Kein Entrinnen für Weihnachtsmuffel. Der Einzelhandel hat sich bereits für das Fest der Liebe und des Konsums gerüstet, in den Fußgängerzonen und Einkaufszentren blinken Lichterketten und Lametta um die Wette. Das ist kein Wunder, denn viele Verbraucher wollen ihre Einkäufe schon im November erledigen – auch wenn sich ein großer Teil dann doch am dritten und vierten Advent ins Getümmel stürzt. Im Radio laufen bereits seit Wochen Werbespots für Weihnachtsbasars in großen Kaufhäusern.
Das Werben könnte sich in diesem Jahr besonders lohnen: Die Deutschen geben sich spendabel. Auf den Wunschzetteln stehen Klassiker wie Bücher und Schmuck, Gadgets wie Smartphones und Computer – aber auch ein Wünsche, die dem Handel erst nach Weihnachten zugute kommen: Bargeld und Gutscheine.
Weihnachten ist für den Einzelhandel die wichtigste Zeit des Jahres. Die Aussichten sind gut, dass es für die Branche tatsächlich ein Fest wird. Denn die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist solide und wird sich so schnell auch nicht wesentlich verschlechtern. Viele Menschen haben mehr Geld – oder sie wollen die Krise vergessen und sich ein paar schöne Tage machen. Das Weihnachtsbudget beträgt in diesem Jahr 485 Euro pro Haushalt, wie eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte ergeben hat. Das sind sieben Prozent mehr als noch 2011. Mehr als die Hälfte davon geht tatsächlich für Geschenke drauf: 285 Euro.
Die Ausgaben summieren sich im November und Dezember auf voraussichtlich 80,4 Milliarden Euro, wie der Handelsverband Deutschland (HDE) prognostiziert. Das entspricht einem Plus von 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – ein neuer Rekordwert. Von einem solchen Wachstum ist der Süden Europas übrigens weit entfernt: Die Griechen wollen rund 16 Prozent weniger ausgeben, die Portugiesen 14 Prozent, die Spanier und Italiener je 4 Prozent. Die Krise verdirbt so manchem wohl das Fest.
Das begehrteste Geschenk kann man nirgendwo kaufen: Jeder zweite will Bargeld haben, wie Deloitte ermittelt hat. Auch Gutscheine als etwas persönlichere Alternative sind beliebt. Ansonsten dominieren in den Top 10 der beliebtesten Geschenke Klassiker und Gadgets: Schmuck und Spielwaren natürlich, Parfüm und Bücher.
Das Weihnachtsgeschäft als Jobmaschine
Doch es zeichnen sich Verschiebungen ab. Für Unterhaltungselektronik sehen die Händler beispielsweise gute Absatzchancen wie aus dem Handelsbarometer der Beratungsgesellschaft Ernst & Young hervorgeht. Besonders Smartphones und Tablet-Computer dürften in diesem Jahr gefragt sein – die Palette ist riesig, die Branche investiert massiv in Werbung. Kaffeeautomaten sind weiterhin ein beliebtes Geschenk.
Auch Spielzeug und Schmuck versprechen bessere Geschäfte. Dänische Medien berichten, dass die Spielklötze von Lego knapp werden könnten. Dagegen dürfte der Absatz von Büchern, Schreibwaren und Haushaltswaren tendenziell sinken, selbst wenn Druckwerke nicht vom Gabentisch wegzudenken sind. Auch die Bekleidungshändler schauen eher verhalten aufs Weihnachtsgeschäft.
Gerade Spielzeug mit Elektronik ist im Trend, wie Stefan Hertel vom HDE berichtet. So gebe es Kuscheltiere mit Robotik, etwa eine Katze – wenn man sie streichelt, schnurrt sie. Neue Modelleisenbahnen, die weniger Kabel brauchen, seien ebenso angesagt wie ferngesteuerte Hubschrauber. Außerdem gebe es Tablet-Computer mit Stift und Lernanwendungen für Kinder.
In den Kaufhäusern und Fachgeschäften ist es unübersehbar: Am liebsten kaufen die Menschen in Deutschland im stationären Handel ein. Doch wer das Gedränge vermeiden will, bekommt so ziemlich alle Geschenke auch im Netz. Der Online-Handel dürfte im Weihnachtsgeschäft nach Einschätzung des HDE immerhin 7,4 Milliarden Euro Umsatz machen.
Das Geld fließt nicht nur in die Kasse von Amazon: Der Trend geht zum „Multi Channel“-Ansatz. Die Händler wollen auf allen Kanälen erreichbar sein, ob im Laden, im Netz oder über mobile Geräte. So manches Unternehmen legt deswegen auch einen Gutschein für den Online-Shop in die Tüte.
Das Weihnachtsgeschäft ist eine Jobmaschine. Jeder vierte Einzelhändler will zusätzliches Personal einstellen, wie eine Umfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE) zeigt. Der Verband rechnet im November und Dezember mit rund 30.000 zusätzlichen Stellen. Allerdings dürfte es sich bei einem großen Teil um Aushilfen handeln, nicht um sozialversicherungspflichtige Jobs.
Für den Handel endet die Weihnachtszeit übrigens nicht mit dem Heiligen Abend: Die Tage nach dem Fest gelten in der Branche als „fünfter Advent“. Die Läden werden dann noch einmal voll, weil viele Beschenkte ihre Gutscheine und Geldgeschenke umsetzen. Das könnte sich für den Handel in diesem Jahr besonders lohnen – Bares steht in diesem Jahr auf den Wunschzetteln schließlich ganz oben.