Warenhäuser unter Druck Ein Jahr nach dem Neustart bei Kaufhof

Vor einem Jahr sorgte der milliardenschwere Verkauf von Kaufhof an den kanadischen Investor Hudson's Bay für Aufsehen. Der neue Eigentümer will manches ändern. Doch der Überlebenskampf der Warenhäuser geht weiter.

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Das Logo von Galeria Kaufhof an einer Filiale des Warenhauses in Frankfurt am Main (Hessen). Quelle: dpa

Essen/Köln Mehr Mitarbeiter im Verkauf, oder doch besser auf die Kostenbremse treten? Deutschlands Warenhäuser sind auf der Suche nach einem Weg in die Zukunft. Ein Jahr nach dem Neustart beim Traditionswarenhaus Kaufhof hat der neue Eigentümer Hudson's Bay Company (HBC) weitere Einzelheiten seines Konzepts vorgelegt. Zumindest in Großstadtwarenhäusern wie der Kaufhof-Filiale an der Düsseldorfer Königsallee sollen sich die Kunden künftig auf ein Heer von Schuhverkäufern freuen. Unklar ist jedoch, ob es dabei neben den rund 20.000 Kaufhof-Mitarbeitern weitere Neueinstellungen geben wird.

„Für uns ist es ganz wichtig, dass die Renaissance des Warenhauses stattfindet“, sagt Kaufhof-Chef Oliver Van den Bossche. Bereits im Frühjahr hatte HBC angekündigt, in den nächsten fünf bis sieben Jahren rund eine Milliarde Euro in die in die Jahre gekommenen Warenhäuser zu investieren. Anfang November soll in Düsseldorf eine erste Pilotfiliale öffnen, die nach dem neuen Konzept modernisiert wurde. Die neuen Eigentümer setzen vor allem auf das Geschäft mit Artikeln wie Taschen, Schuhe, Wäsche oder Kosmetik.

Genaue Zahlen über das Geschäft in den ersten zwölf Monaten nennt HBC nicht. Chef Jerry Storch zeigte sich zum Jahrestag zufrieden mit dem milliardenschweren Kauf. Zuvor hatte das Unternehmen angekündigt, zusätzlich in den kommenden Jahren bis zu 40 Edel-Outlets in deutschen Innenstädten eröffnen zu wollen. Outlets werben damit, Markenware billiger zu verkaufen.

Galeria Kaufhof im Überblick

Auch der Chef des Kaufhof Dauer-Konkurrenten Karstadt, Stephan Fanderl, arbeitet an neuen Konzepten. Im Sommer hatte er mit der Eröffnung eines neuen Warenhauses in Berlin-Tegel ein ganz auf lokale Bedürfnisse ausgerichtetes Warenhaus-Sortiment vorgestellt. Für Karstadt mit seinen knapp 14.000 Mitarbeitern stellte Fanderl erneut eine wirtschaftliche Gesundung in Aussicht. Genaue Zahlen nannte er aber nicht.

Zuvor hatte Karstadt nach dem Neustart infolge der Pleite des Mutterkonzerns Arcandor 2010 rote Zahlen geschrieben. Nach dem Ausstieg aus der Tarifbindung im Mai 2013 konnten sich der Arbeitgeber und die Gewerkschaft Verdi zudem in zahlreichen Tarifrunden bislang nicht auf einen Tarifvertrag einigen.

Doch trotz aller Konzepte sehen Experten Warenhäuser in Deutschland weiter unter Druck. „Ich bin nach wie vor überzeugt, dass es eine weitere Bereinigung gibt“, sagte der Handelsexperte Joachim Stumpf von der Handelsberatung BBE. Er rechnet damit, dass in den kommenden zehn Jahren etwa jedes dritte der derzeit 180 Warenhäuser in Deutschland nicht mehr als Warenhaus betrieben wird.

Das ist die Hudson's Bay Company

Rückläufige Kundenfrequenz in den Innenstädten

Die geplante Eröffnung von Outlets in bestehenden Kaufhof-Filialen sei allein kein Weg zur Rettung des klassischen Warenhauses. Dabei handele es sich um ein neues Format in alter Hülle. Outlets könnten nicht allein die Lösung sein, so Stumpf. Auch andere Konzepte, wie etwa die Ausweitung des auf lokale Bedürfnisse zugeschnittenen Angebots bei dem Konkurrenten Karstadt, hätten ihre Berechtigung.

„Derzeit kann man trotz aller Ankündigungen noch nicht erkennen, dass die Umsätze im Warenhausbereich steigen“, sagte Stumpf. Die Warenhäuser litten unter einer rückläufigen Kundenfrequenz in den Innenstädten.

Noch pessimistischer ist Gerrit Heinemann, Handelsexperte von der Hochschule Niederrhein: „Die Trendwende bei den Warenhäusern wird nicht kommen“, zeigte er sich überzeugt. „Die aktuelle Situation ist nicht anders als vor einem Jahr“.

Langfristig sieht Heinemann nur Überlebenschancen für 80 bis 100 Warenhäuser in Deutschland. Eine Zukunft hätten lediglich Häuser mit Standorten in den großen Metropolen, glaubt er. Grund seien auch die hohen Kosten, die mit dem Betrieb eines Warenhauses verbunden seien. „Es gibt keine Betriebsform, die so kapitalintensiv ist“.

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