewerkschafter zunehmend Zweifel.

So „soll die Kaiser’s Tengelmann GmbH in vier unterschiedliche Gesellschaften zergliedert werden“, heißt es in einer aktuellen Mitarbeiterinformation von Verdi Nordrhein-Westfalen zum Stand der Verhandlungen. „Für die Beschäftigten hätte das teilweise den Verlust des Arbeitsplatzes oder erhebliche Verschlechterungen ihrer Arbeitsbedingungen zur Folge“, kritisiert die Gewerkschaft.

Versetzungen und Lohnreduzierungen befürchtet

So wären Versetzungen, längere Arbeitszeiten oder eine dauerhafte Reduzierung des Lohnes möglich, heißt es in dem Schreiben. Dies sei mit Verdi jedoch „nicht verhandelbar“ und würde auch den Auflagen von Wirtschaftsminister Gabriel widersprechen.

„Wir haben die Edeka erneut mit unseren zentralen Forderungen konfrontiert und aufgefordert mit uns nach geeigneten Lösungen zu suchen“, heißt es in dem Verdi-Schreiben. Die Antwort von Edeka fiel nach Angaben der Gewerkschaft deutlich aus: „Dann wird es keinen Übergang zu Edeka geben.“ Für Verdi ist das „schlicht Erpressung“.



Seit Gabriel im März die Entscheidung traf, die Übernahme per Ministererlaubnis zu erlauben, ringen die Parteien um eine Lösung. Nicht nur in Nordrhein-Westfalen laufen Gespräche, auch in München und Berlin – wo Kaiser’s Tengelmann mit Filialen präsent ist – verhandelt Edeka mit Verdi. Doch vor allem Nordrhein-Westfalen gilt als heikel.

Standorte gefährdet

Hier geht es nicht nur um den Übergang der Läden sondern auch um zusätzliche Einrichtungen wie das Dienstleistungszentrum von Kaiser´s Tengelmann in Mülheim mit mehr als 400 Beschäftigten sowie das Service-Center mitsamt Regionalverwaltung in Viersen. Nach früheren Angaben von Verdi habe Edeka deutlich gemacht, diese Standorte nicht dauerhaft erhalten zu wollen.

Durch die Absage des Verhandlungstermins wird der Konflikt nun weiter angeheizt. Zugleich steht aber auch Edeka unter erheblichen Druck. Der Deal kann nur durchgezogen werden, wenn die Gewerkschaft zustimmt.

Pokert der Konzern zu hoch und platzt die Übernahme dadurch, wäre der Schaden immens: Nicht nur Edeka-Chef Mosa und Tengelmann-Inhaber Karl-Erivan Haub wären düpiert sondern auch Wirtschaftsminister Gabriel, der mit seiner Ministererlaubnis ein Übernahmeverbot des Bundeskartellamtes ausgehebelt hatte.

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