Verdacht auf Insiderhandel Mehr Klarheit im Fall Metro

Metro wehrt sich gegen den Verdacht des Insiderhandels: Nach Informationen des Handelsblatt waren die Pläne zur Aufspaltung von Nahrungsmittel- und Elektronikhandel zunächst nur CEO Koch und Vorstand Haas bekannt.

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Beim Börsengang der neuen Metro-Gruppe war die Stimmung im Vorstand um CEO Olaf Koch (zweiter von rechts) noch gut – jetzt belasten Ermittlungen wegen des Verdachts auf Insider-Handel. Quelle: dpa

Düsseldorf Neue Erkenntnisse im Streit über mögliche Insidergeschäfte bei der Metro: Nach Informationen des Handelsblatts wurde die Planung für eine Teilung des Handelskonzerns in den ersten Monaten ausschließlich auf oberster Chefebene vorangetrieben.

So sollen bis Ende Januar 2016 aus dem Vorstand nur Konzernchef Olaf Koch und sein Vorstandskollege Pieter Haas und zwei Bereichsleiter an den abstrakten Überlegungen bezüglich einer Spaltung beteiligt gewesen sein. Haas leitet heute den abgespaltenen Teil, der jetzt als Ceconomy AG firmiert und im Wesentlichen die Geschäfte der Elektronikhandelsketten Saturn und Media Markt umfasst.

Erst Anfang Februar dann soll der Kreis erweitert worden sein. Wie das Handelsblatt erfuhr, wurden erst kurz vor diesem Zeitpunkt Finanzvorstand Mark Frese und dann auch eine sehr kleine Anzahl an Mitarbeitern unterhalb der Vorstandsebene in die Überlegungen einbezogen.

Der gesamte Vorstand beschäftigte sich erst Mitte März mit dem Sachverhalt. In bisherigen Berichten hatte es geheißen, Finanzvorstand Frese sei schon im Herbst 2015 in die Planungen einbezogen worden und habe im Dezember bereits Aufsichtsratsmitglieder über den Stand der Überlegungen informiert.

Der genaue zeitliche Ablauf dieser Gespräche und die Frage, welche Personen wann beteiligt oder informiert waren, ist in dem Fall von zentraler Bedeutung. Denn die Staatsanwaltschaft Düsseldorf geht seit Anfang November dem Verdacht nach, dass Personen aus dem Unternehmen unter Ausnutzung von Insiderwissen Aktien gekauft haben. Beschuldigt sind Aufsichtsratschef Jürgen Steinemann, der Chief Operating Officer Pieter Boone und ein weiterer Metro-Mitarbeiter, der Informationen über die geplante Aufspaltung an seinen Vater weitergegeben haben soll, der daraufhin Metro-Aktien gekauft habe.

Steinemann hatte am 22. Februar Metro-Aktien im Wert von mehr als einer Million Euro gekauft, Boone orderte vier Tage später Aktien für rund 50 000 Euro. Metro hat bereits erklärt, dass aus der Sicht des Unternehmens den beiden zu diesem Zeitpunkt keine Insiderinformationen vorlagen. Der „Aufsichtsrat als Gremium“ sei erst Ende März in die Aufspaltungspläne eingeweiht worden. Am 30. März dann wurde die Öffentlichkeit per Ad-hoc-Mitteilung über die Pläne informiert.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstaufsicht hat offenbar erhebliche Zweifel an dieser Darstellung und stellte Anzeige bei der Staatsanwaltschaft. Ihr Verdacht stützt sich dabei nach Angabe der Ermittler auf die Beobachtung des Handels. Außerdem geht die Staatsanwaltschaft einem Verdacht auf Marktmanipulation nach. Es bestünden Anhaltspunkte, so die Ermittler, dass das Unternehmen die Ad-hoc-Mitteilung über die Prüfung der Aufteilung der Metro Group zu einem früheren Zeitpunkt hätte veröffentlichen müssen. Beschuldigt in diesem zweiten Fall ist der komplette damalige Vorstand der Metro AG.

Sprecher von Metro und Ceconomy lehnten gestern auf Nachfrage eine Stellungnahme zum genauen Ablauf der Planungen ab. Sie legten Wert darauf, dass sie sich zuerst gegenüber den ermittelnden Behörden erklären würden und deshalb die Vorgänge nicht weiter kommentieren wollten.

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