Es gibt Marken, die sind stark, und lassen mich trotzdem kalt: Vapiano, RyanAir, Jonny Walker, Kellogg's, Ford, FC Bayern München, Lucky Strike. Pfff! Aber ist halt so.
Spaß macht es aber, sich selber zu analysieren: Welche Marken sind in der eigenen Wahrnehmung grandios abgestürzt? Von der Ikone zu böööh! Und warum? Spielen wir es mal durch.
Apple: wieder langweiliger als Microsoft
Ich fange mit meinem persönlichen Super-Crash-Kandidaten an. Vor wenigen Jahren standen wir mit offenem Mund vor dem iPhone und konnten nicht fassen, was technisch heutzutage möglich ist. Vor den Apple Stores haben Apple-Jünger in Schlafsäcken campiert, um zu den Ersten zu gehören, die mit der neuesten Generation der Geräte prahlen konnten.
Die wenigen Leute, die das heute noch tun, machen das wohl aus Mitleid und stehen Apple selbst in der Innovations-Krise bei. Prahlen tut keiner mehr. Es kommt ja nicht mehr viel Neues. Einigen Experten gilt Erzrivale Microsoft seit diesem Jahr wieder als innovativer als Apple.
Heute habe ich das Gefühl, die einzigen, die Apple noch so richtig geil finden, sind die Mitarbeiter der Apple Stores. Viele Kunden aber haben sich an die Vorzüge der Premiumprodukte gewöhnt und ärgern sich nun über das, was nicht klappt: die tagelangen Wartezeiten bei Reklamationen, widersprüchliche Angaben bei der Hotline, im Chat und im Store. Perfekt frisierte Headset-Buben, die sich in ihrer Not bei Beschwerden an dem entlang hangeln, was das Headquarter in Cupertino ihnen auf ihren Verkäufer-iPads vorschreibt. Vergangene Woche habe ich im Apple Store Berlin einen Dialog mitgehört.
Die Evolution des iPhones
Mit seinem leicht bedienbaren Touchscreen revolutionierte das iPhone die Handybranche. Dabei waren die technischen Daten der ersten Generation noch recht bescheiden: Der Prozessor leistete nur 667 Megahertz, der Arbeitsspeicher war nur 128 Megabyte groß. Den Datenfunk UMTS unterstützte die erste Generation nicht. Trotzdem wurde das Gerät ein riesiger Erfolg.
Das zweite Gerät der iPhone-Reihe, vorgestellt im Juni 2008, brachte einige wesentliche Änderungen. Zum einen überarbeitete Apple das Design gründlich. Zum anderen unterstützte das Gerät den Datenfunk UMTS sowie den Datenturbo HSDPA.
Ein Jahr später stellte Apple das iPhone 3GS vor. Am Design änderte sich nichts, allerdings stattete der Hersteller das Gerät mit einem besseren Prozessor und einem größeren Speicher aus. Das suggeriert auch der Name: Das S steht für „Speed“. Zudem war eine Kamera mit 3 Megapixel Auflösung an Bord.
Mit der vierten Generation, präsentiert im Juni 2010, wagte Apple wieder ein neues Design: Das Gehäuse war kantiger und aus Edelstahl. Zudem verbaute der Hersteller ein Display mit höherer Auflösung. Auch der Prozessor war leistungsfähiger als beim Vorgänger. Der Ansturm auf das Gerät war gewaltig.
Äußerlich unterschied sich das iPhone 4S kaum von seinem Vorgänger, das Design blieb weitgehend gleich. Schlagzeilen machte vor allem der persönliche sprachgesteuerte Assistent Siri, der zunächst nur auf dem 4S lief, später aber auch auf anderen iPhone-Modellen. Siri kann Fragen beantworten oder Kommandos ausführen. Die Kamera des iPhone 4S hatte eine Auflösung von 8 Megapixel.
Das sechste und aktuelle Gerät der Reihe heißt iPhone 5. Es ist etwas länger, aber gleichzeitig dünner als das Vorgängermodell – dadurch ergibt sich ein neues Seitenverhältnis von 16:9. Die 8-Megapixel-Kamera kann Aufnahmen in HD anfertigen. Ein neuer Prozessor soll für mehr Tempo sorgen. In die Kritik geriet Apple, weil vor allem an der schwarzen Variante schnell Abnutzungserscheinungen zu sehen waren. Mit dem iPhone 5 führte Apple auch iOS 6 ein, die neue Version des Betriebssystems, die den vielkritisierten Kartendienst Maps enthält.
Das iPhone 5C und das iPhone 5S waren die Modelle sieben und acht. Das 5C ist die etwas günstigere Variante: Weitgehend ausgestattet wie das iPhone 5, hat es aber ein Gehäuse aus buntem Plastik. Das 5S hat unter anderem einen doppelt so schnellen Chip, eine bessere Kamera und einen Fingerabdrucksensor zur Entsperrung des Gerätes.
