Verlag Bastei Lübbe rutscht in die roten Zahlen

Der Kölner Verlag Bastei Lübbe musste nach einem WirtschaftsWoche-Bericht seine Abschlüsse korrigieren. Statt eines dicken Gewinns steht nun für das abgelaufene Geschäftsjahr ein Minus.

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Romanhefte des Verlages Bastei Lübbe Quelle: dpa

Bastei Lübbe präsentierte am Mittwoch die korrigierten Zahlen für die beiden abgelaufenen Geschäftsjahre. Das börsennotierte Unternehmen musste die Konzernabschlüsse wegen windiger Geschäfte mit einer mutmaßlichen Briefkastenfirma in London neu aufstellen. Die WirtschaftsWoche hatte im Juli exklusiv darüber berichtet.

Zwei Verkäufe von Unternehmensanteilen an die Londoner Firma Blue Sky Tech Ventures hatten Bastei in beiden Jahren dicke Gewinne eingebracht. Doch die Recherchen der WirtschaftsWoche nährten Zweifel an den Deals - offenbar auch beim Wirtschaftsprüfer KPMG. Er drohte Bastei Lübbe nach der Veröffentlichung, dem Konzernabschluss das Testat zu entziehen und bestand darauf, dass die beiden Geschäfte rückabgewickelt werden.

Minus statt Milliardenertrag

Bastei beugte sich diesem Druck und stellte die Konzernbilanzen neu auf. Schon vor der Präsentation der Zahlen am Mittwoch war klar, dass die Rückabwicklung Bastei Lübbe Gewinn kosten würde. Tatsächlich waren die Zahlen, die Bastei-Chef Thomas Schierack vorstellte, noch etwas schlechter als ursprünglich vom Unternehmen befürchtet. Für 2014/2015 fällt der Gewinn von gut zehn auf drei Millionen Euro. Und das im März abgelaufene Geschäftsjahr 2015/2016 beendet Bastei Lübbe statt mit acht Millionen Euro Ertrag sogar mit 0,3 Millionen Euro Verlust.

Besonders pikant: Nicht nur die beiden von der WirtschaftsWoche kritisierten Geschäfte mussten die Kölner rückabwickeln. Wie jetzt bekannt wurde, hat der Verlag kurz vor dem Bilanzstichtag des abgelaufenen Geschäftsjahrs einen weiteren Deal mit der mutmaßlichen Briefkastenfirma abgeschlossen. So steht es im neu aufgelegten Geschäftsbericht auf Seite 96.

Demnach hat eine Blue-Sky-Tochter am 30. März für zwei Millionen Euro Lizenzen von Bastei gekauft. Die zwei Millionen Euro Umsatz und der Gewinn, die durch diesen Deal in die Bücher gezaubert wurden, sind nun wieder futsch. Auch in die Bilanz des Kölner Verlags schlugen die Korrekturen eine gewaltige Schneise. Das Eigenkapital, also das Reinvermögen des Unternehmens, sank um gut zwölf Millionen Euro auf knapp 50 Millionen. Die Eigenkapitalquote fiel von 53 auf 44 Prozent.

"Die Konzernfinanzierung ist gesichert"

Immerhin die Gläubiger der 30 Millionen Euro schweren Mittelstandsanleihe konnte Schierack beruhigen. Sie werde wie geplant am kommenden Mittwoch zurückgezahlt. Zur Refinanzierung hat Bastei Lübbe bei einem Bankenkonsortium einen Kredit von mehr als 50 Millionen Euro aufgenommen. Doch der Vertrag beruhte auf den alten Konzernabschlüssen, die Banken hätten ihn wegen der Unregelmäßigkeiten kippen können. Schierack sagt jedoch, dass Bastei sich mit den Instituten darauf verständigt habe, dass sie von ihrem Kündigungsrecht keinen Gebrauch machen. Der Betrag sei bereits an Bastei Lübbe überwiesen. „Die Konzernfinanzierung ist gesichert“, so Schierack.

