Werner knallhart

Würden Sie auch gerne in einem alten Karstadt wohnen?

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Startschuss für das neue Wohnen im Zentrum

Aber Leerstand bringt gar nichts. Und wo soll die Trendwende im stationären Einzelhandel und im Büro-Gewerbe herkommen? Dass wir plötzlich sagen: Onlineshopping ist uns doch zu unpraktisch – lieber wieder mit dem Auto in die verstopfte Stadt und dann Tüten durch Parkhäuser schleppen? Riesige Großraumbüros für alle sind plötzlich doch wieder effizienter, gesünder und besser für die Work-Life-Balance als 80 Prozent Homeoffice plus 20 Prozent Büro?

All dies wäre eine radikale Trendumkehr. Ein realitätsnaher Auslöser fällt mir nicht ein. Eine Pandemie, die sich vor allem im Homeoffice überträgt und nur durch Zusammenrottung aufgehalten werden kann? Die neue Erkenntnis, dass der Klimawandel erst durch höheren CO2-Ausstoß gestoppt werden kann? Man müsste für ein Zurück zum Alten wohl schon das gesamte Internet abschalten.

Die Menschen erobern sich doch gerade schon die Innenstädte zurück: Vierspurige Durchgangsstraßen werden zu zweispurigen mit Busspur, Radweg und Tempo 30. Parkplätze werden zu Sitzgelegenheiten, Parken wird teurer, City-Mauts sind im Gespräch.

Da könnte Corona doch zusätzlich der Startschuss für das neue Wohnen im Zentrum sein.

So wird Leerstand verhindert und die Wohnungsnot gelindert.


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Klar, da müssen jetzt sicher ein paar Regeln geändert und Konventionen über Bord geschmissen werden. Aber das können wir! Wir können neu. Erinnern wir uns ans Frühjahr, als es hieß: Hihi, guck mal, in Asien gibt es Corona-Test-Drive-Ins. Mund-Nase-Bedeckungen galten als Unsinn. Und seit August 2020 steht Atemschutzmaske im neuen Duden.

Vielleicht heißt es dort bald ja nicht mehr nur „Loft“. Vielleicht steht in der nächsten Ausgabe ja auch so etwas wie „Ladenwohnung“, „Shop-Flat“ oder „Warenhausappartement“.

Also, hier das Gedankenexperiment: Ich würde gerne irgendwann vor die Haustür in die Fußgängerzone treten und vor mir wäre direkt ein Rossmann (wo man sich praktisch alle drei Monate zuverlässig gegen dieses nervige neue Covid-24 impfen lassen könnte). Zehn Meter daneben in der alten Parfümerie (deren Inhaber mittlerweile viel erfolgreicher online verkaufen würde) duftete es nach Kaffee und frisch gebackenen Brötchen – und Studenten frühstückten und studierten per Laptop und Sprachübersetzer-App im Ohr an Unis aus aller Welt. Darüber in der ehemaligen Sparkasse würden schon die Kinder vor den Fenstern der City-Kita herumhüpfen. Und die WG von schräg gegenüber würde nach der Einzugsparty gerade die Kästen mit den leeren Pfandflaschen ins autonom angerollte E-Mobil von Rewe laden.

Aber ich müsste dann schnell wieder rein. Auf dem Dach unseres Hauses würde ich nämlich die Galeria-Kaufhof-Karstadt-Lieferdrohne erwarten. Die hätten am Ende dann doch alles richtig gemacht.

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Milliarden von Menschen ziehen in Metropolen und Herausforderungen wie Verkehrskollaps, Klimawandel oder soziale Ungleichheit müssen dort gelöst werden. Die Folge: Der Staat von morgen wird in der Stadt gemacht. Die Stadt ist das Problem – und auch die Lösung.

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