Übernahmen in der US-Lebensmittelindustrie Gesünder snacken

Der US-Schoko-Konzern Hershey übernimmt den Snack-Hersteller Amplify für 1,6 Milliarden Dollar. Der Suppenkönig Campbell greift dagegen bei den Snacks von Snyder Lance zu – für fast fünf Milliarden Dollar.

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New York Hershey-Küsschen trifft Protein-Riegel aus „grasgefütterter Molke“. Dosensuppe trifft Bretzel und Edel-Chips. Noch vor Weihnachten haben sich der US-Schokoladen-Konzern Hershey und der Suppen-König Campbell je ein Geschenk gegönnt.

Hershey übernimmt für 1,6 Milliarden Dollar den Snackhersteller Amplify Snack Brands. Damit nimmt der für seine in silbernes Papier eingewickelten Schoko-Küsschen bekannte Süßwaren-Produzent nun auch gesündere Snacks wie SkinnyPop Popcorn, Maischips ohne Transfette und Protein-Riegel, dessen Molke von grasgefütterten Kühen stammt, ins Sortiment auf.

Campbell, dessen rot-weiße Dosen der Künstler Andy Warhol weltberühmt machte, übernimmt dagegen für 4,9 Milliarden Dollar Snyder Lance. Das Unternehmen ist vor allem auf salzige Snacks wie Pretzel Crisps und Edel-Chips mit Marken wie „Kettle“ und „Cape Cod“ spezialisiert.

Mit den Übernahmen reagieren die Hersteller auf zwei große Trends beim Essen: Zum einen essen Menschen immer mehr außer Haus. Zum anderen wollen sie dabei aber nicht nur leere Kalorien in sich hineinstopfen. Sie wollen gesünderes Essen mit möglichst wenig Zusatzstoffen. Die Zeiten, in denen die Amerikaner sich nur von Hamburger, Pommes und Coca-Cola ernähren, sind vorbei. Auch die Menschen in den USA haben verstanden, dass das ungesunde Essen sie dick und damit oft krank macht. Vor allem die zwischen 1980 und 2000 geborenen Millennials suchen gesunde Alternativen: möglichst wenig Zucker, wenig Fett und wenn es geht organisch und frisch.

„Der Kauf von Amplify und seinem Produktportfolio ist ein wichtiger Schritt auf unserer Reise, eine innovative Größe in der Snack-Welt zu werden“, sagte die Vorstandsvorsitzende von Hershey, Michele Buck. Sie leitet seit März das Unternehmen und drückt ihm nun ihren Stempel auf. Und der geht in Richtung Gesundheit.

Dass es nicht mehr vereinzelte Ökos sind, die gesund essen wollen, zeigen auch die sinkenden Umsätze der großen Hersteller von Fertiggerichten, zuckrigen Frühstücks-Cereals und Limonaden. Bei Kraft Heinz, Kellogg, Coca-Cola und Pepsi sind die Umsätze in den vergangenen Jahren eingebrochen. Der Pringles- und Cornflakes-Gigant Kellogg hat vor ein paar Monaten einen Gesundheits-Spezialisten zum neuen CEO gekürt. Auch Coca-Cola hat den Chef ausgewechselt. Pepsi kauft seit Jahren Bio-Marken hinzu. Amazon übernahm dieses Jahr die auf gesundes Essen spezialisierte Supermarktkette Whole Foods.

Campbell übernimmt mit dem Snackhersteller Snyder Lance zwar keinen Gesundheitsexperten. Aber es sind nicht die schlimmsten zucker- und fetttriefenden Snacks, die der Suppenhersteller kauft. Zu Campbell gehören außer den klassischen Dosensuppen schon heute auch die Gemüsesäfte von V8 und die Kekse von Pepperidge Farm. Mit Snyder Lance kommen vor allem meist hochwertige Knabbersnacks dazu.

Hershey dagegen setzt ganz klar auf den neuen Trend zur Gesundheit mit weniger Fett, weniger Zucker und weniger chemischen Zutaten. Die Übernahme zeige, dass es die neue Vorstandschefin ernst meine, das Image des Unternehmens zu verändern und auf gesündere Produkte zu setzen, schreibt der Nalayst Pablo Zuanic von Susquehanna International Group.

Bis man sich jedoch wirklich als gesundheitsbewusstes Unternehmen positionieren kann, ist es noch ein weiter Weg. Das Traditionsunternehmen aus dem Ort Hershey in Pennsylvania hat im vergangenen Jahr 7,4 Milliarden Dollar umgesetzt. Und zwar fast komplett mit Schokolade und süßen Peanutbutter-Cups von Reese‘s. Amplify Snacks setzte gerade einmal 270 Millionen Dollar um. Wo das Wachstum liegt, ist angesichts der Zahlen eindeutig: Während Hersheys Umsatz in den vergangenen Jahren stagnierte, konnte der gesündere, kleine Konkurrent seinen Umsatz in dem gleichen Zeitraum mehr als verdoppeln.

Hershey verfolgt aber mit der Übernahme noch ein weiteres Ziel: Je größer das Unternehmen wird, desto unwahrscheinlicher wird es, dass es selbst geschluckt wird: Erst vor rund einem Jahr hatte Hershey ein Übernahmeangebot von dem Milka-und Oreo-Hersteller Mondelez International abgewiesen. Campbell hatte noch nicht angeklopft.

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