Werner knallhart

Die vier unappetitlichsten Frühstücks-Irrtümer

Gepflegt zu frühstücken ist nichts für Anfänger. Hier ein paar sehr subjektive Verbesserungsvorschläge für einen neu überarbeiteten Start in den Tag.

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Die zehn größten Trends in der Ernährung
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Ich habe mit meiner lieben Mutter einen Deal. Wenn sie mir beim Frühstück sagt, ich solle doch mehr essen und ob ich denn abnehmen wolle, weil ich Portionen verdrücke wie ein Spatz und dass man den Tag doch gut gestärkt beginnen solle, dann reise ich ab.

Denn mindestens genauso wichtig ist es doch, seinen Tag ohne pochenden Hals zu beginnen. Gerade auf nüchternen Magen. Und ich habe auch auf Familienfeiern morgens einfach keinen Hunger. Aber das möchte ich lieber später vertiefen. Stichwort Emotionen. Es gibt ja noch schöne andere Irrtümer beim Frühstück:

Irrtum 1: Was Bäckereien Croissants nennen, sind Buttercroissants

Ich will gar nicht darauf eingehen, dass Croissants Kalorienbomben sind. Gut und gerne 300 Kcal stopft man sich mit einem Croissant rein. Zum Vergleich: Eine Brezel kommt auf rund 175 Kcal. Naja.

„Croissants“ dürfen mit billigem Plattenfett gemacht werden. Diese Pflanzenfette enthalten nicht nur ungesunde Transfettsäuren, sondern sie erzeugen auch diesen berühmten Margarine-Fettfilm am Gaumen. Dieses Ngangngan-Gefühl.

Aber wenn man sich schon etwas so fettiges gönnt wie ein Croissant, dann sollte es auch lecker sein. Und ein ordentliches Croissant ist doch einfach das „Buttercroissant“. Das darf zwar Butteraroma enthalten, wird aber immerhin auch wirklich mit Butter hergestellt.

Doch ein polnischer Bekannter sagte mir kürzlich: „Ihr Deutschen formt die perfekten Croissants. Aber die schmecken wie Brot.“ Und wenn Sie mich fragen: Vieles, was da so bei den Bäckern in der Auslage liegt, ist wirklich eher eine Croissant-Parodie. Eine Frühstücks-Frechheit.

