




Der lange Winter hat der auf bessere Zeiten hoffenden Baumarktkette Praktiker einen Strich durch die Rechnung gemacht: Von schneller Erholung keine Spur - die Verluste fielen wegen des verspäteten Frühlingsanfangs zum Jahresauftakt noch größer aus als im ersten Quartal 2012. Praktiker-Chef Armin Burger nahm kein Blatt vor den Mund: "Es war - wie man in meiner österreichischen Wahlheimat sagt - grauslich", sagte er auf der Bilanzpressekonferenz.
Gartenartikel und blühende Pflanzen, die sonst ab März in den Einkaufswagen der Kunden landen, lagen wie Blei in den Regalen. Selbst Preisabschläge und Werbung hätten den Verkauf nicht in Schwung bringen können, erläuterte Praktiker am Donnerstag. Der Umsatz im Konzern fiel um rund zehn Prozent auf 570 Millionen Euro. Operativ weitete sich der Fehlbetrag von Januar bis März auf 91,7 von 59,1 Millionen Euro aus. Unter dem Strich blieb ein überraschend hoher Fehlbetrag von 118 Millionen Euro nach 72 Millionen Euro im Vorjahr.
Die beliebtesten Baumärkte
Experten sind sich weitgehend einig: In Deutschland gibt es schlichtweg zu viele Baumärkte. Unter diesen Bedingungen ist der Preiskampf hoch und die Margen gering. Es folgt eine Übersicht über die beliebtesten Baumärkte.
Auf Rang zehn liegt Marktkauf. 3,2 Prozent der befragten Deutschen gaben an, 2010 dort eingekauft zu haben. 32,7 Prozent der 23.000 Befragten gaben übrigens an, gar keinen Baumarkt besucht zu haben.
Auf Platz 9 landet Hellweg Baumarkt mit 3,7 Prozent.
Die Globus-Kette steht auf Rang acht: 4,6 Prozent der Befragten gaben an, hier eingekauft zu haben.
Max Bahr rangiert auf dem sechsten Platz mit einem Anteil von 5,5 Prozent.
Nicht unter den Top-Five steht Bauhaus, nämlich nur auf Rang sechs. Mit 9,3 Prozent liegt die Kette nur knapp hinter ...
... Hornbach. Die auch durch intensive TV-Werbung recht bekannte Kette kommt auf zehn Prozent.
Knapp davor rangiert mit 10,4 Prozent Hagebaumarkt.
Etwas überraschend liegen die Baumärkte von Toom vor der Konkurrenz von Hagebaumarkt und Hornbach. Allerdings nur knapp: 10,6 Prozent der Befragten gehen hier gern shoppen.
Mit deutlichem Abstand liegen die beiden Dickschiffe der Branche vorne. Die Silbermedaille geht an Praktiker. Die Kette befindet sich in einem umfangreichen Umbauprozess und musste dabei so manchen Rückschlag einstecken. 20,8 Prozent der Deutschen waren 2010 in einem der blau-gelben Märkte.
Branchenführer im Hinblick auf die Beliebtheit ist Obi. Der Wert liegt bei 26,3 Prozent.
Der Vorstand zeigte sich aber zuversichtlich für den Rest des Jahres, in dem der weitere Ausbau der profitablen Tochter Max Bahr zum Flaggschiff des Konzerns vorangetrieben werden soll. Trotz des schlechten Frühlingsauftakts gebe es keinen Grund, die Erwartungen zu ändern, sagte Burger. "Weil wir davon überzeugt sind, dass wir im zweiten Quartal einen Großteil dessen, was wir an Umsatz verloren haben, wieder aufholen können."
Für 2013 hat Burger wegen des Umbaus weiter sinkende Erlöse angekündigt. Der Betriebsverlust soll aber eingedämmt werden. Für eine konkrete Prognose müsse das zweite Quartal abgewartet werden, sagte er am Donnerstag. 2012 verringerte Praktiker zwar den Verlust, am Ende des turbulenten Jahres fehlten aber immer noch 189 Millionen Euro. Das Ringen um die Abwendung der Pleite hatte Lieferanten und Kunden verunsichert. Im Herbst hatte der von Kirkel im Saarland nach Hamburg umgezogene Konzern wesentliche Teile eines rettenden Finanzpakets unter Dach und Fach gebracht und mit dem Umbau begonnen, der 2014 wieder schwarze Zahlen bringen soll.
Praktiker war im Kampf mit Wettbewerbern wie Obi oder Hornbach mit seiner Billigstrategie unter die Räder gekommen. Sie kostete zu viel und brachte nicht die nötigen Margen. Aber Rabattaktionen sind für Burger grundsätzlich kein Tabu - vorsichtig eingesetzt. "Wir haben in den letzten Monaten erlebt, dass sie immer noch funktionieren und Kunden in die Märkte locken", sagte er. Pauschalrabatte seien aber keine taugliche Überlebensstrategie für Praktiker. Deshalb die Entscheidung, Max Bahr zur tragenden Säule zu machen. "Denn mit Max Bahr haben wir Jahr für Jahr Geld verdient, mit Praktiker nicht."
Bis Ende 2013 sollen 119 Praktiker-Märkte auf Max Bahr umgestellt werden, dann soll die profitable Kette an rund 200 Standorten um Kunden werben. Schon jetzt zeige sich eine deutliche Besserung der Gewinnspanne, sagte Burger. Im Gegensatz zu den service-orientierten Max-Bahr-Märkten sollten die noch vorhandenen Praktiker-Märkten mehr zu Baumarkt-Discountern ausgebaut werden - mit einer kleineren Verkaufsfläche von maximal 5000 Quadratmetern, einem halbierten Angebot von 20.000 Artikeln und einem Niedrigpreiskonzept, auf das Burger aber noch nicht näher eingehen wollte. Produkte wie Gardinen, Teppichböden, Küchen oder Möbel würden gar nicht mehr angeboten, dafür solle es mehr Saisonartikel und Sonderaktionen geben.