Umsatztrends Die Auf- und Absteiger am Biermarkt

Seite 2/2

„Vertrocknete Lorbeeren sind kein gutes Ruhekissen“

Hitlisten-Champion ist und bleibt Krombacher. Die Sauerländer legten beim Absatz mehr als 260.000 Hektoliter zu – ein Plus von 4,5 Prozent. Und das trotz einer Preiserhöhung, um die sich beispielsweise der sauerländische Wettbewerber Warsteiner nach wie vor drückt. Laut Einschätzung von Inside liege Warsteiner beim Kastenpreis immer noch rund einen Euro unter den Rivalen von Krombacher, Veltins oder Bitburger.

Als hilfreich für Krombacher erwies sich die Rückkehr ins Regal bei Kaufland. Somit konnte das vom Gesellschafter Bernhard Schadeberg geführte Unternehmen  erstmal die 6-Millionen-Absatzhürde überspringen. Der Rekord geht jedoch weniger auf die Stärke des Pils-Flaggschiffs zurück. Vielmehr trumpfte Schadeberg mit Nebenmarken wie Krombacher Radler, der Fassbrause oder dem alkoholfreien 0,0 auf. Damit konnte der Branchenprimus den Absatz in den vergangenen zehn Jahren um rund 650.000 Hektoliter steigern. Das ist im Plus-Bereich ungefähr so viel, wie Warsteiner auf der negativen Seite verbuchen musste. Warsteiner verlor im gleichen Zeitraum rund 575.000 Hektoliter. Laut Inside sei Warsteiner 2017 sogar erstmals unter die 2-Millionen-Grenze gestürzt.

Historische Höchstwerte konnte auch Veltins knacken. Erstmals in der Firmengeschichte übersprang das Pils aus dem sauerländischen Grevenstein die 3-Millionen-Hektoliter-Marke und untermauerte damit Platz vier hinter Krombacher, der Billigmarke Oettinger und Bitburger. Ähnlich wie Krombacher verlor auch Veltins durch eine Preiserhöhung kein Terrain. Punkten konnte Veltins vor allem mit der Retromarke Grevensteiner, die um vollmundige 30 Prozent zulegte und mittlerweile schon rund 220.000 Hektoliter an den Mann und die Frau bringt. Da Veltins die 3-Millionen-Marke nur hauchdünn reißen konnte, käme es kaum überraschend, wenn die Brauerei in einem normalen Sommer und ohne Fußball-WM den Wert kaum wird halten können.

Radeberger-Chef Lorenz bleibt ohnehin skeptisch für die Zukunft der Branche. „Die Brauer werden im Moment von zwei Seiten in die Zange genommen. Die strukturellen Marktthemen sind noch nicht gelöst, da drängen schon ganz andere Themen aufs Tapet: Neue Marktakteure und Spielregeln, veränderte Kundenerwartungen, andere Formen des Wettbewerbs.“ Deswegen seien umfassendes Umdenken und Veränderungsbereitschaft notwendig: „Wir alle müssen für den zukünftigen Markterfolg unsere Aufstellungen überprüfen, Tradiertes bewusst in Frage stellen, vermeintliche Komfortzonen verlassen und alles in allem wandlungsfähiger, mutiger werden ...“

Selbstverständlich ist sich Lorenz sicher, dass Radeberger seine Hausaufgaben gemacht habe. „Wir haben Schritt für Schritt, Kooperation für Kooperation, Beteiligung für Beteiligung Lösungen für jeden unserer Geschäftsbereiche, jeden Absatzkanal und damit für jede unserer Kundengruppen gefunden. Und zwar nicht nur irgendwelche. Sondern Lösungen, die diesen Namen wirklich verdienen.“ Das Jahr 2018 sei eines der umtriebigsten in der Unternehmensgeschichte der Radeberger Gruppe gewesen, so Lorenz: „Wir haben in den letzten Monaten unzählige Meilensteine passiert, marktprägende Fußabdrücke hinterlassen, zugleich im Bestandsgeschäft weitere Hausaufgaben erledigt und ganz nebenbei auch noch eine ordentliche Performance gezeigt.“ Und legt noch einen drauf: „Wir können nur wiederholen: Vertrocknete Lorbeeren sind kein gutes Ruhekissen. Deswegen werden wir weiterhin an Zukunftsthemen entlang der Wertschöpfungskette arbeiten. Mit hoher Schlagzahl ... und größter Begeisterung.“

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%