United Airlines Rausgeworfener Passagier erhält Entschädigung

Der Rauswurf eines Arztes aus einer überbuchten Maschine ist für United zum PR-Disaster geworden. Jetzt bekommt der Mann eine Entschädigung. Wer künftig seinen Platz aufgeben muss, soll bis zu 10.000 Dollar bekommen.

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United Airlines-Passagier David Dao wurde von der Polizei aus dem Flugzeug gezerrt. Quelle: Reuters

Dallas In der Affäre um den Rauswurf eines Passagiers hat die US-Fluggesellschaft United Airlines einen Vergleich mit dem Betroffenen erzielt. Der 69-jährige Arzt David Dao und die Airline hätten sich auf eine Summe in ungenannter Höhe geeinigt, teilte der Anwalt des Fluggastes mit. United kündigte zudem an, dass Passagiere, die eine überbuchte Maschine verlassen, künftig mit bis zu 10.000 Dollar (9170 Euro) kompensiert werden sollen.

Zudem soll das Personal am Gate jährlich im Umgang mit ausverkauften Flügen geschult werden. Die Mitarbeiter sollten auch lernen, besser auf Konflikte mit Passagieren zu reagieren, sagte Unternehmenschef Oscar Munoz.

Für United Airlines hatte sich der Rauswurf des Arztes aus der Maschine zum PR-Desaster entwickelt. Die Airline hatte Mitte April einen Flug überbucht und per Zufall vier Passagiere bestimmt, die die Maschine wieder verlassen sollten. Der 69-Jährige weigerte sich, woraufhin das Unternehmen die Polizei rief. Diese zerrte den Mann vor laufenden Handykameras so rabiat aus der Maschine, dass er nach Angaben seines Anwalts zwei Zähne verlor, eine Gehirnerschütterung erlitt und sich die Nase brach.

United hatte zwar bereits versprochen, in solchen Fällen nie mehr die Polizei zu rufen, sah sich jetzt jedoch zu drastischeren Schritten veranlasst. „Die Leute sind bestürzt und ich vermute, dass eine Menge Menschen möglicherweise erwägt, nicht mit uns zu fliegen“, sagte Munoz der Nachrichtenagentur AP.

Die Maschinen sollen künftig nicht mehr so stark überbucht werden wie früher. Passagieren, die keinen Platz mehr fänden, sollten andere Transportmöglichkeiten angeboten werden, gegebenenfalls auch bei anderen Gesellschaften, hieß es.


Entschädigungssummen steigen deutlich

Die neue Entschädigungssumme für Personen, die ihren bereits eingenommenen Sitzplatz wieder aufgeben, liegt deutlich über dem bisherigen Betrag von 1350 Dollar. Sie entspricht in etwa der Summe des Konkurrenten Delta Airlines, der seit diesem Monat in einem solchen Fall 9950 Dollar zahlt. Southwest Airlines kündigte am Donnerstag an, künftig Flüge nicht mehr zu überbuchen.

Für United war der aufsehenerregende Fall des 69-Jährigen zu einem ungünstigen Zeitpunkt gekommen. Nach einer Fusion mit der Gesellschaft Continental im Jahr 2010 hat die Airline mit heftigen Problemen zu kämpfen. Im vergangenen Jahr kamen allerdings mehr Flüge pünktlich an. Auch die Zahl der verloren gegangenen Gepäckstücke sank. Kürzlich hatte United Pläne bekanntgegeben, seine Dienste in diesem Sommer auszuweiten. Statt Lob für die Zeichen des Fortschritts, hagelte es nun zwei Wochen lang Spott und vernichtende Kritik.

In einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht lieferte United nur wenige Details zu dem Vorfall vom 9. April. Flug 3411 nach Louisville im US-Staat Kentucky sei um eine Person überbucht gewesen, ein Passagier habe seinen Sitz dafür aber freiwillig aufgegeben. Nach dem Boarding der Passagiere seien jedoch vier Besatzungsmitglieder der Fluglinie Republic Airline aufgetaucht, nachdem sich ihr Flug Richtung Louisville wegen eines mechanischen Problems verzögerte. Republic führt viele United-Express-Flüge durch.

United erklärte, es sei ein Fehler gewesen, die Republic-Crew spät an Bord zu lassen. Dadurch hätten vier zahlende Fluggäste entfernt werden müssen. Falsch sei auch gewesen, ohne Sicherheitsproblem die Polizei zu rufen und Passagieren nicht ausreichend Geld für das freiwillige Räumen ihrer Plätze zu bieten.

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