Weltbild-Insolvenz Käufer von 67 Filialen nach sechs Monaten insolvent

Die Buchhandelskette Lesensart ist ein halbes Jahr nach der Übernahme von 67 Filialen des Medienhändlers Weltbild insolvent gegangen. Das bestätigte ein Sprecher des Landgerichts Münster.

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Kunden stehen 2011 in Dortmund vor einer Filiale des Verlags Weltbild. Quelle: dpa

Rund ein halbes Jahr nach der Übernahme von 67 Filialen des Medienhändlers Weltbild ist der Käufer pleite. Ein Sprecher des Landgerichts Münster bestätigte am Donnerstag Berichte, wonach am Vortag das Insolvenzverfahren für die Buchhandelskette Lesensart aus Ahaus eröffnet wurde. Die Gewerkschaft Verdi kommentierte, die Insolvenzanmeldung sei „leider keine Überraschung“. Die verbliebenen 350 Mitarbeiter stünden nun „vor dem Nichts“.

Das Amtsgericht Münster bestellte den Betriebswirt Ulrich Zerrath aus Recklinghausen zum Insolvenzverwalter. Von Zerrath oder auch von Lesensart selbst waren aber zunächst keine weiteren Auskünfte zu erhalten. Die Augsburger Weltbild-Zentrale teilte mit, man sei von der Lesensart-Insolvenz überrascht worden. Das eigene Weltbild-Filialnetz sei davon aber „in keiner Weise berührt“.

Weltbild hatte zum Jahresanfang nahezu 70 Buchhandlungen mit rund 400 Beschäftigten an die Lesensart GmbH des Unternehmers Rüdiger Wenk verkauft. Damit trennte sich das Unternehmen von fast jeder zweiten Filiale der Kernmarke „Weltbild“ in Deutschland. Als Grund wurde angegeben, dass diese Läden nicht die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung erfüllt hätten. Die Weltbild-Geschäftsführung sprach von „zu hohen Struktur- und Mietkosten“ an den Standorten.

Zum 1. Februar hatte der in der Branche weitgehend unbekannte Wenk die 67 Läden übernommen. Seitdem wurden nach Gewerkschaftsangaben bereits mehrere Filialen geschlossen. Im Internet listete Lesensart zuletzt ebenfalls weniger als 60 Geschäfte auf.

Der Lesensart-Gesamtbetriebsrat hatte erst vor einem Monat einen Brandbrief an die Verantwortlichen von Weltbild veröffentlicht, um auf die „verzweifelte Lage“ der Mitarbeiter der verkauften Filialen aufmerksam zu machen. Die Betriebsräte warfen den Weltbild-Chefs vor, sich für das Schicksal ihrer früheren Mitarbeiter nicht mehr zu interessieren. Die Kollegen der ehemaligen Weltbild-Geschäfte seien „zwischen Hammer und Amboss geraten und werden seit Wochen rücksichtslos zerrieben“, hieß es in dem offenen Brief.

Die Verlagsgruppe Weltbild gehörte früher der katholischen Kirche. Im Januar 2014 musste das im Online- und im stationären Handel vertretene Unternehmen ebenfalls Insolvenz anmelden, ein halbes Jahr später wurde das Düsseldorfer Familienunternehmen Droege als Käufer vorgestellt. Die Droege Group gliederte die verschiedenen Weltbild-Bereiche in ihren Konzern ein. Nachdem in der Insolvenz bereits Hunderte Weltbild-Mitarbeiter ihre Jobs verloren, wird derzeit bei Weltbild über einen weiteren Stellenabbau verhandelt.

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