Wegen Russland-Sanktionen Europas größter Kondomhersteller meldet Insolvenz an

Kondome liegen auf einem Leuchttisch in Köln Quelle: dpa

Nicht einmal zwei Jahre liegt die erste Insolvenz des niedersächsischen Kondomherstellers CPR zurück: Nun muss das Management erneut die Reißleine ziehen. Auslöser sind offenbar die Russland-Sanktionen.  

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Europas größter Kondomhersteller, die CPR GmbH mit Sitz im niedersächsischen Sarstedt, hat Insolvenz angemeldet. Die Rechtsanwältin Karina Schwarz wurde zur vorläufigen Insolvenzverwalterin bestellt. Das geht aus Veröffentlichungen des Amtsgerichts Hildesheim hervor, berichtet die WirtschaftsWoche. Ein Auslöser der Insolvenz seien die Folgen der Russland-Sanktionen, sagte Insolvenzverwalterin Schwarz dem Magazin. 

Das 1987 gegründete Unternehmen produziert nach eigenen Angaben als „größter Kondomhersteller Europas“ jährlich mehr als 200 Millionen Kondome und exportiert in zahlreiche Länder, darunter auch nach Russland. Das wurde dem Unternehmen nun offenbar zum Verhängnis. 

Das Unternehmen soll zuletzt rund ein Viertel des Umsatzes in Russland erzielt haben. Durch die westlichen Finanzsanktionen nach dem Angriff auf die Ukraine konnten Lieferungen nicht mehr in Euro abgerechnet werden. 



Ausbau des Markengeschäfts

Das Unternehmen hatte allerdings schon in der Vergangenheit mit Problemen zu kämpfen. Erst im Mai 2020 war eine frühere Insolvenz aufgehoben worden.

Lange Zeit war das Unternehmen vor allem als Handelsmarkenhersteller für Drogerie- und Supermarktketten wie Rossmann und Rewe aktiv. Um gegen günstigere Anbieter bestehen zu können, hat CPR aber schon vor einigen Jahren damit begonnen, zusätzlich eigene Marken wie Siko, Mein Kondom oder Crazy Monkey aufzubauen. Für ihren Vertrieb wurde die Onlineplattform Mein Kondom gegründet. Zudem ist CPR als Hersteller von Sondermaschinen für die Kondomproduktion am Markt aktiv.

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Vor Beginn des Ukraine-Krieges hatte sich Unternehmenschef Kesselring noch zuversichtlich gezeigt, dass CPR weiter wachsen würde. Das Geschäft sei profitabler geworden und auch das Markengeschäft habe sich gut entwickelt, sagte Kesselring vor einem Jahr. Er wies zugleich aber darauf hin, dass Kondome als Warengruppe im stationären Handel insgesamt weniger verkauft worden seien. Kesselring machte niedrigere Kundenfrequenzen in Drogerien, vor allem aber die mangelnde Auswahl im Sortiment der stationären Händler dafür verantwortlich. 

Kesselring hatte das Unternehmen 1987 gegründet. Damals war das Feld bereits mit starken Marken besetzt, weshalb sich Kesselring zunächst auf die Produktion von Eigenmarken konzentrierte. 

Lesen Sie auch: Detailauswertungen des Insolvenzverwalter-Rankings zeigen, welche Verwalter die umsatzstärksten Insolvenzfälle betreut haben – und wer die meisten Verfahren bearbeitet hat. 

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