US-Juwelier mit neuem Chef Ein Italiener für Tiffany

Die amerikanische Juwelier-Ikone hat endlich einen neuen CEO gefunden. Tiffany holt den Italiener Alessandro Bogliolo von Diesel. Der Luxus-Veteran muss das Image der Traditions-Marke aufpolieren.

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Das Tiffany-Kaufhaus an der 5th Avenue in Manhattan litt zuletzt unter der Nähe zum Trump Tower. Der neue Chef muss der Luxusmarke neuen Glanz einhauchen. Quelle: Reuters

New York Mehr als fünf Monate sind vergangen, seit der US-Juwelier Tiffany seinen Vorstandsvorsitzenden Frederic Cumenal im Februar überraschend gehen ließ. Nun hat die Suche nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden für den angestaubten Schmuck-Konzern ein Ende gefunden. Der Italiener Alessandro Bogliolo bringt seine Erfahrung vom Juwelier Bulgari und von der Jeans-Marke Diesel mit.

Auf den 52-jährigen Bogliolo wartet keine leichte Aufgabe: Tiffany hat zuletzt deutliche Umsatz- und Gewinneinbußen hinnehmen müssen. Und das lag nicht nur daran, dass zuletzt der Trump Tower mit seinen erhöhten Sicherheitsvorkehrungen gleich neben dem wichtigen New Yorker Flagship-Store die Kunden abgeschreckt hatte. Vor allem bei den jungen Menschen ist die Marke nicht mehr so angesagt. Im Unternehmen herrscht Unruhe. Zuletzt hatte sich Tiffany von Bogliolos Vorgänger als CEO, Cumenal, und seiner Kreativdirektorin getrennt. 

Die Marke, die vielen Menschen nicht zuletzt wegen des Films „Frühstück bei Tiffany’s“ mit Audrey Hepburn ein Begriff ist, sagt  den Millenials kaum noch etwas. Deshalb muss Bogoglio den Spagat schaffen, das Erbe der Marke aufrecht zu erhalten, aber gleichzeitig neue, jüngere Kunden anzulocken.

Bogoglio, der im Oktober seinen neuen Posten antreten wird, leitet bisher die italienische Edel-Jeans-Marke Diesel, die mehr als die Hälfte des Umsatzes der Holding „Only the Brave“ von Renzo Rosso ausmacht. Die Marke steht eher für ein rebellisches, junges Image – auch wenn sie von allen Altersklassen getragen wird. Zuvor hatte er 16 Jahre beim Tiffany-Konkurrenten Bulgari gearbeitet, unter anderem als Vorstand fürs operative Geschäft (COO) der Schmucksparte. Aus der Zeit kennt er wohl auch Francesco Trapani, der seit Februar im Aufsichtsrat von Tiffany sitzt. Trapani ist der Großneffe des Gründers der Marke Bulgari und hat den italienischen Juwelier groß gemacht und für mehr als vier Milliarden Euro an LVMH verkauft.

Auch internationale Erfahrung bringt der Italiener Bogliolo mit, der bereits in China, Singapur, Spanien, Frankreich und den USA gearbeitet hat. „Die heutige Ankündigung beendet den gründlichen Prozess, eine erfolgreiche Führungsperson für das Wachstum in den kommenden Jahren zu identifizieren und einzustellen“, sagte Tiffany-Chairman Michael J. Kowalski, der vorübergehend die Aufgaben des CEOs übernommen hat. Bogliolo sei für seine Kreativität und seine Durchsetzungskraft bekannt. „Tiffany ist eine ikonische Marke und es ist ein wichtiger Moment in ihrer Geschichte“, betonte Kowalski.

Bogoglio, der seinen BWL-Abschluss an der Mailänder Elite-Uni Bocconi und einen Master in Paris gemacht hat, startete seine Karriere zunächst als Berater bei Bain & Company. Es folgten Stationen bei Sephora, dem Vespa-Hersteller Piaggio  und schließlich Bulgari und Diesel. „Tiffany hat mit seiner legendären Historie immer Luxus und Stil repräsentiert und einen außergewöhnlichen Qualitäts- und Exzellenz-Standard. Und ich freue mich darauf, auf diesem Fundament aufzubauen“, teilte Bogliolo mit.

Nach einer neuen Studie von Bain & Company und dem italienischen Luxusverband Altagamma werden die „Millennials“ und die „Generation Z“ im Jahr 2025 rund 45 Prozent der Zielgruppen hochpreisiger Marken sein. Doch „die  heute 20- bis Mitte 30-Jährigen pflegen einen veränderten Lebensstil“, der nicht zuletzt durch Technologieaffinität gekennzeichnet ist, heißt es in der Studie. Sie stellten nicht nur in puncto Konsum höchste Ansprüche an Qualität und Service. Sie erwarteten auch, dass die Marken ihre persönlichen Werte und Gefühle repräsentieren oder zumindest mit ihnen in Einklang stehen.

Zuletzt hatte Tiffany unter dem Franzosen Cumenal versucht mit Lady Gaga als neues Gesicht bei den jüngeren Kunden zu punkten. Der harte Schnitt von Audrey Hepburn zu Lady Gaga war auch bei vielen Analysten des börsennotierten Unternehmens nicht gut angekommen. Die Nachricht über den neuen Vorstandsvorsitzenden Bogliolo überzeugte die Investoren hingegen: Die Aktie legte am Donnerstag in New York um fast zwei Prozent zu.
Zumindest, was die Sicherheitsvorkehrungen vor dem Trump Tower und damit vor dem Tiffany-Flagship-Store angeht, kann Bogliolo aufatmen. Seit Melania Trump und ihr Sohn zum Sommer ins Weiße Haus gezogen sind, stehen deutlich weniger bewaffnete Polizisten vor dem Laden, die Käufer abschrecken könnten.

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