




Der Versandhändler Neckermann wird am Mittwoch beim Amtsgericht Frankfurt einen Insolvenzantrag stellen. Das teilte das Unternehmen selbst mit. Geplant war, den Eigenhandel mit Textilien einzustellen und das Frankfurter Zentrallager aufzugeben. Dem Umbau sollten 1380 Stellen zum Opfer fallen.
Der Niedergang von Neckermann.de
Aus der Neckermann Versand AG wird Neckermann.de. Die Umbenennung steht für den neuen Fokus auf Online-Versandhandel.
Das Unternehmen wird mehrheitlich an den US-Investor Sun Capital verkauft, ein Stellenabbau folgt.
Nach der Pleite des KarstadtQuelle-Nachfolgers Arcandor übernimmt Sun Capital auch die übrigen Anteile an Neckermann.de. Der Versandhändler hat sich nach Verlusten mit einem starken Wachstum im Online-Geschäft wieder berappelt.
Das Unternehmen will mehr als jede zweite Stelle streichen, verabschiedet sich aus dem schrumpfenden Kataloggeschäft und will nun voll auf den Online-Handel setzen. Es war 2011 Berichten zufolge zurück in die Verlustzone gerutscht. 1380 Jobs sollen entfallen, der größte Teil am Stammsitz in Frankfurt. Das Logistikzentrum in Frankfurt, das vor allem Textilien ausliefert, soll dichtgemacht, das Eigentextilsortiment und die Kataloge sollen eingestellt werden. Gewerkschaft Verdi und Betriebsrat reagieren entsetzt. Sie wollen in Verhandlungen mit der Unternehmensleitung möglichst viele Arbeitsplätze erhalten.
Der Betriebsrat legt ein grobes Konzept zum Erhalt Hunderter Arbeitsplätze vor. Er will entgegen den Plänen der Geschäftsleitung am eigenen Textilangebot festhalten. Das Logistikzentrum in Frankfurt könne zum Online-Dienstleister für stationäre Textilketten werden. Geschäftsleitung und der Finanzinvestor Sun Capital lehnen das Alternativkonzept nach Angaben der Gewerkschaft jedoch ab.
Die Gewerkschaft Verdi verlangt einen Tarifvertrag, in dem ein Sozialplan und eine Beschäftigungsgesellschaft geregelt sind. Eine erste Verhandlungsrunde mit dem Unternehmen endet ergebnislos. Die Beschäftigten reagieren mit Streiks.
Neckermann.de stellt Insolvenzantrag. Der Eigentümer, der US-Finanzinvestor Sun Capital, stellt keine weiteren Mittel für die Finanzierung zur Verfügung. Der Investor hält eine nach schwierigen Verhandlungen erzielte Lösung zwischen Management und Gewerkschaft Verdi zum geplanten Stellenabbau für nicht tragfähig.
Im wochenlangen Ringen hatten sich Management und die Gewerkschaft Verdi zwar in letzter Minute auf eine Lösung geeinigt, wie beide Seiten mitteilten: Sozialplan, Abfindungen in begrenztem Umfang und eine Transfergesellschaft. Der Eigentümer, der US-Finanzinvestor Sun Capital, halte das Ergebnis aber nicht für tragfähig und werde keine weiteren Mittel für die Finanzierung zur Verfügung stellen. „Unter den gegebenen Rahmenbedingungen kann das Unternehmen in seiner bestehenden Form damit nicht fortgeführt werden“, teilte das Unternehmen mit.
Handel
„Kurz vor der Unterschrift hat Sun erklärt, dass sie kein Geld mehr zur Verfügung stellen, so dass die Zahlungsfähigkeit nicht mehr gewährleistet ist“, sagte Verdi-Sekretär Bernhard Schiederig. Der Investor hatte noch im April signalisiert, weitere 25 Millionen Euro in das Unternehmen zu investieren, wenn alle Beteiligten bei der Sanierung an einem Strang zögen. Die WirtschaftsWoche hat über das drohende Ende des Versandhändlers ausführlich berichtet.