Warenhauskrise Metros Ladenhüter-Problem

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Umsatz pro Fläche dürftig, Lagerbestände zu groß


Die Strategie der Warenhäuser ist teuer, weil sie enorme Lagerbestände schafft. Beispiel Düsseldorf: Seit dem 2. Mai schon hängen die orangenen Ausverkauf-Schilder an den Türen, doch die Auslage ist noch so voll wie zu Beginn der Aktion. Aushilfen räumen noch immer ständig neue Waren in die Regale; Schuhe, Kaffee, Unterwäsche, Parfums. Der Vorrat, so verrät ein Mitarbeiter, reicht noch bis Ende des Jahres. So lange soll das Geschäft noch offen bleiben. Das offenbart, wie viele Produkte das Unternehmen auf Lager hat – und wie wenig sie die Kundschaft interessieren. Selbst, wenn Rabatte bis zu 60 Prozent versprochen werden.

Entsprechend mager ist die Flächenproduktivität, also der Umsatz, den die Unternehmen pro Quadratmeter erzielen. Kaufhof und Karstadt gehörten nach Berechnungen von Planet Retail 2013 zu den zehn europäischen Kaufhäusern mit der größten Verkaufsfläche – zählten unter den großen aber auch zu denen, die am wenigsten Umsatz pro Quadratmeter machen.

Die Unternehmen streichen zusammen, wo sie können, und schließen eine Filiale nach der anderen. Noch 1996 wies Metro in seinem Geschäftsbericht 145 Kaufhof-Filialen aus. Seitdem hat das Unternehmen pro Jahr zwei bis drei Warenhäuser geschlossen. 2013 waren es ohne die Sporthäuser nur noch 105 Filialen.

Ähnlich die Kurve bei der Konkurrenz: 2006 kam Karstadt auf insgesamt 129 Filialen inklusive Sporthäusern. Weil der Investor Nicolas Berggruen die Sporthäuser und Prestige-Projekte wie das Kaufhaus des Westens (Kadewe) in Berlin verkauft hat, waren es 2012 nur noch 84 Warenhäuser. Dem Umsatz pro Quadratmeter hilft das jedoch kaum.

Kein Wunder, dass der Kaufhof-Mutterkonzern Metro die Warenhäuser am liebsten los wäre. Bereits 2013 antwortete Metro-Chef Olaf Koch auf die Frage, ob es bei der Aussage bleibe, dass Metro der falsche Eigentümer für Kaufhof sei: „Stand heute: Ja.“ Ein Trostpflaster: Im vergangenen Jahr konnte Galeria Kaufhof seinen Erzfeind Karstadt als größtes Warenhaus in Deutschland ablösen. Doch das wird beim Verkauf nicht helfen.

Die ersten Versuche startete der Dax-Konzern bereits 2008. Eine Investmentbank war als neuer Besitzer im Gespräch. Doch daraus wurde nichts. Drei Jahre später soll Karstadt-Investor Nicolas Berggruen Interesse angemeldet haben. Aber auch damals blieb es bei den Gerüchten. Inzwischen soll der Deutsch-Amerikaner selbst versuchen, Karstadt loszuwerden. Auch Metro galt als möglicher Kandidat für die Übernahme. Doch die Düsseldorfer winkten ab. Das Hin und Her um die Kaufhäuser erinnert an den Verkauf ausrangierter Waren: Nur weil sie günstig sind, will sie noch lange keiner haben.

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