US-Einzelhandel Walmart plant Billig-Offensive gegen Aldi

Aldi setzt Walmart in den USA immer stärker unter Druck. Der Platzhirsch will nun die Preise senken, um wieder mehr Kunden in seine Märkte zu locken. Doch der nächste deutsche Discounter steht schon in den Startlöchern.

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Walmart wappnet sich einem Agenturbericht zufolge für den Kampf gegen Aldi in den USA. Der weltgrößte Einzelhändler wolle die Preislücke zum deutschen Discounter schließen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf vier mit den Plänen vertraute Personen. Zu diesem Zweck fänden in 1200 US-Läden Tests statt.

Damit solle für eine Reihe von Produkten der beste Preis ermittelt werden, in der Hoffnung mehr Kunden in die Supermärkte zu locken. Der Schwerpunkt läge auf Lebensmitteln. Analysten schätzen, dass Walmart bis zu 20 Prozent teurer ist als Aldi. Stichproben von Reuters sollen ergeben haben, dass Walmart bereits mit Preissenkungen begonnen hat.

Aldi ist seit 1976 in den USA vertreten. Bei Lebensmitteln haben die Deutschen einen Marktanteil von 1,5 Prozent, Walmart von 22 Prozent. Allerdings weist Aldi Wachstumsraten von jährlich 15 Prozent auf, der US-Konzern kommt nur auf zwei Prozent. Aldi Süd betreibt schon 1600 Märkte in 35 US-Bundesstaaten, auch Aldi Nord macht mit knapp 500 Läden der Marke Trader Joe’s in Übersee ein gutes Geschäft.

Zudem droht aus Deutschland weitere Konkurrenz: Lidl will in den USA im Sommer früher als geplant die ersten 20 Filialen eröffnen. Nach Schätzungen des auf Handel spezialisierten Marktforschers Planet Retail wird der Discounter in den USA in nur fünf Jahren auf einen Umsatz von 5,2 Milliarden Euro kommen. Rund 550 Lidl-Märkte werden bis 2022 die US-Ostküste überziehen. Zum Vergleich: Aldi Süd hat 30 Jahre gebraucht, um in den USA auf diesen Umsatz zu kommen.

Und auch Aldi rüstet auf: Aldi Süd investiert in den kommenden Jahren rund 1,5 Milliarden Euro in die Modernisierung seines amerikanischen Filialnetzes. Bis zum Jahr 2020 sollen damit rund 1300 Märkte in den USA umgebaut und erweitert werden.

Das Tempo dabei ist enorm. Schon bis zum Ende des kommenden Jahres soll das US-Netz von Aldi auf 2000 Märkte gewachsen sein. Seit 2013 hat Aldi die Zahl seiner monatlichen Kunden um 60 Prozent auf 40 Millionen gesteigert. Bereits in Großbritannien setzen die beiden deutschen Discounter die etablierten Einzelhändlern unter Druck, zu denen dort auch die Walmart-Tochter Asda gehört.

Das Walmart-Image ist ramponiert

Der US-Handelsriese hatte in der vergangenen Woche bekanntgegeben, dass der Gewinn im vierten Quartal deutlich weniger gesunken war. Der Umsatz stieg nur leicht um einen Prozentpunkt. Walmart hatte die Konkurrenz aus dem Online-Geschäft in den vergangenen Jahren lange Zeit vernachlässigt und zudem zu sehr darauf geschielt, seinen Aktionären Gewinne zu liefern. Der Familienkonzern, der den Nachfahren von Walmart-Gründer Sam Walton gehört, sparte an vielem, was ihn einst groß und berühmt gemacht hatte: an qualifizierten Mitarbeitern, an Service und Ausstattung.

Das Image des Konzerns mit 2,2 Millionen Angestellten und über 500 Milliarden US-Dollar Umsatz war durch die Sparpolitik ramponiert. Kunden beschwerten sich über leere Regale und zu wenig Verkäufer. Konzernchef Doug McMillon musste und muss nicht nur sein Image als US-Vorzeigekonzern polieren, sondern sich auch gegen immer stärkere Konkurrenten aus Ausland wehren.

Jetzt versucht der 50-jährige McMillon beim Familienkonzern vor allem im Digitalgeschäft die Aufholjagd. So kaufte er im September das Online-Start-up Jet.com für 3,3 Milliarden Dollar. Und im Januar griff er beim US-Schuhversender Shoebuy zu und kaufte ihn für 70 Millionen Dollar. In den am Dienstag vorgelegten Geschäftszahlen zeigten die Investitionen erste Erfolge.

Der Lebensmittelhandel in den USA ist mit einem Volumen von mehr als 600 Milliarden Dollar Umsatz pro Jahr ein sehr attraktiver Markt für Händler. Da der Markt aber nicht mehr wächst, herrscht ein großer Verdrängungswettbewerb. Marktführer ist Walmart, der rund Dreiviertel seines Umsatzes im US-Markt macht, aber dort nicht mehr wächst. Der Umsatz von Aldi in den USA wird auf rund 12 Milliarden Dollar geschätzt – Tendenz stark steigend.

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