Eine wichtige Hürde für eine Fusion der Kaufhausketten Karstadt und Kaufhof ist offenbar überwunden: Nächste Woche könnte der Deal nach Informationen der WirtschaftsWoche offiziell besiegelt werden.
Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte zuvor berichtet, dass die Banken einer Fusion der beiden Unternehmen zugestimmt haben. Der Fusionsvertrag zwischen dem Karstadt-Eigentümer, der österreichischen Signa-Gruppe von René Benko, und der Kaufhof-Mutter, der kanadische Hudson's Bay Company (HBC), soll demnach bis zum 15. September unterzeichnet werden. Damit könnte der zweitgrößte Warenhauskonzern in Europa entstehen – nach dem spanischen Unternehmen El Corte Inglés.
Eine offizielle Bestätigung seitens der Warenhäuser gibt es bislang nicht. Ein Sprecher des kanadischen Kaufhof-Eigentümers HBC verwies gegenüber der Nachrichtenagentur dpa lediglich auf frühere Aussagen des Konzerns, wonach sich beide Parteien in Gesprächen befinden. Ein Karstadt-Sprecher wollte sich nicht äußern. Der Eigentümer Signa war zunächst nicht zu erreichen.
Ein Bericht über massive Stellenstreichungen im Zuge einer Fusion der Warenhausketten Kaufhof und Karstadt sorgt für Unruhe unter den Beschäftigten. In einem internen Schreiben an die Kaufhof-Mitarbeiter, das der WirtschaftsWoche vorliegt, äußert Gesamtbetriebsratschef Uwe Hoepfel „größtes Unverständnis, wie respektlos hier mit der Psyche unserer Kolleginnen und Kollegen umgegangen wird und Verlustängste geschürt werden“. Der Gesamtbetriebsrat betont zwar, über „keinerlei Informationen“ zum Stand der Verhandlungen zu verfügen, bezweifelt jedoch Angaben über den möglichen Umfang von Stellenstreichungen. „Als Skandal empfinden wird den Pressebericht aus der Süddeutschen Zeitung, in dem berichtet wird, dass ca. 5000 Kolleginnen und Kollegen ihren Arbeitsplatz verlieren sollen und die verbleibenden Kolleginnen und Kollegen mit Gehaltskürzungen zu rechnen hätten“, heißt es in dem Schreiben an die Kaufhof-Mitarbeiter.
Karstadt und Kaufhof: Langer Weg zur Fusion
Die Pläne für die Fusion der Warenhäuser sind bereits sein längerer Zeit bekannt. Anfang Juli hatte sich erstmals auch der kanadische Kaufhof-Eigentümer HBC öffentlich zu Berichten über ein geplantes Zusammengehen mit Karstadt geäußert. Damals war die Rede von einer inzwischen unterzeichneten, aber noch unverbindlichen Absichtserklärung mit dem Karstadt-Eigner Signa, Optionen für eine Gemeinschaftsfirma zu prüfen. In den folgenden Wochen gab es immer wieder Berichte über wackelnde Verhandlungen.
Signa-Chef René Benko versucht seit Jahren, den angeschlagenen Kaufhaus-Konzern zu übernehmen. Die Warenhausketten stehen aufgrund des wachsenden Online-Handels sowie durch immer mehr Einkaufszentren in den Innenstädten unter Druck. Durch den Zusammenschluss der beiden Rivalen sollen Kosten gespart werden. Außerdem entfielen teure Rabattschlachten. Kaufhof betreibt in Deutschland 96 Filialen, Karstadt rund 80.
Recherchen der WirtschaftsWoche zeigten bereits im Juli, wie hoch der Druck insbesondere auf Kaufhof ist. Kunden meiden die Kette immer häufiger. Allein zwischen Februar und April 2018 brach der Umsatz um satte acht Prozent ein, verglichen mit demselben Zeitraum des Vorjahres.
Es waren vor allem Managementversagen und strategische Fehler, die Galeria Kaufhof ins Taumeln brachten. Wie stark der Niedergang nach der Übernahme durch die HBC an Fahrt aufnahm, zeigt ein umfangreiches Protokoll der vergangenen drei Jahre.