Werner knallhart

Weihnachten als Konsumrausch: Gut so!

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Sehen wir das Fest des Kapitalismus mal positiv

Geborgenheit finden die meisten Menschen wohl auch deshalb an Weihnachten ganz gut ohne Gottesdienst. In der Familie und mit Freunden.

Und sie suchen ihr Glück auch in gutem Essen und in vielen, vielen Geschenken unterm Weihnachtsbaum. Der Kaufrausch stresst viele. Und einige haben das Gefühl, sie können finanziell nicht den Erwartungen der anderen gerecht werden. Das ist kein schönes Gefühl und dann ist der Bogen überspannt.

Aber sehen wir dieses Fest des Kapitalismus mal positiv. Der Bestsellerautor Yuval Noah Harari zieht in seinem Buch „Homo Deus - eine Geschichte von Morgen“ mal Bilanz: Der Kapitalismus in der Welt leistete einen wichtigen Beitrag zur globalen Harmonie. Motto: Der Gewinn des anderen ist auch mein Gewinn. Nicht gegeneinander, sondern miteinander. „Das hat vermutlich mehr zur globalen Harmonie beigetragen als Jahrhunderte langes christliches Predigen darüber, dass man seinen Nächsten lieben und die andere Wange hinhalten solle.“

Die beliebtesten Weihnachtsgeschenke

Und tatsächlich: Wären Deutschland und die Türkei nicht so eng wirtschaftlich verwoben, wer weiß, wie sich die Flüchtlingskrise entwickelt hätte? Und wie viel leichter ließen sich Bomben auf andere Länder rund um den Globus werfen, hätte man nicht Angst vor den wirtschaftlichen Konsequenzen im eigenen Land, wenn es in anderen Weltregionen ökonomisch abwärts geht.

Den Nächsten lieben, damit es einem selber besser geht. Das mag egoistisch sein. Aber den Nächsten zu lieben, um selber das ewige Leben nach dem irdischen Tod zu erlangen, ist nicht minder selbstbezogen.

Kapitalismus als Friedensgarant. Das ist keine absurde Idee. Und deshalb hat auch der Konsumrausch an Weihnachten sein Gutes im eigenen Land: Er ist nichts anderes als eine explodierende Binnennachfrage. Die wollen doch alle. Viele Weihnachtsgeschenke machen Hunderttausende von Arbeitsplätzen sicherer - im stationären Handel in der Fußgängerzone, bei Online-Shops, in Supermärkten, bei den Logistikern wie DHL und Hermes und natürlich bei den Produzenten der verschenkten Waren.

Wer schenkt, macht nicht nur seine Lieben glücklich, sondern sogar ihm gänzlich Unbekannte. Das ist nicht nur gelebte Nächstenliebe, sondern irgendwie sogar unbeabsichtigt Wildfremdenliebe. Und die bewirkt was.

So gesehen wird Weihnachten dem Anspruch an ein Fest der Liebe doch ziemlich gerecht.

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