
Rom Nach scharfem Protest aus dem Vatikan hat das italienische Modehaus Benetton eine Fotomontage mit dem küssenden Papst Benedikt XVI. zurückgezogen. Auf dem Bild war zu sehen, wie das Oberhaupt der katholischen Kirche einen ägyptischen Imam auf die Lippen küsst. Der Vatikan sprach von einer inakzeptablen Manipulation und kündigte rechtliche Schritte an. Das Bild sei nicht nur ein Angriff auf die Würde des Papstes und der Kirche, sondern auch auf die religiösen Gefühle der Gläubigen.
Die Fotomontage gehörte zur Benetton-Kampagne unter dem Motto „Unhate“. Andere Bilder der Serie zeigen politische Rivalen beim Küssen, darunter US-Präsident Barack Obama und sein venezolanischer Kollege Hugo Chavez, den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und den palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas sowie den nordkoreanischen Staatschef Kim Jong Il und den südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak. Benetton erklärte, das Unternehmen wolle Toleranz und „weltweite Liebe“ fördern.
Vatikan-Sprecher Fedrico Lombardi bezeichnete das Werbebild als inakzeptable Manipulation. „Es zeigt mangelnden Respekt für den Papst“, erklärte Lombardi in einer Stellungnahme.
Das Bild, auf dem der Papst mit Scheik Ahmed el Tajeb vom Kairoer Institut Al Ashar zu sehen war, erschien auf der Website von Benetton. Es verschwand etwa eine Stunde nach dem Protest des Vatikans. Das Institut hatte den Dialog mit dem Vatikan abgebrochen, nachdem Benedikt zu einem größeren Schutz der christlichen Minderheit in Ägypten aufgerufen hatte.
Ein Benetton-Sprecher bestätigte, dass das Bild mit dem Papst und dem Imam nicht länger Teil der Werbekampagne sei. Es war nicht klar, ob die Fotomontage auch gedruckt veröffentlicht wurde. Die Bildreihe wurde am Mittwoch in Mailand, New York, Paris, Tel Aviv und Rom vorgestellt. Benetton bedauerte in einer Stellungnahme, Gläubige in ihren Gefühlen verletzt zu haben. Daher sei beschlossen worden, das Bild umgehend zurückzuziehen.
Das Modeunternehmen will mit seiner umstrittenen Werbekampagne an vergangene Erfolge anknüpfen. „Eine Marke muss immer wieder neu belebt werden“, sagte Exekutiv-Vizepräsident Alessandro Benetton der „Süddeutschen Zeitung“. „Wir wollen die Werte wiederbeleben, für die Benetton steht. “Die Kampagne solle dabei helfen, „die Ansichten des Gegners, auch des Feindes, akzeptieren zu lernen“.
Schock-Werbung ist seit langem ein Markenzeichen von Benetton. Berühmt wurden die Anzeigen des Fotografen Oliviero Toscani, die Häftlinge in Todeszellen und Aids-Patienten zeigten.