Die Gewerkschaft Verdi will mit dem Management der angeschlagenen Warenhauskette Kaufhof über eine Neuausrichtung verhandeln. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, um den kriselnden Karstadt-Konkurrenten wieder in die Spur zu bringen. Kaufhof begrüßte die Ankündigung: "Ein schneller Tarifabschuss ist wesentlich für eine erfolgreiche Sanierung."
Verdi wolle zunächst gemeinsame Eckpunkte mit dem Management klären und dann in Gespräche über einen Sanierungstarifvertrag eintreten, teilte die Gewerkschaft mit. Die Kaufhof-Spitze hatte im vergangenen Oktober erstmals Gespräche über einen neuen Tarifvertrag gefordert, der für die Beschäftigten Einschnitte bringen soll. Kaufhof brauche "wettbewerbsfähige Personalkosten", so ein Sprecher.
Verdi sieht in den Konzepten des Managements für die Gesundung des Traditionsunternehmens "richtige Ansätze", kritisierte aber zugleich "eine Schieflage zulasten der Arbeitnehmer". Managementfehler müssten korrigiert werden, eine "umfassende Neuausrichtung" sei erforderlich, teilte die Gewerkschaft mit.
Arbeitsplätze und Standorte müssten gesichert, Beratung und Service gestärkt werden. "Den Arbeitnehmern einseitig in die Taschen zu greifen, ist keinesfalls akzeptabel", sagte Verhandlungsleiter Bernhard Franke. Verdi sei zu einem Sanierungsbeitrag der Arbeitnehmer bereit - dieser dürfe den Flächentarifvertrag in der Branche aber nicht beeinträchtigen. Das Konzept des Managements umfasse neben Einsparungen auch Investitionen, sagte der Kaufhof-Sprecher. Kaufhof sei "offen für ergänzende Ideen und Maßnahmen".
Kaufhof kämpft mit Umsatzrückgängen und Verlusten. Viele Kunden kehren Innenstädten und Warenhäusern den Rücken und bestellen ihre Einkäufe lieber im Internet. Der Warenhauskonzern war 2015 vom börsennotierten nordamerikanischen Handelsriesen HBC übernommen worden. HBC hatte in der Vergangenheit Übernahme-Angebote des Karstadt-Eigners Rene Benko für den Kaufhof ausgeschlagen.
Müssen die Kaufhof-Beschäftigten für die Probleme der Kette zahlen?
Schlecht. Der traditionsreiche Warenhauskonzern steckt in der Krise. Die Umsätze schrumpfen. Das Unternehmen schreibt rote Zahlen. Wie hoch genau der Verlust ist, darüber hüllt sich der kanadische Mutterkonzern HBC allerdings in Schweigen.
Das hat viele Gründe. Kaufhof leidet wie fast alle innerstädtischen Modeanbieter unter der wachsenden Konkurrenz von Online-Anbietern wie Zalando und unter der sinkenden Kundenfrequenz in den Innenstädten. Aber verschärft wird die Situation bei der Warenhauskette nach Einschätzung der Gewerkschaft Verdi noch durch Managementfehler – etwa überzogenen Rabattaktionen – und dadurch, dass der Mutterkonzern HBC kurz nach der Kaufhof-Übernahme die Mieten für die Warenhäuser deutlich erhöht hat.
Akut wohl nicht, glaubt man den Aussagen des Unternehmens. Doch warnte die Konzernspitze in einer Präsentation für die Gewerkschaft Verdi vor den mittel- und langfristigen Konsequenzen eines „Weiter so“: „Ohne Gegenmaßnahmen droht die Zahlungsunfähigkeit.“
Der Kaufhof hat bereits angekündigt, die Zahl der Mitarbeiter in der Kölner Zentrale sozialverträglich von 1600 auf 1200 zu reduzieren. Darüber hinaus will der Kaufhof-Chef jährliche Einsparungen bei den Personalkosten im hohen zweistelligen Millionenbereich. Denkbar wären etwa Kürzungen bei Urlaubs- und Weihnachtsgeld, aber auch der Verzicht auf Gehaltserhöhungen.
Beschäftigungsgarantien.
Vor dem Einstieg in die Tarifgespräche will Verdi erst einmal gemeinsame Eckpunkte mit dem Unternehmen vereinbaren. Das von Kaufhof vorgelegte Sanierungskonzept habe zwar richtige Ansätze, doch gebe es eine Schieflage zu Lasten der Arbeitnehmer. „Den Arbeitnehmern einseitig in die Taschen zu greifen, ist keinesfalls akzeptabel“, betonte Verdi-Verhandlungsführer Bernhard Franke. Die Eigentümer seien in der Pflicht, ihre Verantwortung wahrzunehmen.