Versandriese Sieben Gründe, warum Amazon so mächtig ist

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Markenmacht und Investitionen

5. Grund: Die Markenmacht
Ein weiterer Pfeiler des Amazon-Erfolgs ist die schiere Markenmacht der Amerikaner. Längst ist der zu einem breiten Lächeln gekrümmte Pfeil, den Amazon als Logo auf die Warenkartons druckt, zu einem weltweit Symbol für E-Commerce geworden.

In dem aktuellen Markenwert-Ranking des Marktforschungsunternehmen Millward Brown rangiert Amazon mit rund 64 Milliarden Dollar unter den zehn wertvollsten Marken der Welt. Und Amazon tut einiges dafür, dass das auch so bleibt.

Egal nach welchen Produkten Verbraucher im Netz auch fahnden, fast immer werden sie auf Amazon stoßen. Dafür sorgt zum einen der ohnehin hohe Bekanntheitswert - zum anderen massives Suchmaschinenmarketing.

Welche Waren wir am liebsten bestellen
Platz 10: Telekommunikation, Handy, ZubehörEin neues Handy, eine neue Handyhülle oder vielleicht ein neues Headset? Waren aus dem Bereich Telekommunikation, Handy und Zubehör sind beliebt. Sie liegen im ersten Quartal auf dem zehnten Platz der am meisten per Internet oder Versandhandel bestellten Produkte. Im ersten Quartal des vergangenen Jahres betrug die Zahl noch 327 Millionen Euro, in diesem Jahr ist sie zwischen Januar und März auf 347 Millionen Euro angestiegen. Der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (Bevh) hat die zehn Warengruppen ermittelt, für die die Deutschen zwischen Januar und März am meisten Geld ausgegeben haben. Die Studie, die Handelsblatt Online exklusiv vorliegt, wertet Waren des interaktiven Handels – also des Versandhandels und der Onlinebestellungen – aus. Quelle: dpa
Platz 9: Möbel und DekorationDie Warengruppe „Möbel und Dekoration“ landet auf dem neunten Platz. Immer mehr Sofas, Schränke und Vase werden nicht mehr im Warenhaus, sondern per Katalog oder Online gekauft: In den ersten drei Monaten 2013 lag die Zahl bei 321 Millionen Euro. In diesem Jahr waren es sogar 438 Millionen Euro. Quelle: dpa
Platz 8: Hobby- und FreizeitartikelAuf dem achten Platz rangiert die Kategorie „Hobby und Freizeitartikel“. Um einen passenden Ausgleich zum Alltag zu schaffen, bestellen Kunden gerne per Versand oder Online Produkte für ihr Hobby. Auch in diesem Bereich ist die Zahl der verkauften Waren höher als im Vorjahr: 2013 lag sie bei 390 Millionen, dieses Jahr bei 490 Millionen Euro. Quelle: dpa
Platz 7: Computer und ZubehörDie Deutschen kaufen technische Geräte immer häufiger im Netz oder bestellen sie sich per Katalog. Während der ersten drei Monate stieg die Zahl der verkauften Computer-Artikel auf 495 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 107 Millionen Euro weniger. Quelle: AP
Platz 6: Bild- und TonträgerSchallplatten, CDs und DVDs werden langsam von digitalen Diensten wie iTunes, Spotify oder Streamingangeboten abgelöst. Dementsprechend ist auch die Zahl der bestellten Bild- und Tonträger deutlich zurückgegangen. Gaben die Deutschen im ersten Quartal 2013 noch 711 Millionen Euro dafür aus, waren es im gleichen Zeitraum 2014 nur noch 518 Millionen Euro. Quelle: dpa
Platz 5: Haushaltwaren und -geräteDas Interesse an dem Versand von Kaffeemaschinen, Mixern und Staubsaugern sinkt ebenfalls. Zwischen Januar und März 2013 bestellten die Deutschen entsprechende Haushaltsgeräte im Wert von 664 Millionen Euro. 2014 waren es im gleichen Zeitraum nur noch 583 Millionen Euro. Quelle: dpa
Platz 4: SchuheStatt die Schuhe im Geschäft anzuprobieren, ordern die Deutschen ihre Sportschuhe, Pumps oder Stiefel inzwischen lieber per Katalog oder im Netz. 2013 kauften sie 2013 Waren für insgesamt 542 Millionen Euro zwischen Januar und März, 2014 waren es 790 Millionen Euro – ein Anstieg von etwa einem Drittel. Quelle: dpa