Mehr noch: Bastei Lübbe wird sogar den Dividendenvorschlag für das abgelaufene Geschäftsjahr aufrechterhalten – trotz 0,3 Millionen Euro Verlust. Zehn Cent je Aktie, also insgesamt rund 1,3 Millionen Euro, sollen die Anteilseigner im November überwiesen bekommen. Gespart wird dafür an anderer Stelle. Wie es aus Unternehmenskreisen heißt, werden die Vorstände und Führungskräfte bei der diesjährigen Frankfurter Buchmesse nicht mehr, wie sonst jahrelang üblich, im noblen Hotel „Frankfurter Hof“ untergebracht, sondern müssen mit günstigeren Etablissements Vorlieb nehmen.

Niedrigere Boni für den Bastei-Chef Schierack

Der Konzern könnte auch beim Chef höchstpersönlich noch Geld herausholen: Schierack bekam für das abgelaufene Geschäftsjahr ausweislich des ursprünglichen Geschäftsberichts eine erfolgsabhängige variable Vergütung von mehr als einer halben Million Euro – bei einem Grundgehalt von 400.000 Euro.

Weil dieser Wert auch aufgrund des aufgehübschten Gewinns zustande kam, könnte die Gesellschaft einen Teil davon zurückbekommen. In der am Mittwoch veröffentlichten neuen Version des Geschäftsberichts wird die variable Vergütung von Schierack für 2015/2016 nur noch mit 408.000 Euro angegeben. Der Chef selbst erklärt dazu, die Tantiemen würden noch neu berechnet. Ob und wann es zu einer Rückzahlung käme, könne er aber nicht sagen. Dies sei Sache des Aufsichtsrats.

Bastei-Lübbe bestreitet Verkauf an Briefkastenfirma

Auch zu den fragwürdigen Geschäften an sich hatte Schierack am Mittwoch wenig Erhellendes beizutragen. Er hält daran fest, dass die britische Firma Blue Sky Tech Ventures keine Briefkastenfirma sei. Die WirtschaftsWoche hatte bei ihren Recherchen im Juli keine operative Tätigkeit und am angegebenen Sitz keine Büros des Unternehmens gefunden. Auch die Eigentümerstruktur deutet auf ein Konstrukt hin, das die wahren Motive des Unternehmens verschleiern soll. Einen Geschäftsbericht hat das Unternehmen bisher nicht veröffentlicht.

Licht ins Dunkel konnte Schierack nicht bringen. Ob Blue Sky neben Bastei Lübbe auch andere Geschäftspartner hat, wollte der Bastei-Chef nicht sagen. Er habe keinen Einblick in das Unternehmen, über das Bastei Lübbe laut KPMG die wirtschaftliche Verfügungsgewalt hat. Seine Einschätzung, dass es sich bei Blue Sky nicht um eine Briefkastenfirma handele, begründet Schierack damit, dass sie immerhin einen kleinen Teil der bei den Unternehmensverkäufen vereinbarten Kaufpreise tatsächlich bezahlt hat.

Rund eine Million Euro habe Bastei bisher erhalten, vereinbart waren allerdings 4,6 Millionen. Die Zahlungsfrist hat Bastei nun schon zum zweiten Mal verlängert, diesmal bis Ende November.

Dass das Geld wirklich fließt, scheint Schierack nicht mehr zu glauben. Er rückt einen Ausfall der Forderung inzwischen in den Bereich des Möglichen. Zuvor hatte er immer wieder betont, das Geld würde bald eingehen. Immerhin würde es Bastei Lübbe nicht mehr hart treffen, wenn der Kaufpreis tatsächlich nicht flösse. Denn die Forderungen gegen Blue Sky sind dank der Korrekturen inzwischen aus der Bastei-Bilanz ausgebucht.

Von dieser Seite dürfte Aktionären also vorerst kein weiteres Ungemach drohen. Für die Hauptversammlung am 30. November werden sie wohl dennoch einige Fragen an den Vorstandsvorsitzenden haben.

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