Werner knallhart

Amazons Schwachstelle ist die DHL-Packstation

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Falsche Pakete – oder falsche Packstation

Fallstrick 4: Die Lieferung an einen Dritten gelangt nicht in die Packstation

Ich habe einst drei Anläufe gebraucht, um einen Eimer zu kaufen. Und hier wurde ein veritables Kommunikationsproblem zwischen Amazon und DHL offenbar, das vor allem dem Kunden auf den Geist geht. Denn wenn DHL Amazon gegenüber behauptet, die Sendung sei zugestellt, dann bekommt diese Info auch der Kunde in der Amazon-App so mitgeteilt. Das Perfide: Es ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich, WO zugestellt. Ich benötigte einige Zeit, um mithilfe der kleinteiligen minutengenauen Sendungsverfolgung zu begreifen: Zugestellt ja, aber beim Verkäufer Amazon selber. Menno!

Ob hier DHL Amazon falsch informiert oder ob das Amazon-System vom „zugestellt beim Absender“ überfordert ist, weiß ich nicht. Da ich das Ganze aber einem Freund an seine Packstation-Adresse zugeschickt habe, hatte ich die fehlende DHL-SMS obendrein nicht erwartet und somit nicht vermisst.

Ohne Zutun des Käufers (privat, wird für die Rechercheleistung nicht bezahlt) wäre die verbockte Aufgabe des Logistikers (macht die irrsten Umsätze mit dem Online-Boom) dem Auftraggeber Amazon womöglich nie aufgefallen.

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Fallstrick 5: Die Lieferung ist nicht für einen bestimmt

Die Krönung. Ich erwartete eine Lieferung an die Packstation, öffnete das Fach am Kölner Hauptbahnhof. Das Paket war an eine mir fremde Person adressiert. Ein Autoersatzteil. Ich habe kein Auto. Ich rief DHL an. Ergebnis: Ich hatte die Sendung mit Öffnen des Fachs angenommen. Selber schuld. Hä? Ich sagte: „Ich möchte die Sendung wieder in die Packstation legen.“ Das gehe nicht. Ich versuchte, das Paket eigenmächtig in das noch offen stehende Fach zurückzulegen. Die Tür hatte aber wegen des Telefonats zu lange offengestanden und ließ sich nicht mehr verriegeln. Verdammt. Mit Puls 180 (Zug fuhr gleich) stürmte ich eine Etage weiter oben in einen Laden, der auch DHL-Dienstleistungen anbot. Dort hetzte ich an der Warteschlange vorbei nach vorne und pfefferte das Paket auf den Tresen. „Falsch zugestellt“, schnaufte ich angestrengt lächelnd und machte mich aus dem Staub, bis jemand auch nur ahnen konnte: DHL musste hier gerade den DHL-Murks selber ausbaden. Die Armen. Aber ich fand mich ärmer dran.

Fallstrick 6: Das Fach ist zu klein.

Gerade vor kurzem wollte ich ein Paket abholen, das offenbar nur eine Atombreite kleiner war als das Fach. Es ließ sich nicht herausziehen. Wie hatte der Bote es dort hineinbekommen? War die Verpackung aufgequollen? Es bot sich kein Ansatzpunkt für die Finger zum Ziehen. Es blieb mir nichts anderes, als mit dem Bart meines Haustürschlüssels das Klebeband des Kartons zu zerfetzen, das Klebeband soweit wie möglich abzureißen und es als Griff zu verwenden, an dem sich das Paket mit Kraft herausziehen ließ. Zum Glück riss das Band nicht ab. Extra für mich ein größeres Fach zu befüllen, hätte den Boten wahrscheinlich zu viel Zeit gekostet. Ich habe gerne mitgearbeitet. War mal was Neues. Eine Packstation-OP an der offenen Klappe.

Fallstrick 7: Packstation gegen den Willen des Amazon-Kunden

Selbst Kunden, die noch nie eine Packstation genutzt haben, werden mit ins Verderben gezogen. Da lag eine Abholkarte für die Packstation im Briefkasten, obwohl die Lieferung an mich zuhause gehen sollte. Was sollte das denn? DHL erklärt das so: „Diese Benachrichtigungskarte wird in erster Linie eingesetzt, damit Sie die Packstation unverbindlich testen können und sich von der Einfachheit des Services überzeugen können.“

Oh, das ist aber lieb. Aber danke! ICH KENNE DIE EINFACHHEIT DER PACKSTATION!

Meine flehende Bitte an DHL: Kriegen Sie die Packstation in den Griff. Sonst baut Amazon noch schneller noch mehr eigene. Mit eigenen Boten. Arbeitsplätze, die nicht bei DHL entstehen, sondern bei Amazon. Aus Kundensicht nicht das Schlechteste. Aber ich nehme an, da sind sich Deutsche Post DHL, die Gewerkschaften und Politik einig: Es gibt Angenehmeres.

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