




China feiert den Singles Day – und das lässt die Kassen klingeln. Ein Studenten-Gag ist zum wichtigsten Verkaufstag der Online-Welt geworden. Dabei sind die Anfänge harmlos: In den Neunzigern begannen chinesische Studenten ohne Partner sich gegenseitig Geschenke zu machen. Die Wahl des Datums ist bedeutungsvoll: der 11.11. besteht ausschließlich aus Einsen – Singles eben.
Die Idee gewann schnell Unterstützer. Vom Campus aus breitete sich die Freude am Beschenken der Einsamen auf die ganze Bevölkerung aus – und beschert dem Handel Jahr um Jahr Rekordumsätze.
Seit 2009 macht Handelsriese Alibaba macht den Tag zum gigantischen Verkaufsevent im E-Commerce. Der Onlineriese, der über zahlreiche Verkaufsplattformen wie Tmall, AliExpress und Tabao rund 80 Prozent des chinesischen Onlinehandels dominiert, nutzt den Singles Day als Marketinginstrument – und ruft die Rabattschlacht aus. Bis zu 70 Prozent Nachlass gewähren die Anbieter auf den Alibaba-Marktplätzen auf ihre Waren. Allein auf Tmall machen rund 27.000 Händler mit.
Rekordumsätze für Alibaba
Nicht nur in Bezug auf die Händlerzahl makiert der 11. November 2014 markiert dabei einen Meilenstein in Alibabas Singles-Day-Geschichte. Schon binnen der ersten Stunde erreichte der Konzern nach eigenen Angaben ein GMV von zwei Milliarden Dollar. Das Kürzel steht für Gross Merchandise Volume und bezeichnet die Geldsumme, die auf einer Handelsplattform umgesetzt werden.
Das GMV gilt als eine der wichtigsten Kennziffern, um die Marktmacht von Online-Marktplätzen zu messen. Alibaba schneidet hier ohnehin gut ab, besonders aber beim aktuellen Singles Day. Nach nur vierzehn Stunden erreichte der Konzern offenbar ein GMV von 5,9 Milliarden Dollar, der Gesamtwert des vergangenen Jahres.
Der Aufstieg von Alibaba
Chinas größter Online-Händler Alibaba will bei seinem Börsengang in New York alle Rekorde knacken. Ein Überblick.
Quellen: rtr / Unternehmen
Der frühere Englischlehrer Jack Ma gründet Alibaba mit 17 Mitstreitern in seiner Wohnung. Alibaba.com ist die erste Internet-Handelsplattform in China.
Die Firma arbeitet bereits profitabel.
Alibaba startet das Internet-Auktionshaus Taobao sowie das Online-Zahlungssystem Alipay.
Yahoo steigt bei Alibaba ein und zahlt eine Milliarde Dollar für einen 40-Prozent-Anteil. Alibaba übernimmt Yahoo China. Quasi über Nacht ist Alibaba nun in fast allen lukrativen Internetbereichen stark.
Alibaba.com geht am 6. November an die Hongkonger Börse. Die Plattform nimmt dabei 1,5 Milliarden Dollar ein.
Alibaba gründet Ali Finance, einen Ableger, der klassische Dienstleistungen einer Bank anbietet.
Alibaba.com gibt sein Listing an der Börse in Hongkong wieder auf, um den Weg für einen Mega-Börsengang des gesamten Konglomerats in den USA frei zu machen. Yahoo beginnt zudem damit, seinen Anteil an Alibaba zu verringern und hält seit September 2012 nur noch 24 Prozent.
Alibaba ernennt Firmen-Urgestein Jonathan Lu zum Nachfolger von Konzernchef und -Gründer Ma. Ma begleitet sein Unternehmen nur noch als Verwaltungsratschef. Alibaba steigt zudem bei der chinesischen Twitter -Version Weibo ein und verschafft sich damit ein Standbein im rasant wachsenden Markt mit Internet-Netzwerken.
Das chinesische Amazon -Pendant strebt an die New Yorker Börse. Aus einem 18-Mann-Betrieb hat Ma einen Konzern mit rund 25.000 Mitarbeitern und 300 Millionen Kunden geformt.
Das sind gigantische Zahlen. Zum Vergleich: In den USA lag der Wert bei den ähnlich angelegten Rabatttagen Black Friday und Cyber Monday bei 2,9 Milliarden Dollar – insgesamt.
Aufgebauschte Zahlen?
Alibabas Traumzahlen sind allerdings umstritten. Mit dem GMV gibt der Onlineriese schließlich nur den Wert der bestätigten Bestellungen bekannt. Wie viele davon tatsächlich zustande kommen oder später storniert werden, ist erst einmal egal. Gegenüber dem amerikanischen Wall Street Journal erklärte eine Gartner-Analystin, dass im vergangenen Jahr bis zu 25 Prozent der Singles-Day-Waren wieder zurückgegeben wurden. Alibaba selbst sagt, die Quote liege sehr viel niedriger.
Skeptiker ahnen auch einen anderen Trick: Seit Mitte Oktober läuft bereits der Vorabverkauf für den Singles Day. Große Verkäufer haben bereits Wochen im Voraus mit hohen Rabatten geworben. Kunden konnten bereits einen Abschlag bezahlen – und sich so den Zuschlag für den Artikel am Singles Day sichern.





Das sorgte natürlich im Vorfeld für viel Werbung und Aufmerksamkeit, hat für Alibaba aber noch einen anderen Vorteil. Verkäufe, die im Prinzip schon Wochen im Voraus angestoßen werden, können auf den entscheidenden Tag gebucht werden. Viel Aufwand, um einen Tag besonders aufzuwerten. Doch der Erfolg des ersten Singles Day seit dem spektakulären Börsengang ist für Alibaba von großer Bedeutung.
Der Konzern will sich internationaler aufstellen. Über die Plattform AliExpress werden deshalb Waren auch erstmals ins chinesische Ausland verschickt und ausländische Marken wie Gap, Nike, und Adidas verstärkt in die Rabattaktionen eingebunden. Die Anleger beobachten den Erfolg des wichtigen Verkaufstages für Alibaba aufmerksam. Mit den ersten Erfolgsmeldungen waren sie offenbar zufrieden. Der Kurs kletterte um vier Prozent auf 119.15 Dollar.