Werner knallhart

Das nächste große Ding: Was 2016 durchstarten muss

VR-Brillen, E-Autos, Smart Home: Es stehen so viele Technologien und Lifestyle-Ideen in den Startlöchern, die das Leben leichter machen. Aber langsam wird die Warterei langweilig. Klappt es 2016 endlich? Eine Kolumne.

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VR-Brille Quelle: dpa

Wo bleibt das nächste große Ding? Seit dem iPhone kam da nichts mehr groß. Die "Google Glass"-Daten-Brille ging den Leuten auf die Nerven und wurde erstmal wieder eingemottet. Die Apple Watch ist langweilig. Was also dann?

VR-Brille ohne Erbrechen?

Als die nächste große Technik-Revolution werden VR-Brillen gefeiert. Man setzt sich eine Art dicke Ski-Brille auf, doch statt einer echten Skipiste sieht man auf einem eingebauten Display eine künstliche Welt. Bewegt man den Kopf, reagiert die Brille dank Bewegungssensoren und zieht das Bild auf dem Display nach. Steht man also auf einer virtuellen Wiese und hebt den Kopf, dann sieht man den Himmel. Guckt man nach unten, sieht man Gras, links und rechts Wald.

Virtual-Reality-Brillen

Steht man aber auf einem virtuellen Vulkan, der gerade unter einem kollabiert, dann speit im Zweifel nicht nur der Vulkan, sondern auch man selber. Denn durch den vorgetäuschten Fall nach unten, der aber durch unseren Gleichgewichtssinn im Ohr logischerweise nicht nachempfunden werden kann, schlägt unser Organismus Alarm: Die Wahrnehmung der Augen passt nicht zur Wahrnehmung über im Gleichgewichtsorgan - das klingt nach Vergiftung. Also Magen entleeren.

Was tun? Entweder betäubt man sein Gleichgewichtsorgan (blöde Idee) oder man bietet dem Gleichgewichtsorgan den passenden Reiz (geniale Idee). Letzteres ist zwar aufwändig, geht aber. Im offiziell besten Freizeitpark der Welt, dem Europapark in Rust, da kann man das schon erleben. Eine aus heutiger Sicht langweilige Achterbahn von 1984 wurde dort dank der VR-Technologie zur Sensation für alle Sinne. Man bekommt die Brille, setzt sich rein, die Bahn kurvt die seit Jahrzehnten gleichen Kurven ab, aber die VR-Brille zeigt einem einen Flug durch eine Fantasie-Welt - auf dem Rücken eines Drachen. Auge und Gleichgewichtssinn harmonieren hier perfekt! Fährt die Bahn in eine Linkskurve, fliegt im gleichen Moment auch der Drache nach links. Alle Reize passen zusammen. Inklusive Fahrtwind im Gesicht. Gelinde gesagt: Es fühlt sich sehr gut an! Hier eröffnen sich neue Welten.

