Verkaufsschlager im Onlinehandel Diese Geschenke liegen (wahrscheinlich) unterm Baum

Alles andere als ein Online-Umsatzrekord zu Weihnachten, wäre in diesem Jahr eine gewaltige Überraschung gewesen. Quelle: imago images

Wer in den vergangenen Tagen Geschenke gekauft hat, wurde bei vielen Produkten wegen des Lockdowns nur im Onlinehandel fündig. Zahlen zeigen: Gesellschaftsspiele sind hoch im Kurs und Familienfotos gibt es 2020 digital.

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Sie hatten in diesem Jahr schon vor dem 16. Dezember alle Weihnachtsgeschenke beisammen? Seien Sie froh. Seit jenem Mittwoch dürfen Einzelhändler im Zuge des zweiten Lockdowns 2020 ihre Läden nicht mehr öffnen. Und das mindestens bis zum 10. Januar. Geschenksucher konnten sich in den vergangenen Tagen nicht in den alljährlichen Weihnachtstrubel der Innenstadt mit all seinen Angeboten und der großen Auswahl stürzen.

Wer jetzt nicht in der sicherlich überschaubaren Spiel- oder Dekoabteilung seines Stammsupermarkts oder an der Tankstelle zuschlagen wollte, hatte fast nur eine Möglichkeit: den Onlinehandel. Amazon, Ebay und Co. mussten ihre digitalen Türen nicht schließen, sondern stellen in diesem Jahr viel mehr die Geschenkegrundversorgung der Kurz-vor-Knapp-Käufer sicher. Paketdienstleister versuchen gerade, der Nachfrage hinterherzukommen und Pakete noch rechtzeitig zuzustellen. Nervenkitzel ist vorprogrammiert.

Wirtschaftlich hat das veränderte Weihnachtsgeschäft weitreichende Folgen: „Während Onlinehandel und Händler aus dem Lebensmittelbereich gute Geschäfte machen, muss der von den Schließungen betroffene Handel ein Fünftel seiner Umsätze abgeben“, heißt es beim Handelsverband Deutschland (HDE). Der Jahresumsatz der vom Lockdown betroffenen Geschäfte fällt laut HDE in diesem Jahr um 20 Prozent geringer aus. Das Geld geben die Käufer wiederum im Internet aus: Der Onlinehandel wird in diesem Jahr 20 Prozent mehr Umsatz verzeichnen können, schätzt der HDE. Die Prognose passte der Verband Mitte Dezember erst an. Dem typischerweise fulminanten Weihnachtsgeschäft sei Dank. Im September ging der HDE noch von einem Minus von elf Prozent für die vom Frühjahrs-Lockdown betroffenen Händler aus – und von einem Plus von 15 Prozent für den Onlinehandel.

Der Zahlungsdienstleister Klarna ist schon einen Schritt weiter und hat das Weihnachtsgeschäft bereits ausgewertet: Im Vergleich zum Vorjahr sei das Transaktionsvolumen im Onlinehandel im Dezember im Vergleich zum Vorjahr bislang um 95 Prozent gestiegen. Die dritte Dezemberwoche, in die auch der Beginn des Lockdowns am 16. Dezember fällt, ist demnach mit einem Plus von 103 Prozent die umsatzstärkste. „Durch die Pandemie und insbesondere den zweiten harten Lockdown hat der Onlinehandel einen enormen Zuwachs erfahren, was sich in den Zahlen zum Weihnachtsgeschäft niederschlägt“, sagt Thomas Vagner, der das Geschäft von Klarna in Deutschland, Österreich und der Schweiz leitet. Regional gibt es dabei noch deutliche Unterschiede (siehe Infografik).



Zur Wahrheit gehört: Ein Umsatzrekord war in diesem Jahr aufgrund des ohnehin durch Corona boomenden Onlinehandels und wegen des Lockdowns vorprogrammiert. Alles andere wäre eine gewaltige Überraschung gewesen. Umso spannender sind allerdings die Daten zur Nachfrage nach einzelnen Produkten und Produktkategorien. Bei Klarna heißt es, dass sich insbesondere der Verkauf von Schmuck und Accessoires – unter anderem von Taschen, Uhren und Geldbörsen – im Weihnachtsgeschäft im Vergleich zu einem normalen Einkaufstag mehr als verdoppelt habe.

