Werner knallhart

Mit eigenem Becher zu McCafé: elegant oder eklig?

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Vorreiter mit hygienischen Mehrwegsystem

Ich: „Aber warum?“
„Ihr Becher ist zu groß. Der passt nicht unter die Maschine.“

Ich schlucke. Mein Becher ist nicht mini, ok, aber ein Standard-Becher mit 360 Milliliter Füllvolumen für mittelgroße Getränke. Ich habe eben mal bei Amazon geguckt: Die meisten anderen sind größer. Wie soll das bei McCafé weitergehen?

So will McDonald´s aus der Krise

Zusammengefasst: Mal angenommen, bei McCafé würde jeder noch einmal kurz nachdenken (und zum Beispiel Mehrweg-Umfüll-Kännchen verwenden) und das System mit dem eigenen mitgebrachten Becher würde rund laufen:

Vorteil: 100 Prozent Mehrweg

Nachteil: Weil den Verkäufern die Füllmenge des Bechers unbekannt ist, können Getränke kaum mehr nach klein-mittel-groß verkauft werden, es sei denn, das Getränk kommt aus einer Maschine, die den Milchanteil voreingestellt bekommen hat. So etwas gibt es aber meist nur in SB-Bäckereien.

Ekel-Faktor: Oh, Gott! Gut, im Bargeld-Land Deutschland fassen viele Baristas erst das Bargeld an und dann greifen sie zu Tassen und Croissant-Zangen und öffnen Milchpackungen. Geschmuddelt wird also eh schon. Nun aber fummeln die Verkäufer auch noch an Bechern herum, die die Kunden zuvor selber irgendwie gespült haben - oder auch nicht - und müssen demnach mitunter ohne Handschuhe die fremden Mundstücke abschrauben. Und berührt der Stutzen der Espresso-Maschine und die Milchkannen-Tülle beim Einschenken auch mit Sicherheit nicht den Rand des fremden Bechers?

Gnn! Viele Leute sind da unbedarft und ekelfest (siehe DB-Lounge, wo Leute trotz gegenteiliger schriftlicher Bitte ihre Gläser austrinken und mit dem eingespeichelten Rand des Glases dann erneut den Getränkespender betätigen). Für andere (wie mich), passt es irgendwie nicht zu einem Gastronomen, dass er das Geschirr wildfremder Leute in seine Küchen-Bereich stellt, in dem kurz darauf andere Tassen und Teller herumgeschoben werden. Bazillen-Schleudern gehören in die Kasse, nicht auf das Gitter der Espresso-Maschine.

Einkommen der McDonald’s Kunden

System 3: Das Bielefelder Modell (nur die hauseigenen Mehrwegbecher)

Mir seit längerer Zeit bekannt aus Bielefeld. Einige Cafés starten Initiativen auf eigene Faust und verkaufen ihre hübschen Mehrwegbecher (hübsche, nicht coole) mit ihrem Branding und auch mit Thermo-Isolierung und Mehrweg-Deckel.

Vorteil: besser allein, als gar keiner. Und die Gastronomen kennen das Füllvolumen ihrer Becher.

Nachteil: Irgendwann schleppt man in seinem Portemonnaie zehn Café-Stempel-Karten mit - und in einem Rollkoffer zehn passende Kaffeebecher hinter sich her. Nicht sehr zukunftsweisend.

Ekelfaktor: Nun ja, der gleiche wie bei System 2. Jeder legt je nach Eile am heimischen Spülbecken den eigenen Hygiene-Standard fest.

Fazit: Ich muss sagen, Freiburg ist und bleibt offizieller Vorreiter mit seinem hygienischen Mehrwegsystem Nr. 1, bei dem man außerdem ohne Becher im Laden antanzen kann. Mehrweg ist dort immer frisch gespült vorrätig. Und wenn schon wegen auslaufender Milchschaumreste nicht die Tasche rein bleibt, so bleibt es zumindest das Gewissen.

Oder: Vielleicht entsteht ja in Freiburg ein neues Pfandbecher-Spendensystem vergleichbar mit der neben den Mülleimer gestellten leeren Bierdose. Für Flaschensammler wäre das neue Mehrweg-Coffee-to-go dann eine interessante Alternative.

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