Verbraucher-Ranking Diesen Marken vertrauen die Deutschen

Rewe im Rampenlicht: Die Supermarktkette war Teil einer Inszenierung im Staatstheater Wiesbaden. Quelle: dpa Picture-Alliance

Unser Verbraucherranking zeigt, dass gesellschaftliche Verantwortung und Profit nicht im Widerspruch stehen müssen. Und dass selbst kleine Skandale einen guten Ruf nicht erschüttern können.

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Sie dürfen krumm, fleckig und blass sein. Je hässlicher, desto authentischer wirken sie. Ab sofort liegen in den Filialen der Supermarktkette Rewe Gemüse und Obst mit Schönheitsfehlern in den Auslagen. Mit dem Verkauf von verschrumpelten Möhren, krausem Salat und zu kleinen Äpfeln will der Kölner Lebensmittelkonzern Bauern aus der Region unterstützen, die bis heute unter den Folgen der monatelangen Dürre leiden. Das Motto der Aktion: Wir kümmern uns.

Binnen weniger Monate hat Rewe damit erneut einen Nerv bei den Konsumenten getroffen. Gerade erst hat das Unternehmen einen Biofruchtjoghurt ins Sortiment genommen, der ohne Zuckerzusatz auskommt. Schon zum Jahresbeginn hatte Rewe seine Kunden ins Boot geholt und über den künftigen Zuckergehalt des Schokopuddings der Eigenmarke „Beste Wahl“ abstimmen lassen. 100.000 Rewe-Kunden beteiligten sich und wählten eine um 30 Prozent Zuckeranteil reduzierte Variante. Seitdem steht der nicht mehr ganz so süße Pudding in den Kühlregalen der Kette – und Rewe in der Gunst der Verbraucher ganz oben.

Keinem Unternehmen geben die Kunden in Deutschland bessere Noten in Sachen Glaubwürdigkeit. Das zeigt das diesjährige Vertrauensranking der WirtschaftsWoche. Zum fünften Mal in Folge befragte die Beratungs- und Analysegesellschaft ServiceValue rund 330.000 Kunden, welchen Marken und Branchen sie am meisten vertrauen. Insgesamt 1134 Unternehmen aus 88 Branchen wurden bewertet – von A wie Apotheken bis Z wie Zahlungsabwickler. Das Kölner Handelsunternehmen Rewe lässt damit den Konkurrenten Edeka hinter sich, der auf Rang 13 liegt. Auf Platz zwei folgt der Unterhaltungselektronikkonzern Samsung.

Kundenvertrauen 2018: Diese Marken genießen das höchste Vertrauen.

Gesellschaftliche Verantwortung

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass Profit und Moral kein Widerspruch sein müssen. „Die Unternehmen im Lebensmittelhandel haben erkannt, dass sie eine Mitverantwortung für die Gesellschaft tragen“, sagt Timo Meynhardt, Professor für Wirtschaftspsychologie und Führung an der Handelshochschule Leipzig. Sie geben „ihren Kunden eine Hilfestellung“, die Qualität der Lebensmittel besser einzuschätzen. Dies ergebe auch „betriebswirtschaftlich Sinn“, sagt Meynhardt. Rewe und Edeka etwa haben zuletzt ihre Umsätze kräftig gesteigert. Und, so Meynhardt: „Rewe hat hier neue Maßstäbe gesetzt.“

Methodik

Mit seinen Dürrehilfe- und Anti-Zucker-Aktionen schiebt sich Rewe 2018 vor seinen ärgsten Konkurrenten aus Hamburg. „Edeka und Rewe liefern sich seit Jahren ein Kopf-an-Kopf-Rennen auf höchstem Vertrauensniveau“, sagt Claus Dethloff, Chef von ServiceValue, obwohl beide Handelskonzerne nicht selten in der öffentlichen Kritik stehen. Anfang des Jahres hatte Edeka wohl überzogen, als der Konzern Marken des Nahrungsmittelmultis Nestle auslistete, um bessere Preise auszuhandeln. Das mag dem Einkauf bessere Konditionen beschert haben. Doch der Kunde, der in den Regalen Nesquick-Kakao, Kitkat-Riegel und Wagner-Pizza vermisste, reagierte verärgert.

Die Spitzenposition von Rewe ist schon allein deshalb erstaunlich, weil Lebensmittelhändler in der Gunst der Verbraucher seit Jahren eher im Branchenmittelfeld liegen. Traditionell führen Produzenten von Unterhaltungselektronik, die mit Technik und Innovationen überzeugen. Drei Viertel der Menschen vertrauen auch Drogerien, Supermarktketten generell vertrauen nur rund 63 Prozent in Deutschland. Rewe hingegen erreicht Sympathiewerte, die 30 Prozentpunkte drüberliegen. Rewe-Chef Lionel Souque sieht seine Arbeit belohnt: „Wir haben mehr denn je auf Innovationen, Nachhaltigkeit, Freundlichkeit der Mitarbeiter und kompromisslose Kundenorientierung gesetzt.“

Erfolgreiche Handelsketten wie Rewe hätten erkannt, „dass sich viele Menschen eine nachhaltige und verantwortungsbewusste Landwirtschaft und gesünderes Essen wünschen“, sagt Experte Meynhardt. „Deshalb probieren Unternehmen gerade mit ihren Eigenmarken Neues aus.“

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