"Urteil gefallen" Die Chronik der Schlecker-Pleite
Das Drama der Schlecker-Frauen hat ein unrühmliches Ende gefunden. Im Januar wurde die Zahlungsunfähigkeit des einstigen Drogeriemarkt-Königs bekannt, nun wird das Unternehmen zerschlagen.


20. Januar 2012: Die Pleite des Drogeriemarkt-Riese Schlecker wird öffentlich. Familie Schlecker - Meike, Lars und deren Vater und Firmengründer Anton Schlecker, haben den europaweit größten Drogeriekonzern kaputt gewirtschaftet. Zu diesem Zeitpunkt hat Schlecker 6000 Filialen in Deutschland und rund 30.000 Angestellte.
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29. Februar 2012
Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz verkündet das Sanierungskonzept. Die Einschnitte sind hart: 2400 Filialen werden geschlossen, 11.750 Stellen gestrichen. Nur 13.500 Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben.
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Am 8. März, dem internationalen Frauentag, demonstrieren die Schlecker-Frauen auf dem Stuttgarter Schloßplatz für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Gesamtbetriebsratsvorsitzende Christel Hoffmann kritisiert die Zurückhaltung der Politiker im Fall Schlecker: „Wenn man sich Fälle wie Opel anschaut, da war das ganz anders. Da bin ich jetzt mal ganz ketzerisch und sage: da ging es ja auch um Männer-Arbeitsplätze.“
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Zu diesem Zeitpunkt ist bereits die Einrichtung einer Transfergesellschaft im Gespräch. Im baden-württembergischen Wirtschaftsminister Nils Schmid finden die Schlecker-Frauen einen prominenten Unterstützer. Das Problem: Die Schlecker-Filialen sind deutschlandweit verteilt. Für eine Auffanggesellschaft mit einer so dezentralen Struktur gibt es bislang kein Vorbild.
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Endlich eine gute Nachricht: Am 18. März verkündet der Insolvenzverwalter, dass etwas weniger Filialen geschlossen werden, als bisher geplant. Die Gewerkschaft Verdi und der Schlecker-Betriebsrat erreichen, dass statt 2400 nur 2200 Schlecker-Geschäfte dicht machen.
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24. März: Der letzte Arbeitstag für 11.000 Mitarbeiter. Die Bundesländer können sich nicht auf die nötigen Bürgschaften für eine Transfergesellschaften einigen. Zuvor hatte bereits die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW abgelehnt, für einen Kredit zu bürgen. Die angestrebte Auffanglösung über eine Bürgschaft der Länder scheitert schließlich am Widerstand einiger FDP-Wirtschaftsminister.
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28. März: Das Amtsgericht Ulm eröffnet offiziell das Insolvenzverfahren für Schlecker. Bis Pfingsten will Insolvenzverwalter Geiwitz für Schlecker einen neuen Investoren gefunden haben.
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Am 9. April wird bekannt, dass die Unternehmensberatung Roland Berger den Auftrag erhalten hat, ein Konzept zum separaten Verkauf der Schlecker-Tochter Ihr Platz auszuarbeiten.
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11. April: Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz fordert von den Schlecker-Mitarbeitern einen Lohnverzicht von 15 Prozent. Von Verdi kommt heftige Gegenwehr: "15 Prozent Lohnverzicht ist für die Schlecker-Frauen kaum vorstellbar", sagt Verdi-Verhandlungsführer Bernhard Franke.
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19. April: Die erste Klagewelle gegen Schlecker rollt. Die ehemaligen Angestellten wehren sich mit Kündigungsschutzklagen gegen ihre Entlassung. Erfolgversprechend ist die Klage in den meisten Fällen wohl nicht, stattdessen erhöht sich der Druck für den Insolvenzverwalter. Denn die durch die Klagen entstehenden Gerichtskosten machen Schlecker für potenzielle Investoren zunehmend unattraktiv. Am gleichen Tag wird bekannt, dass die osteuropäische Finanzgruppe Penta aus dem Bieterprozess aussteigt. Jetzt sind nur noch fünf Interessenten im Rennen.
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26. April: Mehr als 1500 ehemalige Schlecker-Beschäftigte wehren sich vor Gericht gegen ihre Kündigungen - zwei von ihnen werden 500 Euro Abfindung angeboten. Dagegen hagelt es heftige Kritik von Verdi, da nur Mitarbeitern, die geklagt hatten, eine Abfindung angeboten wurde. In der Regel werden die Beträge erst am Ende eines Insolvenzverfahrens festgesetzt. In der Konsequenz kündigt Insolvenzverwalter Geiwitz einen Tag später an, vor Gericht keine Abfindungen mehr anzubieten.
