Mindestens genauso in wie Vollautomaten sind Pad- und Kapselmaschinen. Bei den Geräten von Nespresso und Senseo, die laut Holger Geißler auch die meisten Deutschen kennen, ist der Kaffee schon fertig portioniert. Nachteil: Die Maschinen spucken auch nur maximal zwei Tassen aus. Für Vieltrinker und Familien eignen sich die Maschinen also kaum. Ein weiterer Nachteil ist, dass die einzelne Tasse Kaffee oder Cappuccino - die Hersteller bieten zahlreiche verschiedene Kaffeespezialitäten im Tütchen an - vergleichsweise teuer ist. Eine einzelne Tasse Espresso aus der Kapsel- oder Pad-Maschine kostet bis zu 45 Cent - je nach Hersteller.
Trotz der hohen Preise erzielt das Geschäft mit portioniertem Kaffee in Westeuropa Wachstumsraten von nahezu 20 Prozent. Das Modell passt in die hektische Zeit: Der Kaffee kommt binnen Sekunden auf Knopfdruck aus der Maschine, so viel Zeit ist sogar zwischen zwei Meetings.
Die beliebtesten Kaffee-Kapsel-Systeme
Tassimo ist das Kaffeevollautomaten-System des Lebensmittelkonzern Mondelez (ehemals Kraft Foods). Hersteller der Maschinen war bis 2008 Braun, dann wechselte Mondelez zur Marke Bosch. Zahlen zum Umsatz gibt es nicht, Schätzungen gehen von weit über 100 Millionen Euro allein für Deutschland aus. 2012 hatte Tassimo in Deutschland 1,69 Millionen Kunden (2010: 1,34 Millionen) und ist damit Deutschlands beliebtestes Kapsel-System.
Zwischen 2010 und 2012 hat sich die Zahl der Nescafé Dolce Gusto-Kunden auf 1,61 Millionen verdoppelt. Die Maschine wird von der Firma Krupp gefertigt. In Westeuropa ist Dolce Gusto einer der großen Wachstumsmotoren von Nestlé, Nescafés Mutterkonzern.
Rund 1,33 Millionen Deutsche nutzten 2012 das Cafissimo-System von Tchibo - gut 300.000 mehr als noch 2010. Die Geräte sind ab 49 Euro erhältlich. Im ganzen Bundesgebiet unterhält das Unternehmen 750 Filialen, 500 davon mit integrierter Kaffeebar. Im vergangenen Jahr erzielte Tchibo einen EBIT (Gewinn vor Steuern und Zinsen) von 221 Millionen Euro.
Bekannt aus der Werbung mit George Clooney ist Nespresso, Nestlés zweites Kapsel-System. In Deutschland hat die Marke 1,33 Millionen Kunden (2010: 1,34 Millionen). Bereits 1986 erfolgte die Markteinführung von Nespresso, der große Erfolg kam aber erst im neuen Jahrtausend. Bis 2011 wurden die Kapseln ausschließlich in den weltweit 220 Nespresso-Boutiquen verkauft, seit dem sind sie auch in verschiedenen Supermärkten erhältlich. Nespresso hat 2012 rund 3,6 Milliarden Euro umgesetzt
Mit 350.000 Kunden hat Melittas Kapsel-System Caffeo Barista bisher den kleinsten Kundenstamm in Deutschland (2010: 280.000). Im vergangenen Jahr machte das Unternehmen einen Umsatz von 1,35 Millionen Euro, acht Prozent davon mit Kaffeeautomaten.
Quellen: Unternehmensangaben, Statista
2016 könnten Pads und Kapseln deshalb ein Drittel des Kaffee-Marktes ausmachen, wie Roland Weening, Marketingchef für Kaffee bei Mondelez sagt. Mondelez ist der US-Konkurrent von Nestlé, dem Hersteller der Nespresso-Kaffeeautomaten, für die George Clooney wirbt. Nestlé beziehungsweise Nespresso ist quasi der Erfinder des Kapselkaffee und hat mit seinem System den Markt revolutioniert. Das Unternehmen erzielte im vergangenen Jahr 3,6 Milliarden Euro Umsatz.
Demnächst will das Unternehmen unter dem Namen "Tpresso" auch mit Teekapseln den Umsatz steigern. "Unsere Lösung bietet weit mehr als die bloße Verkapselung", betont Eric Favre, der Erfinder und Entwickler des Nespresso-Systems. Tpresso solle eine neue Generation für den Genuss von Tee und Grüntee gewinnen, "da das Konzept – genau wie Nespresso im Fall des Kaffees – die unverfälschte Entfaltung der Aromen erlaubt." Idee und Konzept habe man aus Altersgründen allerdings an einen Investor verkauft.
Wer In sein will, trinkt Kaffee aus Kapseln
Das Problem an dieser Vormachtstellung von Nestlé auf dem Kapselmarkt ist, dass Nestlé lange Zeit die Preise für Kaffeekapseln bestimmen konnte. Gegen Unternehmen wie Ethical Coffee und den Schweizer Einzelhändler Denner, die billigere Konkurrenz-Kapseln für das Nespresso-System auf den Markt brachten, ging der in Vevey am Genfersee ansässige Konzern gerichtlich vor - bisher allerdings ohne Erfolg. Seit dem im Juni diesen Jahres auch noch die Patente abgelaufen sind, kämpft Netlé mit Nachahmern. Gerade Tchibo schwingt sich auf, dem Konkurrenten die Kaffeekrone zu entreißen. Für die Kunden "ist es schon hilfreich, dass bei Nespresso die Patente ausgelaufen sind und billige Maschinen jetzt den Markt aufräumen", ist Geißler überzeugt.
In der Schweiz bietet Aldi Nespresso-kompatible Kapseln an, in Deutschland steht Douwe Egberts mit einer Kapselversion von Senseo in den Regalen und auch Mondelez will in Deutschland, der Schweiz und Österreich Kaffeekapseln für das Nespresso-System lancieren. "Wir erwarten ein sehr starkes Wachstum durch diese spezielle Markteinführung", sagte Weening von Mondelez.