Die ersten Vorboten des kommenden Frühjahrs
Ford Focus Sport - Rot-schwarze Kombination Quelle: Presse
Das neue Golf GTI Cabrio kann ab sofort bestellt werdenKäufer müssen nach Angaben von Volkswagen für die Frischluftversion mindestens 37.075 Euro zahlen. Dafür bekommen sie ein sportliches Cabrio, dessen Zwei-Liter-Turbobenziner mit 162 kW/220 PS das gleiche Leistungsniveau hat wie das klassische GTI-Modell. Neu im Programm ist eine Verdeckfarbe: Ab sofort ist der Bezug neben „Schwarz” und „Tiefblau” auch in „Granat Rot” erhältlich. Quelle: Presse
Hyundai Santa Fe: Mehr Sicherheit im Mittelklasse-SUVNach gut drei Jahren Bauzeit liftet Hyundai sein SUV-Flaggschiff Santa Fe. Während sich optisch wenig tut, gibt es Neues auf der Assistenten-Liste. Zu Preisen ab 30.790 Euro steht der überarbeitete Hyundai Santa Fe beim Händler. Neben leichten optischen Modifikationen innen wie außen, bietet das Mittelklasse-SUV vor allem mehr Technik. Neu auf der Optionsliste finden sich etwa Notbremsassistent und Querverkehrswarner. Darüber hinaus ist der Innenraum unter anderem durch eine weiter verschiebbare Rückbank variabler geworden. Die Motorenpalette wurde auf Sparsamkeit getrimmt, die beiden Vierzylinderdiesel (110 kW/150 PS und 147 kW/200 PS) sind nun serienmäßig mit Start-Stopp-Automatik kombiniert. Das Basismodell wird weiterhin von einem 138 kW/188 PS starken 2,4-Liter-Benziner angetrieben und verzichtet auf Allradantrieb. Quelle: Presse
Toyota macht den Verso noch sichererDer Verso wird ab dem kommenden März serienmäßig mit dem Toyota Safety Sense System ausgestattet. Mit an Bord ist dann unter anderem ein Pre-Collision System, das Hindernisse vor dem Fahrzeug erkennt und den Fahrer sowohl optisch als auch akustisch auffordert zu bremsen. Reagiert der Fahrer nicht schnell, leitet das System automatisch eine Bremsung ein. Ein zusätzlicher Spurhalteassistent erkennt Fahrbahnmarkierungen und hilft dabei, unbeabsichtigte Fahrspurwechsel zu vermeiden. Ein Fernlichtassistent optimiert die Sicht bei Dunkelheit. Quelle: Presse
Als einer von wenigen Herstellern bietet Land Rover seinen Kompakt-SUV Evoque künftig auch als Cabrio anDas elektrische Stoffverdeck faltet sich binnen 18 Sekunden zusammen. Das funktioniert dem Hersteller zufolge bis etwa 50 km/h auch während der Fahrt und hat keinen Einfluss auf den Kofferraum, der ein Volumen von 251 Litern bietet. Der offene Wagen soll im April in den Handel kommen, die Preise liegen etwa 4.000 Euro über dem geschlossenen Modell und beginnen bei 51.200 Euro ... Quelle: Presse
Range Rover Evoque CabrioBesonders stolz sind die Briten auf die steife Karosserie und die robuste Konstruktion des Cabrios, das im Gelände die gleichen Eigenschaften biete wie der geschlossene Evoque - Allradantrieb und Offroad-Programme inklusive. Mit Blick auf die gehobene Positionierung hat Land Rover das Modellangebot gegenüber dem geschlossenen Evoque allerdings ein wenig ausgedünnt. Es gibt das Cabrio deshalb nur in der höchsten Ausstattungsvariante und mit den stärksten Motoren - einem 2,0-Liter-Diesel mit 180 PS oder einem Benziner, der aus 2,4 Litern Hubraum 240 PS schöpft. Quelle: Presse
Mehr Sicherheit bei unterschiedlichen Witterungsbedingungen. Das verspricht Jaguar durch den Allradantrieb.Jaguar stattet die Sportlimousine XE jetzt auch mit einem Allradantrieb aus. Das sogenannte „Torque-on-demand”-Prinzip leitet dabei die Kraft nur dann in Richtung Vorderachse, wenn es die Verhältnisse erfordern. Die Zeitspanne für den Wechsel von Heck- zu Allradantrieb erfolgt laut Hersteller in 165 Millisekunden. Auf trockener Fahrbahn sind 100 Prozent des Drehmoments auf der Hinterachse. Den Preis für den mit einem 180 PS starken Turbodiesel ausgestatteten Wagen gibt Jaguar mit 41.900 Euro an. Quelle: Presse

Und so kommt es, dass selbst Betreiber berühmter US-Freizeitparks ins Flugzeug steigen und den Europapark für eine Testfahrt besuchen. VR-Technologie made at the Black Forrest. Das größte Ding von da seit der Kuckucks-Uhr - wenn Sie mich fragen. Die VR-Brille hat ihr perfektes Zuhause endlich gefunden: die Achterbahn.

Das E-Auto: Los jetzt!

VW hat alles dafür gegeben, das Image des Diesels zu ruinieren. Vielleicht war das ja ein langfristig angelegter Marketing-Bluff. Der rote Teppich für das E-Auto. "Weg mit dem schmuddeligen Mineralöl-Mumpitz. Und auf in die Zukunft mit Strom aus Windkraft im Akku."

Und bitte: Ich kann dieses ewige Henne-Ei-Geplapper nicht mehr hören. "Erst E-Autos oder erst die Ladesäulen? Was sollen wir denn bloß machen?" Wäwäwä. Pflastert den Kontinent endlich mit E-Tankstellen zu. Die Zeit des Verbrennungsmotors geht vorbei.

Auf Supermarktparkplätzen in Frankreich gibt es mitunter einige Parkplätze mit Autostrom-Anschluss. Da parkt bislang kaum ein Mensch. Aber jeder kann sehen: Hier könnte ich tanken. Das ist ein Kaufanreiz für E-Autos. Die Bundesregierung könnte die Elektro-Wagen mit Milliarden subventionieren, solange sie will. Wenn man nicht "tanken" kann, wird das nie was mit den eine Millionen auf deutschen Straßen bis 2020. 2016 muss das Jahr der Ladesäulen werden.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt plant gerade mal 400 Ladesäulen an den Autobahnen bis 2017. Aber wo tanke ich in der Stadt mal zwischendurch? Wann können wir unsere Autos auf unserem Mitarbeiterparkplatz auf dem Firmengelände laden? Wann beim Einkaufen, wann während wir Hamburger essen? Warum ist immer alles so langsam? 10.000 Ladestationen will Dobrindt vielleicht subventionieren. Vielleicht.