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9. Mai: Endlich ein Lichtblick: Für die Schlecker-Tochter Ihr Platz hat sich ein Investor gefunden. Die bisher wenig bekannte Münchener Beteiligungsgesellschaft Dubag übernimmt alle 480 noch bestehenden Filialen von Ihr Platz. Sie will sie weiter führen und plane keinen weiteren Stellenabbau. Die Belegschaft ist im Zuge der Unternehmenspleite bereits auf 4700 Mitarbeiter geschrumpft.
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2. Mai: Schlecker hat einen Käufer für rund 140 Filialen in Tschechien gefunden. Käufer ist das Unternehmen P.K. Solvent (PKS). Der Kaufpreis wurde nicht bekanntgegeben. PKS betreibt in Tschechien bereits 700 Drogeriegeschäfte unter der Marke "Teta" und will mit dem Schlecker-Kauf seinen dortigen Marktanteil auf 20 Prozent steigern.
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21. Mai: Es wird einsam um Insolvenzverwalter Geiwitz. Das arabische Emirat Katar ist als möglicher Investor abgesprungen, berichten die "Stuttgarter Nachrichten". Lars und Meike Schlecker hätten das Emirat als Geldgeber vorgesehen, Katar sei jedoch nicht an Risikogeschäften interessiert und hätte daher abgesagt, berichtet das Blatt. Die Kette verliere derzeit täglich einen sechsstelligen Euro-Betrag, berichtet das "Manager Magazin".
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22. Mai: Die Zerschlagung von Schlecker wird immer wahrscheinlicher. Jörg Funder, geschäftsführender Direktor des Instituts für Internationales Handels- und Distributionsmanagements (IIHD) an der Hochschule Worms, sagt der WirtschaftsWoche: "Der Insolvenzverwalter wird in den nächsten Tagen die Abwicklung von Schlecker starten." Der Experte geht davon aus, dass lediglich "rund 200" der derzeit noch 3200 Filialen erhalten bleiben und in der Folge von Wettbewerbern übernommen werden könnten.
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24. Mai: Es wird bekannt, dass auch der Milliardär und Karstadt-Sanierer Nicolas Berggruen Interesse an Schlecker hat. Er biete zwischen 100 und 150 Millionen Euro.
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25. Mai: Showdown für die insolvente Drogeriekette und ihre noch 13.500 Beschäftigten: Der Gläubigerausschuss kommt zusammen. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz wird den vertretenen Gläubigern, der Gewerkschaft Verdi und der Agentur für Arbeit über den Fortschritt seiner Investorengespräche berichten. Sollte der Ausschuss jedoch keinen Sinn mehr in der Investorensuche erkennen, könnte bereits die Zerschlagung des Unternehmens beschlossen werden. Entscheidend kommt es bei der Sitzung auf den Kreditversicherer Euler Hermes an, der mehr als die Hälfte aller Ansprüche gegen Schlecker vertritt.
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30. Mai: Die Schlecker-Rettung wird immer unwahrscheinlicher. Unterschriftsreife Investorenangebote fehlen nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa noch immer. Nach Medienberichten ist am Freitag, 1. Juni ein Beschluss über die Zerschlagung der Drogeriekette zu erwarten. Die Südwestpresse zitiert einen Branchenkenner mit den Worten: „Das Urteil ist gefallen. Am kommenden Freitag gibt es nur die Verkündung“.
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01. Juni 2012
Der Insolvenzverwalter der insolventen Drogeriekette, Arndt Geiwitz, hat die Zerschlagung Schleckers angeordnet. "Die Angebote waren nicht akzeptabel, weil sie deutlich unter einer Zerschlagung lagen“, erläutert er. Für die Mitarbeiterinnen des Drogeriemarkts ist das ein Ende mit Schrecken. 13.200 Mitarbeiter werden im Herbst auf der Straße stehen. Nun wird Geiwitz die Verhandlungen mit dem Betriebsrat um den Abschluss eines Interessenausgleichs und Sozialplans kurzfristig aufnehmen und die Kündigungen voraussichtlich bis Ende Juni 2012 versenden.
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