Werner knallhart

Konsumdisziplin: Zügeln Sie sich doch mal!

Süße Getränke zum Durstlöschen, Chips zum Fernsehen, Rauchen nach dem Essen: Warum sind wir Verbraucher so dämlich und lassen es nicht einfach sein? Man kann ja klein anfangen: bei der Cola.

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Quelle: dpa

Ich sag es gleich, sonst heißt es am Ende, ich sei ein alter Klugscheißer, der Vernunft verordnen will: Ich selber reiße mich auch nicht so zusammen, wie es 100-prozentig schlau wäre. Aber mehr als früher. Ich habe mich nämlich selber ausgetrickst. Mit folgendem Gedankenkonstrukt:

1.     Man fragt sich: Was an meinem Konsumverhalten ist einfach bescheuert?

2.     Dann unterteilt man:

a.     Was kann ich davon problemlos sein lassen, ohne zu leiden? Das lässt man ab sofort sein.

b.     Wo müsste ich mich disziplinieren, damit mein bescheuertes Verhalten weniger bescheuert ist?

Und in 2b steckt der Trick. Wenn ich mir selber eingestehen müsste, dass ich es nicht hinbekomme, das Bescheuerte in meinem Leben durch freiwillige Verhaltensänderung abzustellen, was wäre ich dann für ein Weichling? Ich muss etwas opfern, um auf der anderen Seite umso mehr zu gewinnen: besseres Wohlbefinden, bessere Blutwerte, höhere Lebenserwartung.

Anders herum die Kontroll-Überlegung: Stünde am Ende des Lebens: Fünf Jahre länger gelebt aber wegen des Verzichts keine Lebensqualität mehr gehabt, sollte man es lassen mit der Veränderung. Genau darum geht es.

Spielen wir es mal durch mit Limonade:

Man soll ja schön viel trinken. Das Blöde: Viele löschen ihren Durst mit Cola und Orangenlimo. Coca-Cola hat 10,6 Gramm Zucker auf 100 ml. Bei einem 0,5-Liter-Fläschchen Cola, das viele schon vor dem Kantinenbesuch wegsüffeln, schluckt man also 53 Gramm Zucker runter. Das sind ungefähr 18 Zuckerwürfel. Lutschen Sie die mal über einen Tag hinweg. Das ist so viel Zucker wie in einer ganzen Tafel Schokolade. In die Blutbahn einfach so zum Durstlöschen zwischendurch.

Von Experten der Weltgesundheitsorganisation empfohlen werden 24 Gramm Zucker für Frauen und 30 Gramm für Männer. Insgesamt! Pro Tag! 

Ein Bekannter, dessen Bauchansatz in den vergangenen Monaten in einem Maße angewachsen war, dass die ersten Scherze kamen, hatte jüngst für sich ausgerechnet: „Oh Mist, ich trinke an einem normalen Arbeitstag nebenher 36 Stücke Zucker. Pro Woche 180 Stück.“ Ein halbes Kilo Zucker. 

Nun gibt es ja Alternativen: Fruchtsäfte? Nein, die haben ähnlich viel Zucker. Schorlen haben die Hälfte, Wasser hat gar keinen Zucker. Das schmeckt aber auch nach nichts. Sie wissen, was jetzt kommt: Cola light. Die hat gar keinen Zucker und praktisch keine Kalorien. 

Und ich frage mich: Warum trinkt die nicht jeder? Wirklich. Ja, ich kenne die Argumente.

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