Sucht ein Google-Nutzer etwa nach „Tischtenniskelle“, „Flachbildfernseher“ oder „Turnschuhe“, erscheinen im Umfeld der Trefferliste Werbeanzeigen von Anbietern, die das Gewünschte liefern – Amazon fehlt bei den zentralen Begriffen so gut wie nie. Die Stichwörter versteigert Google an die Meistbietenden. Sobald ein Nutzer auf die Werbung klickt, wird ein Betrag fällig.

Insgesamt an die zwei Millionen Suchbegriffe soll der deutsche Amazon-Ableger so direkt bei Google geschaltet haben, geht aus einer Analyse von Wolfgang Thomas, Chef der Hamburger Online-Agentur NetzwerkReklame, hervor.

Zum Vergleich: Bei Ebay sind es 1,4 Millionen Suchbegriffe, der direkte Amazon-Wettbewerber Otto kommt nur rund 350.000 so genannte AdWords.

Der Abstand ist gewaltig, die Kosten für Amazon wohl auch. Doch zusammen mit dem personalisierten E-Mail-Marketing sorgt das Werbe-Großaufgebot letztlich dafür, dass beim Thema Shopping im Netz niemand an den Amerikanern vorbei kommt.

Das gilt nicht nur für die Kunden. Auch Markenhersteller dürften sich nicht nur aus Angst vor dem Umsatzschwund zweimal überlegen, ob sie darauf verzichten, über den Online-Händler zu verkaufen. Ohne Amazon-Präsenz dürfte ein Großteil der Web-Sichtbarkeit vieler Hersteller schwinden.

Die besten Zitate von Amazon-Gründer Jeff Bezos

6. Grund: Amazon investiert
Auf den ersten Blick sehen Amazons Geschäftszahlen bescheiden aus. Der Online-Händler setzte im vergangenen Jahr 74 Milliarden Dollar um, 13 Milliarden Dollar mehr als im Vorjahr. Doch der Gewinn ist bei Amazon stets gering. Im vergangenen Jahr waren es nur 274 Millionen Dollar. 2012 wies der Online-Händler sogar einen Verlust von 39 Millionen Dollar aus.

Zum Vergleich: Walmart, der größte Handelskonzern der Welt, setzte im gerade zu Ende gegangenen Geschäftsjahr 476 Milliarden Dollar um, bei einem Gewinn von 16 Milliarden Dollar. Trotzdem erreicht Amazon an der Börse eine Bewertung von 135 Milliarden Dollar, mehr als die Hälfte von Walmarts mit 248 Milliarden Dollar.

Das liegt am Vertrauen der Anleger: Sie glauben, dass Amazon seine Wachstumsjahre im Gegensatz zu Walmart noch immer vor sich hat. Der Grund: Statt Geld zu horten, gibt Jeff Bezos aus.

Der Amazon-Gründer baut Zukunftstechnologien wie die Kindle-Flachtablets und sein eigenes Online-Videoangebot aus. Das Unternehmen investiert in neue Premiumprodukte und den Zauberstab Dash, der Produkte auf Sprachbefehl bestellt. Zudem steckt Amazon viel Geld in die Verbesserung der Logistik.

Für großes Aufsehen sorgten die Ankündigungen von der Paketauslieferung per Drohne und der Lieferung von Lebensmitteln. Noch in diesem Jahr will Amazon 10.000 Roboter in seinen Logistikzentren installieren, um die Bearbeitungszeit zu verkürzen.

Zwei Maximen scheinen Bezos Handeln zu bestimmen: Er will möglichst jeden Bedarf der Kunden decken können - und er will es ihnen schnellstmöglich liefern.

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