Welthandel Reeder: Etwa 100 Schiffe sitzen in der Kriegsregion fest

Viele Schiffe westlicher Reeder stecken in Russland fest. Quelle: imago images/ITAR-TASS

Etliche Handelsschiffe scheuen die Fahrt durch das Kriegsgebiet im Schwarzen Meer. Deutsche Reeder fordern eine freie Ausreise der Frachter.

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In Häfen in der Kriegsregion zwischen der Ukraine und Russland sitzen nach Reeder-Angaben etwa 100 Schiffe fest. Darunter seien mehrere deutsche Frachter, sagte ein Sprecher des Verbands Deutscher Reeder (VDR) am Mittwoch. „Ablegen ist unmöglich, es gibt keine Schlepper. Das Seegebiet ist wahrscheinlich vermint.“ Das Schwarze Meer und das Asowsche Meer seien zu Kriegsgebieten erklärt worden.

Der Reederverband fordert, dass alle Schiffe mit ihren Besatzungen die Region verlassen dürfen. „Russland muss die Freiheit der Schifffahrt respektieren. Unbeteiligte Handelsschiffe dürfen nicht angegriffen werden“, sagte Verbandschefin Gaby Bornheim bei einer Pressekonferenz zur Lage der Branche.

Der Hamburger Hafen- und Logistikkonzern HHLA unterrichtete seine Kunden unterdessen darüber, dass er wegen der EU-Sanktionen keine Container annimmt, die aus Russland kommen oder dorthin gehen sollen. Das gelte auch für Ladung, die mit der Bahn, dem Binnenschiff oder Lkw transportiert werde. Das Unternehmen folge damit dem Beispiel von Terminalbetreibern in anderen europäischen Häfen.

Hintergrund ist, dass in Rotterdam und Antwerpen keine Container von und nach Russland mehr abgefertigt werden. Schiffe müssen sich also einen anderen Hafen suchen, um ihre Container loszuwerden. Mit ihrem Schritt will die HHLA verhindern, dass der durch die Verwerfungen in der Schifffahrt ohnehin knappe Stellplatz noch weiter verringert wird.

Große Reedereien wie Maersk und Hapag-Lloyd nehmen keine Buchungen für Ladung von und nach Russland mehr an. „Soweit das unter den bestehenden Sanktionen möglich ist, fahren wir zur Zeit noch gebuchte Ladung nach Russland“, sagte ein Sprecher der Hamburger Reederei. Das betreffe vor allem Lebensmittel.

Für den Umgang mit Schiffen unter russischer Flagge gibt es nach Branchenangaben noch keine Regelung. Der VDR-Sprecher sagte, dies müssen von den EU-Mitgliedsstaaten geregelt werden. „Die EU kann nicht beschließen, dass Häfen nicht angefahren werden.“ Großbritannien habe seine Häfen für russische Schiffe gesperrt. 

Mehr zum Thema: Beim Transport von Luftfracht zwischen Europa und China spielen Russland und die Volga-Dnepr Airlines inzwischen eine zentrale Rolle. Transitflughäfen wurden massiv ausgebaut. Der Ukrainekrieg und Sanktionen dürften den ohnehin gebeutelten Lieferketten nun erneute Probleme bringen.

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