Die sichtbarste Neuerung bei der jüngsten iPhone-Generation sind die Maße: iPhone 6 und iPhone 6 Plus sind mit 4,7 beziehungsweise 5,5 Zoll deutlich größer als die Vorgänger. Damit reagiert Apple auf den Boom der Phablets, also der übergroßen Smartphones. Die Geräte unterstützen den Bezahldienst Apple Pay, der über den Nahfunkstandard NFC Daten überträgt.
Mit dem iPhone 6S setzte Apple das Tick-Tock-Prinzip fort: In einem Jahr kommt das "große" Update mit einer neuen Zahl, im Folgejahr werden vor allem Details wie Rechnerleistung, Speicher oder die Kamera verbessert – am Design selbst ändert sich wenig.
Nachdem das iPhone 5C mit seinem billigen Kunststoff-Design als Einstiegsvariante wenig erfolgreich war, hat Apple im Frühjahr 2016 einen neuen Ansatz für das Low-Budget-Smartphone gewagt: Das iPhone SE kombiniert die Optik des iPhone 5S (mit dem kleineren Display) mit der besseren Technik des iPhone 6S. Da auf Details wie eine teure Front-Kamera, die modernste Variante des Fingerabdrucksensors oder das Force-Touch-Display verzichtet wurde, konnte es zum Budget-Preis angeboten werden.
Kunde: "Entschuldigung. Ich hatte eigentlich einen Beratungstermin. Aber ich warte jetzt schon über eine halbe Stunde!"
Verkäuferin zückt ihr iPad: "Das System sagt mir: 26 Minuten."
Brrr! Uncool! Und die Apple Watch ist das passende Produkt dazu. Naja, das iPhone 8 soll ja der Knaller werden. Bis dahin bleibt eins der von Apple selbst gelobten Highlights: die neue iPhone-Farbe Hochglanz-Schwarz. Bill Gates wird es freuen.
Starbucks: etwas abgestanden
Die Kaffeekette hat vor 15 Jahren die ganze Welt dazu inspiriert, die Massenware Kaffee wieder zu zelebrieren. Was die Italiener nicht geschafft haben, mussten die Amerikaner richten. Aber jetzt hinkt die Kette aus Seattle den deutschen Cafés hinterher. Hierzulande bieten die Gastronomen längst rustikal belegte Brote, grandiose Torten, selbstgemachtes Eis, Quiches und Eintöpfe. Und die selbstbewussten Starbucks-Preise (manche würden sagen: dolldreiste Mondtarife) werden von der heimischen Konkurrenz locker unterboten.
Mittlerweile verkauft Starbucks Kaffee sogar an Shelltankstellen. Das wirkt irgendwie wie schnell noch alles mitnehmen. Das Pionier-Image ist bei mir flöten. Das verbliebene Starbucks-Highlight: bei der Bestellung bescheuerte Namen angeben, die die Kassierer auf die Becher schreiben müssen. "Wie heißt du?" - "Dossendrias" - "Ou, wie schreibt man das?" - "Mit th."
H&M: von der Ikone zum Basis-Ausstatter
Mitte/Ende der 90er-Jahre war die erste H&M-Filiale für eine jede mittelgroße Stadt der Ritterschlag. Dass der Bürgermeister zur Eröffnung kam, hat noch gefehlt. Ich erinnere mich an Freiburg. Wir Studenten standen Kopf! Alle wollten dort jobben. Alle wollten dort shoppen. Dort konnte man sich eindecken ohne nachzudenken. H&M war Avantgarde.
Die umsatzstärksten Modehändler der Welt
El Corte Inglés
Umsatz 2013: 14,789 Mrd. US-Dollar
Quelle: Statista, Stand: 2015
The Gap
Umsatz 2013: 16,149 Mrd. US-Dollar
Quelle: Statista
Marks and Spencer
Umsatz 2013: 16,391 Mrd. US-Dollar
Quelle: Statista
Kohl's
Umsatz 2013: 19,031 Mrd. US-Dollar
Quelle: Statista
H&M
Umsatz 2013: 19,729 Mrd. US-Dollar
Quelle: Statista
Inditex (Beinhaltet Großhandelsumsätze)
Umsatz 2013: 22,265 Mrd. US-Dollar
Quelle: Statista
LVMH (Schätzung)
Umsatz 2013: 24,392 Mrd. US-Dollar
Quelle: Statista
TJX
Umsatz 2013: 27,423 Mrd. US-Dollar
Quelle: Statista
Macy's
Umsatz 2013: 27,931 Mrd. US-Dollar
Quelle: Statista
Sears
Umsatz 2013: 36,188 Mrd. US-Dollar
Quelle: Statista
Heute ist der Markt mit H&M abgefüttert. Einige Filialen schließen wieder, wie demnächst angeblich die in der Berliner Friedrichstraße. Und selbst einige junge Leute decken sich bei H&M nur noch mit der Basis ein: T-Shirts, Socken, Unterwäsche. Extravaganteres holt sich der Teen und Twen heute bei Zara, wer richtig sparen will, geht zu Primark.
Und als Erwachsener 35+ sagt man: "Ist jetzt zwar von H&M aber ich finde, es geht."
"Du, das sieht man null. Sieht echt gut aus."