Was steckt in unserem Essen?
Gestreckter KaffeeUm mehr Geld zu verdienen kommt es immer wieder vor, dass Hersteller ihren Kaffee strecken. Dafür mischen sie laut einer NDR-Reportage den gemahlenen Bohnen zu etwa zehn Prozent den Stoff Maltodextrin bei. Dabei handelt es sich um eine Zuckerart, die in der Lebensmittelindustrie als günstiger Füllstoff eingesetzt wird. Auch Karamell wird zum Strecken verwendet. Kunden sollten im Supermarkt bei der Aufschrift "Melange" hellhörig werden. Auch im Kleingedruckten geben die Hersteller an, ob sie das Produkt gestreckt haben. Damit gibt es keine rechtlichen Konsequenzen. Quelle: dpa
Ewig frisches FleischSeit Tagen liegt das Hackfleisch im Kühlschrank und noch immer sieht es frisch aus. Die Lebensmittelindustrie macht es möglich, indem sie einfach ein Gasgemisch mit viel Sauerstoff in die Verpackung pumpt. Dadurch bleibt das Fleisch optisch frisch. Am Geschmack lässt sich das Alter dann aber doch erkennen. Das Max-Rubner-Institut hat herausgefunden, dass derartig behandelte Ware ranzig schmeckt. Außerdem soll das Gasgemisch das Wachstum bestimmter Bakterien fördern. Quelle: dpa
Gefärbte OlivenIm Handel werden sowohl schwarze als auch grüne Oliven vertrieben. Schwarze Oliven gelten dabei als besondere Delikatesse, da sie schon reif und damit vollmundiger im Geschmack sind. Die grünen Oliven sind noch sehr jung und damit eher herb und säuerlich im Geschmack. Weil sich die schwarzen Exemplare besser verkaufen lassen, sind findige Hersteller auf die Idee gekommen, grüne Oliven einfach schwarz zu färben. Rein optisch ist es sehr schwer die echten von den gefälschten schwarzen Oliven im Glas unterscheiden zu können. Wer wissen will, welche Oliven er kauft, muss einen Blick auf die Zutatenliste werfen. Sind die Stabilisatoren Eisen-2-Gluconat oder Eisen-2-Lactat aufgelistet, handelt es sich um Trickserei. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
Natürliche AromenVielen Verbrauchern ist es wichtig, dass in Produkten keine oder zumindest wenig Chemie enthalten ist. Wer aber darauf vertraut, dass in einer Erdbeermarmelade mit "natürlichen Aromen" nur Erdbeeren und Zucker enthalten sind, der kann sich täuschen. Natürliche Aromen können nämlich auch pflanzliche Öle sein, die dem Obstgeschmack nahe kommen. Quelle: dpa
PestoSo beklagt die Verbraucherorganisation Foodwatch, dass beispielsweise im Pesto Verde der Marke Bertolli (Unilever) Cashewnüsse, Pflanzenöl, Aroma und Säuerungsmittel enthalten sind. Dabei wirbt Unilever mit "original italienischer Rezeptur", "nur die besten Zutaten", "feinstes Bertolli Olivenöl" und Pinienkernen. Mehr als ein Fingerhut voll Olivenöl muss aber gar nicht drin sein und auch die teuren Pinienkernen müssen nur zu einem geringen Teil enthalten sein. Quelle: Fotolia
PuddingAuch im Pudding muss nicht drin sein, was draufsteht: So reicht es beispielsweise, wenn im Schokoladenpudding ein Prozent echtes Kakaopulver enthalten ist. Der Rest darf eine bunte Mischung aus Aromen, Zucker, Fett und Gelatine sein. Nur wenn weniger als ein Prozent Kakao - also Schokolade - im Schokopudding ist, muss das entsprechend deklariert werden. Quelle: dpa/dpaweb
FruchtsaftgetränkeAuch bei Fruchtsäften müssen Verbraucher aufmerksam sein. Nur, wenn auf der Packung "Fruchtsaft aus 100 Prozent Frucht" steht, ist tatsächlich nichts anderes drin. Die deutsche Fruchtsaftverordnung erlaubt allerdings auch die Verwendung von Fruchtsaftkonzentrat und 15 Gramm zusätzlichem Zucker pro Liter Saft. Saft aus Zitronen, Limetten, Bergamotten und schwarzen, roten oder weißen Johannisbeeren darf mehr Zucker zugesetzt werden. Beim Fruchtnektar handelt es sich dagegen um eine Mischung aus Fruchtsaft und/oder Fruchtmark, Wasser und Zucker. Der Fruchtanteil beträgt 25 bis 50 Prozent. Noch niedriger ist der Fruchtanteil bei Fruchtsaftgetränken: Bei Orangensaft liegt dieser bei sechs Prozent, bei Traubensaft und Apfelsaft bei 30 Prozent. Bei Eistees reicht es, wenn Obst auf der Packung abgebildet ist, enthalten sein muss keins. So beanstandet Foodwatch den Pfanner-Eistee "Zitrone-Physalis", in dem die Menge an Physalis ist so gering ist, dass sie nicht einmal deklariert werden muss. Im zwei-Liter-Karton sind außerdem enthalten: 44 Stück Würfelzucker, 15 Prozent gelber Tee, Aromen und E330 (Zitronensäure). Quelle: dapd

Haben Sie mal darauf geachtet, wie die deutschen Croissants aussehen? So, als wollte man den Franzosen sagen: „Kinners, guckt mal her, wir pusten euer mickriges Croissant jetzt mal auf, dann sieht das doch schon nach viel mehr aus. Und damit das nicht so krümelt, darf es natürlich nicht knusprig sein. Wie soll man das Riesending sonst beim Autofahren essen? Und glänzen sollte es auch nicht so blöd. Das macht dann auch keine Flecken. Und fertig ist ein deutsches Milchbrötchen in Hörnchenform.

Fragen Sie mal einen Franzosen: Ein Croissant muss außen knusprig glänzen und innen fett und weich sein. Der Teig darf sich noch ein bisschen in fluffigen Lagen ziehen, wenn man es bricht, und wenn ein Croissant ordentlich gebacken ist, dann braucht man auch keine Marmelade. So viel zu den Kalorien.

Irrtum 2: Müsli zum Frühstück ist besser als Sahnetorte

Wieviel soll der Staat regeln? Soll er eine Steuer auf süße Getränke erheben, je nach Zuckergehalt, so wie es in anderen Ländern schon üblich ist? Und was ist mit der Besteuerung von Müsli? Jaha, Müsli! Was da mitunter als Müsli verkauft wird, erinnert eher an Keks-Bruch.

Beispiel: Kennen Sie diese schwedischen Haferkekse, die im Karton mit Klarsichtfolie verkauft werden? Diese Kekse kommen auf 490 Kcal auf 100 Gramm. Und jetzt nehmen wir mal das geröstete Bio-Knuspermüsli „Dinkel-Hafer-Crunchy“ von Alnatura, wie sie es etwa bei dm finden. 437 Kcal! 13 Prozent Zucker! Reine Haferflocken haben von Natur aus nur gut 1 Prozent Zucker. Was unterscheidet das Crunchy dann noch von Keksen?

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