Auf Anfrage der WirtschaftsWoche teilten der Onlinemarktplatz Ebay und das Online-Preisvergleichsportal Idealo jetzt mit, welche Produkte bei ihnen in den vergangenen Tagen am häufigsten über die digitale Ladentheke gingen. Bei Ebay rangieren auf den Spitzenplätzen Elektronikartikel: Zwischen dem 14. und 19. Dezember waren Handys, Smartphones und Zubehör die meistverkauften Produkte. Dahinter folgen Konsolen, PC- und Videospiele. Der Onlinemarktplatz sieht seit dem Beginn des Lockdowns ohnehin eine insgesamt verstärkte Nachfrage. Auch vermeintlich klassischere Geschenke finden sich auf der Ebay-Rangliste: Bücher (Platz 3), Gesellschaftsspiele (Platz 5), LEGO Baukästen und Sets (Platz 7), Damentaschen (Platz 11), Damenparfüms (Platz 13), Bilderrahmen (Platz 14) und Schmuck wie Uhren, Halsketten und Anhänger auf Platz 15.



Genaue Verkaufszahlen nennt Ebay nicht. Die sollen bei allen Artikeln im „höheren fünfstelligen Bereich liegen“. Onlinewarenhaus Otto erwartet im Weihnachtsgeschäft ein deutliches Plus „im zu Weihnachten traditionell nachfragestarken Multimediabereich“. Und schon vier Wochen vor Heiligabend hätten Weihnachtsartikel bei einem Plus von 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gelegen. Platzhirsch Amazon kommuniziert konkrete Verkaufszahlen in der Regel nicht.

Das Preisvergleichsportal Idealo hingegen stellte auf Anfrage Daten zum Nachfragewachstum seiner Produktkategorien während dem 11. bis 18. Dezember im Vergleich zur durchschnittlichen Nachfrage des übrigen vierten Quartals zur Verfügung (siehe Infografik). Mit ziemlich großem Abstand und einem prozentualen Zuwachs von mehr als 500 Prozent führt die Kategorie „Münze und Edelmetall“ das Ranking bei Idealo an. Nun darf durchaus hinterfragt werden, ob in so vielen Haushalten Goldbarren oder Gold- und Silbermünzen als Geschenke unter dem Weihnachtsbaum liegen werden. Nur zur Einordnung: Der Goldpreis stieg in den vergangenen zwölf Monaten um mehr als ein Viertel. Im vergangenen Monat immerhin um 2,5 Prozent.

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Wer dann doch ein glänzendes wie kostspieliges Goldgeschenk sucht, wird beim Preisvergleich von Idealo durchaus fündig: 53.651,02 Euro kostete etwa der ein Kilogramm schwere Goldbarren von C. Hafner laut Preisvergleich am 21. Dezember. Wer würde sich darüber nicht zu Weihnachten freuen?

Wie auch bei der Ebay-Liste finden sich in den Idealo-Daten einige Geschenkklassiker. Etwa digitale Bilderrahmen (plus 286 Prozent), Schach (plus 248), Kochbücher (plus 230), Puzzle und Gesellschaftsspiele jeweils mit 208 Prozent und Musikinstrumente für Kinder (plus 191 Prozent). Digitale Erinnerungsfotos boomen unter den diesjährigen Tannenbäumen offenbar. Auch Reizwäsche hat es in diesem Jahr mit einem Plus von mehr als 230 Prozent unter die Top-Ten der Idealo-Kategorien geschafft.



Wie schon bei den Goldbarren werden sicherlich auch andere Produkte unter den Top-Verkäufen nicht als Weihnachtsgeschenke unterm Tannenbaum landen. Abseits der klassischen Geschenkprodukte geben die Zahlen damit noch Hinweise auf andere interessante Trends. So zeigen sie nicht nur, welche Produkte unter dem Weihnachtsbaum liegen, sondern auch, welches Essen an den Feiertagen oder an Silvester und Neujahr auf dem Tisch stehen könnte: Unter den starken Kategorien finden sich sehr weit oben die Klassiker Fondue und Raclette. Crepes-Maker, Outdoorküche, Popcornmaschine und Cocktail Shaker folgen dahinter.

Medizinische Schnelltests wurden in den vergangenen Tagen bei Idealo übrigens mehr als 220 Prozent stärker nachgefragt als im restlichen vierten Quartal. Hier vergleicht das Portal Schnelltests, die verschiedene Onlineshops verkaufen. Wer nun allerdings auch zuschlagen und sich nach den Feiertagen testen will, muss wissen: Die Schnelltests werden nur an medizinisches Fachpersonal verkauft.

Mehr zum Thema: Seit sie mehr Zeit zu Hause verbringen, kaufen die Deutschen mehr Gesellschaftsspiele und Puzzles.

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