
Kundennähe praktizieren die Kassiererinnen und Kassierer bei Rewe neuerdings so:
"Hallo."
"Hallo."
Piep. Piep. Piep.
"Dann sind das 27 Euro 59. Haben Sie eine Paybackkarte?"
"Sehe ich so aus?"
"Keine Ahnung. Ich frage ja nur."





Wenn eine 22-jährige Rewe-Vollzeitbeschäftigte täglich vier Stunden an der Kasse sitzt und im Schnitt alle drei Minuten einen neuen Kunden hat, dann sabbelt sie diese Frage ab jetzt bis zur Rente rund 790.000 herunter. Denn Rewe macht ab sofort mit bei Payback.
Denen ist offenbar nichts Eigenes eingefallen. Und so zeichnet Payback jetzt auch bei Rewe das Kaufverhalten seiner Karteninhaber auf. Wie schon bei dm, Aral, Ebay, Real oder Zalando. Dabei weiß Payback genau, um welchen Kunden es geht. Persönliche Daten wie Name und Adresse des Karteninhabers sind dem Unternehmen nämlich bekannt.
So, und jetzt anschnallen. Denn jetzt kommt fast zeitgleich Kaiser's. Da wollten wir Kunden und Internet-User uns gerade damit abfinden, allumfassend 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche überwacht und bespitzelt zu werden. Da sagt Kaiser's wortwörtlich: "Wir wollen keine persönlichen Angaben von Ihnen: keinen Namen, keine E-Mail-Adresse, kein Geburtsdatum, kein Sternzeichen. Unsere neue ExtraKarte speichert nur, was Sie eingekauft haben - und nicht, wer Sie sind! Nur mit Ihren Einkäufen finden wir heraus, was Sie mögen und was nicht. Je häufiger Sie mit der ExtraKarte einkaufen, desto besser werden wir."
Solch ein anonymes Loyalty-System gibt es in Deutschland sonst noch nirgends. Ich habe es mal ausprobiert. Exklusiv für Sie! Um es vorwegzunehmen: Die ExtraKarte funktioniert zweigleisig.
Zum einen sammeln die Kunden klassisch Punkte. Für jeden bei Kaiser's investierten Euro bekommt man fünf. Ab 150 Punkten gibt es Geschenke. Sprich: Wenn man zusammengerechnet mindestens 30 Euro bei Kaiser's gelassen hat. Derzeit gibt es für 150 Punkte einen Kinderriegel. Der kostet bei Kaiser's normalerweise 39 Cent. Bei 30 Euro Einkauf 39 Cent geschenkt: Das ist ein Rabatt von 1,3 Prozent.
Ab 1.000 Punkten (also für 200 Euro) gibt es zum Beispiel ein Glas Nutella umsonst dazu. Bei einem Kaiser's-Preis von 2,49 Euro pro Glas ist das ein Rabatt von rund 1,25. Hups! Wer länger sammelt, spart weniger. Aber immerhin deutlich mehr als ein Prozent.
Bei Rewe bekommt man mit Payback pro zwei investierten Euros einen Punkt. Und erhält dafür dann zum Beispiel Einkaufsgutscheine. Man kann also selber aussuchen, für was man seine Punkte eintauscht. Aber für 200 Punkte gibt es nur zwei Euro zurück, für 1.000 Punkte zehn Euro. Das ist ein Rabatt von lachhaften 0,5 Prozent. Geben Sie für 0,5 Prozent Rabatt Ihre persönlichen Daten preis und schleppen immer eine Karte mit sich rum?
Halten wir fest: Bei Kaiser's gibt es bei einem anonymen Einkauf von 30 Euro als Dank Schokolade geschenkt. Bei Rewe sparen Sie hingegen als gläserner Kunde rein rechnerisch bei einem 30-Euro-Einkauf 15 Cent, die Sie aber erst ab einem Umsatz von 400 Euro (200 Punkten) zu einem 2-Euro-Gutschein umwandeln können.
Was hat mehr Charme? Ich bin jetzt kein Marketing-Fachmann, aber ich stelle mir gerade die Szene am Abendbrottisch vor. Welche Variante ist lebensnäher?
"Ach, und dann haben sie mir heute bei Kaiser's tatsächlich einen Kinderriegel geschenkt."
"Ach, und dann haben sie mir heute bei Rewe ganze 15 Cent gutgeschrieben."
Ich habe mich schon entschieden.