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Umsatz rückläufig Langer Winter verdirbt Praktiker das Geschäft

Praktiker hat das Ruder noch nicht herumgerissen. Im ersten Quartal musste die Baumarktkette erneut einen heftigen Verlust verkraften. Umbau und das schleppende Frühlingsgeschäft drückten auf die Zahlen.

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Die größten Baumärkte in Deutschland
Platz 10: EMV-ProfiEMV-Profi ist ein Einkaufs- und Marketingverbund. Die unter dem Dach der Marke laufenden Baumärkte sind selbstständig; 2007 waren es 274. Gegründet wurde der Verband im Jahr 1997. Die Gesamtverkaufsfläche beträgt 540.000 Quadratmeter. Umsatz 2011 in Deutschland: 0,8 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr hat EMV-Profi um 5,3 Prozent zugelegt (Umsatz 2010:0,76 Milliarden Euro). Quelle: Presse
Platz 9: EurobaustoffUmsatz 2011: 0,92 Milliarden Euro Die Kette erwirtschaftet ihren gesamten Umsatz in Deutschland. Gegenüber 2010 ist Eurobaustoff kräftig gewachsen. Der Umsatz stieg um 13,6 Prozent gegenüber Vorjahr (2010: 0,81 Milliarden Euro) Quelle: Presse
Platz 8: Hellweg/Baywa*Umsatz 2011: 0,93 Milliarden Eruo - ein Plus von 4,5 Prozent gegenüber 2010. *Proforma-Zahlen (Hellweg hat 2012 einen Teil des Baywa-Geschäftes übernommen) Quelle: dpa/dpaweb
Platz 7: Globus Holding Umsatz 2011: 1,38 Milliarden Euro Globus erwirtschaftet fast seinen gesamten Umsatz in Deutschland und konnte gegenüber Vorjahr leicht wachsen (2010: 1,36 Milliarden Euro) Quelle: Screenshot
Platz 6: ToomUmsatz 2011: 2,41 Milliarden Euro Toom gehört zum Rewe-Konzern. Die Kette konnte ihren Umsatz in den vergangenen beiden Jahren solide steigern (2010: + 3,9 Prozent; 2011: +2,1 Prozent) Filialen im In- und Ausland: 370 Mitarbeiterzahl: 14.500 Werbeslogan: "Der Baumarkt" Quelle: Presse
Platz 5: ZeusUmsatz 2011: 2,63 Milliarden Euro - ein Plus von 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2010: 2,36 Milliarden Euro) Quelle: Presse
Platz 4: HornbachUmsatz 2011: 3,50 Milliarden Euro Zwei Drittel des Umsatzes macht Hornbach in Deutschland (2,05 Milliarden), im Vergleich zum Vorjahr ist Hornbach um 5,4 Prozent gewachsen (Umsatz 2010: 3,2 Milliarden) Eigentümer: Kingfisher, Familie Hornbach, Streubesitz Werbeslogans: "Es gibt immer was zu tun" - "Mach es fertig, bevor es Dich fertig macht" - "Wie viel Wahnsinn steckt in Dir?" Quelle: dpa

Der lange Winter hat der auf bessere Zeiten hoffenden Baumarktkette Praktiker einen Strich durch die Rechnung gemacht: Von schneller Erholung keine Spur - die Verluste fielen wegen des verspäteten Frühlingsanfangs zum Jahresauftakt noch größer aus als im ersten Quartal 2012. Praktiker-Chef Armin Burger nahm kein Blatt vor den Mund: "Es war - wie man in meiner österreichischen Wahlheimat sagt - grauslich", sagte er auf der Bilanzpressekonferenz.

Gartenartikel und blühende Pflanzen, die sonst ab März in den Einkaufswagen der Kunden landen, lagen wie Blei in den Regalen. Selbst Preisabschläge und Werbung hätten den Verkauf nicht in Schwung bringen können, erläuterte Praktiker am Donnerstag. Der Umsatz im Konzern fiel um rund zehn Prozent auf 570 Millionen Euro. Operativ weitete sich der Fehlbetrag von Januar bis März auf 91,7 von 59,1 Millionen Euro aus. Unter dem Strich blieb ein überraschend hoher Fehlbetrag von 118 Millionen Euro nach 72 Millionen Euro im Vorjahr.

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Der Vorstand zeigte sich aber zuversichtlich für den Rest des Jahres, in dem der weitere Ausbau der profitablen Tochter Max Bahr zum Flaggschiff des Konzerns vorangetrieben werden soll. Trotz des schlechten Frühlingsauftakts gebe es keinen Grund, die Erwartungen zu ändern, sagte Burger. "Weil wir davon überzeugt sind, dass wir im zweiten Quartal einen Großteil dessen, was wir an Umsatz verloren haben, wieder aufholen können."

Für 2013 hat Burger wegen des Umbaus weiter sinkende Erlöse angekündigt. Der Betriebsverlust soll aber eingedämmt werden. Für eine konkrete Prognose müsse das zweite Quartal abgewartet werden, sagte er am Donnerstag. 2012 verringerte Praktiker zwar den Verlust, am Ende des turbulenten Jahres fehlten aber immer noch 189 Millionen Euro. Das Ringen um die Abwendung der Pleite hatte Lieferanten und Kunden verunsichert. Im Herbst hatte der von Kirkel im Saarland nach Hamburg umgezogene Konzern wesentliche Teile eines rettenden Finanzpakets unter Dach und Fach gebracht und mit dem Umbau begonnen, der 2014 wieder schwarze Zahlen bringen soll.


Praktiker war im Kampf mit Wettbewerbern wie Obi oder Hornbach mit seiner Billigstrategie unter die Räder gekommen. Sie kostete zu viel und brachte nicht die nötigen Margen. Aber Rabattaktionen sind für Burger grundsätzlich kein Tabu - vorsichtig eingesetzt. "Wir haben in den letzten Monaten erlebt, dass sie immer noch funktionieren und Kunden in die Märkte locken", sagte er. Pauschalrabatte seien aber keine taugliche Überlebensstrategie für Praktiker. Deshalb die Entscheidung, Max Bahr zur tragenden Säule zu machen. "Denn mit Max Bahr haben wir Jahr für Jahr Geld verdient, mit Praktiker nicht."

Bis Ende 2013 sollen 119 Praktiker-Märkte auf Max Bahr umgestellt werden, dann soll die profitable Kette an rund 200 Standorten um Kunden werben. Schon jetzt zeige sich eine deutliche Besserung der Gewinnspanne, sagte Burger. Im Gegensatz zu den service-orientierten Max-Bahr-Märkten sollten die noch vorhandenen Praktiker-Märkten mehr zu Baumarkt-Discountern ausgebaut werden - mit einer kleineren Verkaufsfläche von maximal 5000 Quadratmetern, einem halbierten Angebot von 20.000 Artikeln und einem Niedrigpreiskonzept, auf das Burger aber noch nicht näher eingehen wollte. Produkte wie Gardinen, Teppichböden, Küchen oder Möbel würden gar nicht mehr angeboten, dafür solle es mehr Saisonartikel und Sonderaktionen geben.

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