Das Smart-Home: Spreu und Weizen

Wenn ich unsicher bin, ob sich eine Technologie wohl durchsetzt, dann brauche ich eigentlich nur meine Mutter anzuhören: "Wozu soll mir mein Wäschetrockner eine SMS schicken, wenn er fertig ist? Wenn ich zu Hause bin, höre ich sein Piepen, und wenn ich nicht zu Hause bin, kann ich eh nichts machen." Für mich ist dieser Waschmaschinen-SMS-Kram deshalb tot.

Es gibt Glühbirnen, die die Lichtfarbe ändern, wenn der Partner sich am Feierabend sich dem Zuhause nährt. Wozu das? Als Warnung?

So smart sind die Deutschen von heute
Die GfK hat im April 2014 rund 1000 Haushalten folgende Frage gestellt: Nutzen Sie bereits folgende Smart-Home-Anwendungen oder planen Sie diese in Zukunft zu nutzen? Alle Angaben basieren auf Zahlen des Statistikportals Statista. Quelle: dpa
Feuer keine Chance geben durch zentrale RauchmelderIn Nutzung: 9 Prozent In Planung: 11 Prozent Interesse: 33 Prozent Quelle: obs
Intelligente Stromzähler – wie hier von Landis+Gyr – helfen bei effektiver KontrolleIn Nutzung: 2 Prozent In Planung: 6 Prozent Interesse: 44 Prozent Quelle: dpa
Zentrale HeizkörpersteuerungIn Nutzung: 5 Prozent In Planung: 6 Prozent Interesse: 32 Prozent Quelle: dpa
TV auf allen GerätenIn Nutzung: 10 Prozent In Planung: 7 Prozent Interesse: 22 Prozent Quelle: dpa-dpaweb
Tür- und FenstersensorenIn Nutzung: 2 Prozent In Planung: 5 Prozent Interesse: 29 Prozent Quelle: dpa
Multi-Room-AudioerlebnisIn Nutzung: 4 Prozent In Planung: 6 Prozent Interesse: 25 Prozent Quelle: dpa-dpaweb

In einem Siemens-Werbespot reitet ein Cowboy auf einem Bullen und überprüft währenddessen den Inhalt seines Kühlschranks per App. Und ein Mann schwimmt augenscheinlich in einem heißen See auf Island und schaltet vom Wasser aus die Kaffeemaschine zu Hause ein. Per Handy. Humorvoller kann man seinen Kunden nicht einbläuen, dass die Produkt-Features sinnlos sind.

Aber es gibt ja auch gute Smart-Home-Technik. Heizungen, die sich nach der Urlaubsreise vom Flughafen aus einschalten lassen. Haus-Alarmanlagen, die per WLAN den Eigentümer, den Mieter oder die Polizei informieren und Fotos von den Tätern online speichern, auch wenn die die Anlage danach zerstören. Waschmaschinen, die erst waschen, wenn der Strom besonders preiswert ist. Aber dazu brauchen wir einheitlich genormte Angebote. Funkstandards von RWE, Homematic, Zigbee, Z-Wave. Wer sich heute was zulegt, kann sich irgendwie ja nicht darauf verlassen, dass die Geräte später mit Erweiterungen anderer Anbieter kompatibel sein werden. Das schreckt ab.

Und dann ist da ja noch HomeKit. Das System von Apple nimmt langsam Geschwindigkeit auf. Und wenn sich das durchsetzt, kann man das ganze nicht kompatible Zeug gleich wieder bei Ebay verscheuern. Ach, ich weiß auch nicht. Ich würde ja einem europäischen Hersteller den Durchbruch gönnen. Aber einfacher wäre es wohl, wenn Apple das ganze Wirrwarr auflöst und 2016 durchstartet. Bis Mitte 2016 sollen einige neue HomeKit-Geräte kommen, wie Funkstecker, Türschlösser und Thermostate. Es geht los. Endlich mal.

Aber immerhin: Das Leben wird zumindest dank einiger Kleinigkeiten angenehmer. Telefon- und Datenroaming wird im Frühjahr EU-weit spottbillig. An Flughäfen soll es hinter den Sicherheitskontrollen mehr und mehr 1-Euro-Wasser geben und die Deutsche Bahn hat kostenloses WLAN im ICE versprochen. Im ganzen Zug.

Damit haben wir uns ja eigentlich ja auch verhältnismäßig viel vorgenommen für 2016. Guten Rutsch!

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