Werner knallhart

Bringt der Fasten-Trend unsere Frühstücksfirmen in Gefahr?

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Mit dem Frühstück fallen so einige Lebensmittel unter den Tisch

Ich spreche übrigens aus Erfahrung. Ich faste seit mehr als einem Jahr im Intervall und habe gemerkt: Ob ich nun frühstücke oder nicht: Spätestens um 13 Uhr knurrt mir der Magen. Dann kann ich mir das Frühstück auch sparen. Und das tue ich seitdem. Ausnahmen: Urlaub, Einladungen oder mal sonntags. Null Hunger-Stress, null soziale Isolation, null schlechtes Gewissen. Und mehrere meiner Kollegen und Freunde versuchen es auch. Ergebnis: Überall fällt das Frühstück weg.

Sollte sich das mit dem Intervallfasten noch weiter durchsetzen, wird das Frühstück zum Wochenend-Ereignis.

Das Gute ist: Mit dem Frühstück fallen im Zweifel lauter überzuckerte Lebensmittel unter den Tisch: Nutella, Marmelade, Honig, gezuckerter Fruchtjoghurt, Fruchtsäfte, Fertigsmoothies, weißer Toast und Weißbrötchen (dessen Stärke den Blutzuckerspiegel hochschießen lässt), Croissants, mit Zucker und Fett verklebtes Knuspermüsli und dann diese als Getreidemahlzeit getarnten Minikekse im Frühstücksflockenformat, mitunter gefüllt mit Nougat! Kellogg´s Smacks haben pro 100 Gramm mit 34 Gramm ganze 56 Prozent mehr Zucker als ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte von Coppenrath&Wiese (mit 21 Gramm).

Viele industriellen Frühstücks-Produkte sind ungesünder als der Nachtisch am Abend. Und ein katastrophaler Start in den Tag für unseren Bauch. Dann lieber erst essen, wenn man wirklich Hunger hat.

Ich würde zu gerne wissen, wie viele Leute sich das Frühstück abgewöhnen würden, wenn sie es nur einmal für eine Woche ausprobieren würden. Zuhause gemeinsam starten bei einem Glas Tee. Statt Puddingteilchen und Butterbrezeln auf die Hand gäbe es bei Pendlern den schwarzen Kaffee ohne Milch und Zucker mit in die S-Bahn oder in den Becherhalter im Auto. Das spart sogar Geld!

Insofern ist es kein guter Trend aus Sicht derer, die unser Frühstück liefern: Marken wie Kellogg´s, Dr. Oetker Vitalis, Schwartau, Zentis, Hohes C, Müller Milch, Bärenmarke – aber auch die Bäckereien würden Abendbrot-Zulieferer.

Es heißt schon heute nicht mehr wie einst „Rama macht das Frühstück gut“, sondern „Rama macht das Essen gut“. Frühstück allein reicht nicht. Wie wird das werden?

Noch ist Frühstück wegzulassen ein Nischending. Aber wie schnell werden Selbstverständlichkeiten plötzlich von den Kunden hinterfragt: Statt Butter dann Olivenöl, statt Fleisch Fisch, statt Cola die Cola Zero, statt Vollmilch konsumieren wir heute überwiegend fettarme Milch. Heute gibt es sogar Hafermilch und Mandelmilch bei Lidl.

Mal sehen, wann die ersten Müsli-Hersteller ihre Produkte als den Snack zwischendurch promoten, wann die Marmelade auf Brot dem Kuchen am Mittag Konkurrenz macht oder als süßer Klecks im Joghurt am Nachmittag. Und Smacks als süße Alternative zu Kuchen.

Es macht Spaß zu sehen, wie sich Trends andeuten. Und das Frühstück wird nicht sterben. Es gibt ja noch den Sonntag.

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