
New York Für etliche Topmanager der Deutschen Telekom und von AT&T dürfte das Weihnachtsfest in diesem Jahr alles andere als ruhig werden: Die Konzerne wollen die Tage zwischen den Jahren und die ersten Wochen des Januars nutzen, um die Pläne zum Verkauf von T-Mobile USA an AT&T vielleicht doch noch durch eine Überarbeitung zu retten. Die Zeit haben sie jetzt. Denn im Gerichtsstreit um den 39 Milliarden Dollar schweren Verkauf ihrer US-Mobilfunktochter an AT&T verschafft sich die Deutsche Telekom eine Verschnaufpause. Richterin Ellen Segal Huvelle nahm den Vorschlag der beiden Unternehmen an, alle gerichtlichen Schritte bis zum 18. Januar 2012 auf Eis zu legen, wie die Telekom mitteilte. Nun sollen alle möglichen Optionen bewertet werden.
Ist der Deal noch zu retten? Der Widerstand ist enorm. Das US-Justizministerium und jüngst auch noch die Telekommunikationsaufsicht FCC haben große Bedenken gegen den Deal geltend gemacht. Angesichts der Kritik sprechen die beiden Firmen auch erstmals davon, dass die ganze Transaktion auch abgeblasen werden könnte. „Wir prüfen, ob und wie wir unsere aktuelle Transaktion überarbeiten können, um die erforderlichen Genehmigungen zu erhalten“, erklärte die Telekom weiter.
Experten sehen kaum noch Raum für neue juristische Manöver. „Ich glaube nicht, dass sie noch in Vergleichsverhandlungen sind“, sagte Bert Foer vom American Antitrust Institute. Mit diesen Gesprächen wollten beide Unternehmen die Auseinandersetzung eigentlich außergerichtlich beilegen. Nach seiner Ansicht haben die beiden Unternehmen etwas ganz anderes im Sinn: Sie wollen sich mit der Unterbrechung Zeit verschaffen, um die Milliarden-schwere Entschädigung auszuhandeln, die die Amerikaner den Bonnern für den Fall eines Scheiterns der Transaktion versprochen haben.
Ähnlich sieht es auch WestLB-Analyst Wolfgang Specht. „Die Wahrscheinlichkeit, dass AT&T und die Telekom Anfang nächsten Jahres den Kaufvertrag auflösen, ist gestiegen“, schrieb er am Dienstag.
Die Telekom und AT&T hatten die Fusion im Frühjahr angekündigt. Allerdings hatten sowohl die FCC als auch das Justizministerium Bedenken gegen den Deal geäußert. Die Behörden fürchten, dass bei einem Zusammenschluss der Nummer 4 mit der Nummer 2 der Wettbewerb auf dem US-Mobilfunkmarkt weiter zurückgehen würde. AT&T sowie die Telekom argumentierten hingegen, dass die Übernahme die Abdeckung mit mobilen Datendiensten in den USA erhöhe
sowie Arbeitsplätze schaffe.
Durch die Fusion von AT&T und T-Mobile USA würde der größte US-Mobilfunkanbieter entstehen. Für die beteiligten Unternehmen wäre das 39-Milliarden-Dollar-Geschäft aus unterschiedlichen Gründen hochattraktiv. Die Deutsche Telekom wäre die Sorgen um ihre zuletzt schwächelnde US-Tochter los und hätte mit einem Schlag genug Geld für den Ausbau ihres Europageschäfts und den Schuldenabbau. AT&T hätte dadurch Zugriff auf dringend benötigte zusätzliche Frequenzen.
Zuletzt hatten Experten immer weniger daran geglaubt, dass die Übernahme zustande kommt. Trotz aller Schwierigkeiten wollen die Konzerne bislang nicht über mögliche Alternativen zu dem Verkaufsprozess reden. Doch wird natürlich längst über Alternativen zur Fusion spekuliert. Als möglicher Plan B gilt etwa die Idee, nicht die Unternehmen, sondern nur ihre Mobilfunknetze zu verschmelzen.
So könnten möglicherweise die Wettbewerbsbedenken der Kartellwächter ausgeräumt und gleichzeitig Problem beider Unternehmen gelöst werden. Tatsächlich betonten beide Konzerne in ihrer jüngsten Presseerklärung: „Nur durch die Kombination unserer Netzwerke werden wir in der Lage sein, Kapazitätserweiterungen und einen verbesserten Kundenservice bereitstellen zu können.“